Quelle (mit Bildern): http://www.derwesten.de/staedte/bottrop/Achterbahn-auf-Heimaturlaub-id2276433.htmlBottrop: Während der Movie Park Kirchhellen im Winterschlaf liegt, haben die Techniker um Norbert Weimann Hauptsaison. Wir öffneten das eigentlich verschlossene Türchen zum Freizeitpark - Teil 18 unserer Serie.
Eiszapfen an den Vordächern zeugen von der klirrenden Kälte. Die Fenster der Saloons sind mit grünen Folien abgedeckt. Wo sich Ende Oktober noch 27.000 Menschen tummelten, sind die Straßen nun wie leer gefegt. Die Zeiger der dunklen Uhr stehen still. Es könnte die gespenstische Ruhe vor einem Western-Duell sein. Es ist: der Winterschlaf des Movie Park Kirchhellen.
Aus der Ferne durchbricht ein Knattern die Stille. Was für andere der Winterschlaf, ist für das Techniker-Team um Norbert Weimann die Hauptsaison. Lutz Lehmann und Rene Biersa haben gerade eine Maschine angeworfen, die einem Becken des „Dora's Big River Adventure” das Wasser entziehen soll. Dafür mussten sie zuvor das Eis aufschlagen, das der Kälteeinbruch der Attraktion beschert hat. Einige Meter weiter gucken zwei Krokodilköpfe mit weit aufgerissenen Mündern aus dem Eis, so als seien sie gerade schockgefrostet worden. „Die vordere Pumpe im Becken macht leichte Geräusche”, erklärt Norbert Weimann, was anliegt. Wenn das Becken entleert ist, werden seine Kollegen sie über einen Flaschenzug herausholen und überprüfen. „Vielleicht ist sie verschmutzt”, vermutet der 49-jährige Feldhausener, der schon zu Zeiten des Bavaria Filmpark hier arbeitete. „Manchmal hat sich ein Handschuh im Propeller verfangen. Es kann aber auch ein Lagerschaden sein.” Seine Männer werden es herausfinden.
Rund 100 der insgesamt 1.000 Mitarbeiter des Freizeitparks sind über den Winter im Dienst. Installateure lassen das Wasser aus den Fahrgeschäften und den Anlagen der Fressbuden. Die Malerarbeiten sind pünktlich zum Erreichen der Minusgrade bereits abgeschlossen. Im „Bermuda-Dreieck” überprüfen Weimann und Co. die Transportbänder und tauschen Lager aus, die zerbrechlich wirken und nach dem Neustart am 26. März möglicherweise nicht mehr lange halten würden. Einige Wagen der Achterbahnen sind über Winter verreist: Züge des „MP-Express” sind auf Heimaturlaub in den Niederlanden, andere der Holzachterbahn bei den Pflegeeltern der Münchener Firma Gerslauer. Als allzu angenehm dürften sie den Trip allerdings nicht empfinden. Röntgenstrahlen und Ultraschall durchleuchten sie auf feinste Risse. Jeder Wagen muss diese Prozedur alle fünf Jahre über sich ergehen lassen.
Norbert Weimann tritt von einem Kontrollgang im „Time Rider” nach draußen. Nicht mehr lange, dann hat auch er Weihnachtsferien. Aber nur für ein paar Tage. „Im Januar und Februar müssen wir alle abmontierten Teile wieder zusammenbauen, teils Ersatzteile einbauen.” Für Ende Februar erwartet er die TÜV-Prüfungen. „Deren Job ist es ja auch, immer Kleinigkeiten zu beanstanden”, lacht er, während er kalte Luft auspustet. Also folgen Mängelbeseitigungen. Dann aber wird es Ende März: Wenn sich der Park langsam wieder mit Leben füllt, wird es für Norbert Weimann und sein Team etwas ruhiger.