Vom großen Mumpitz und Dornröschen
Am Wochenende öffnen die beiden Rummelplätze des Ruhrgebiets wieder, der Warner-Filmpark und Schloss Beck. Zwischen ihnen liegen nur zehn Fußminuten, weshalb man sich Jahre befehdete. Aber das ist leider vorbei.
Es gehört zu den schönsten Traditionen der Saisoneröffnung, dass die Warner-Leute sich niemals äußern zu ihren Besucherzahlen. So blieben die 2 Mio von 1997 ebenso geheim wie die 1,5 Mio von 1998; und dass man sich seitdem wieder mit einigem Erfolg an die 2 Millionen heranrobbt, darf auch niemand wissen. So war es auch am Dienstag wieder: Nachfragen hier, freundliches Verweigern da. Stattdessen trat ein Zauberer auf, der "Der große Mumpitz" hieß und Warner- Sprecherin Antje Möller zu dem Satz verleitete: "Der große Mumpitz wird mehrmals am Tag bei uns laufen."
Das ist natürlich ein Satz, den man im nächsten Moment ungesagt machen möchte. Und so ging es auch schnell über zu den Neuerungen der Saison, garniert von den branchenüblichen "einzigartig" und "großartig". Das sind im Wesentlichen: zwei neue Stunt-Shows, mehr Action auf den Straßen, mehr Hollywood als High-Tech. Und schließlich wird aus dem Speedy-Gonzalez-Taxi eine Speedy-Gonzalez-Kart-Rennbahn, also aus einem betulichen Kinder-Fahrgeschäft ein Rennkurs für Jugendliche. Milde überinterpretiert, könnte man das so sehen: Warner stärkt sich für das Teenie-Publikum - und überlässt die Kleinen, bis zehn, elf Jahre, eher dem Nachbarn.
Das ist der Freizeitpark Schloss Beck, durch den man geht und unablässig "putzig", "niedlich", "allerliebst" denkt - kleinere Fahrgeschäfte, viel Spielgerät, einfach, aber anregend. Das Schloss in der Mitten, aus dem 18. Jahrhundert, war in den 60er Jahren ziemlich runter. Bis die Familie Kuchenbäcker es übernahm - und über Jahre ihren Park aufbaute. "Das Schloss war Dornröschen. Man musste es nur wecken", sagt Renate Kuchenbäcker (69) heute.
Auch sie stellte dieser Tage ihre Pläne für 2003 vor. Manches Fahrgeschäft wurde mit Fassaden verkleidet, dem Barock nachempfunden; ein neues Spielhaus entstand, und alsbald kommt ein Stofftiermuseum hinzu. Milde überinterpretiert: Man konzentriert sich auf die Kleinen, die noch nicht den Kitzel der Achterbahn suchen.
Warner vs. Beck - das konnte man lange als David gegen Goliath erzählen. Denn natürlich hätten die Amerikaner gern das Schloss gehabt, als Hotel oder Gästehaus, und boten richtig Geld. "Anfangs gab es Kriege, aber das hat sich alles sehr beruhigt", sagt Renate Kuchenbäcker. Und die ganze Wahrheit ist: Katharina Kuchenbäcker (29), die beruflich in Schloss Beck einsteigen wird, macht dieses Jahr ein Praktikum in San Francisco. In einem Park, den Joe Meck leitet; das war der Gründungsdirektor des Filmparks, der sich mit "Ich bin ein Kirchhellener" unvergesslich machte. Der Park in San Francisco sei "einzigartig" und "großartig", mailte Joe an Katharina. Und sie sei herzlich willkommen.
David gegen Goliath schriebe man natürlich lieber.
http://www.schloss-beck.de
http://www.movieworld.de
08.04.2003 Von Hubert Wolf
Quelle: www.waz.de