>Finanzbegriffe und BWL-Kennzahlen sind derzeit nicht international genormt.Mit den IFRS in der EU und US-GAAP in den USA gibt es eigentlich nur zwei dominierende Bilanzierungsrichtlinien, das würde ich schon ziemlich normiert nennen.
>Grundsätzlich rechnet jedes Unternehmen so, wie es will (vereinfacht formuliert).
>Geschäftsberichte und die darin enthaltenen Angaben sagen zwar ein wenig aus, aber nie
>die ganze Wahrheit. Es gibt rechtlich viele Möglichkeiten (Hintertüren), Kapital und
>Gewinne so darzustellen wie man will.
Es gibt zwar immer wieder Wahlmöglichkeiten in IFRS und US-GAAP. Aber das übergeordnete Prinzip ist und bleibt "true and fair view". Zudem müssen im Anhang, insbesondere bei Ausübung von Wahlrechten, die zugrunde liegenden Ansatz-, Ausweis- und Bewertungsverfahren beschrieben werden. So willkürlich wie sich das bei dir anhört, ist es daher bei weitem nicht.
Und da spätestens seit Enron überall angekommen sein dürfte, dass Verschleierungen zwecks Schönung des Gewinns eine Straftat mit ggf. hohen Gefängnisstrafen bedeutet, sind Unternehmen und Wirtschaftsprüfer gleichermaßen vorsichtig und sollten (inzwischen) recht genau auf Einhaltung des "true and fair view"-Prinzips achten.
>Kennzahlen sind wie Statistiken - traue nur denen die du selber "gefälscht" hast!
Wenn ich das als deinen zusammenfassenden Kommentar für die Diskrepanz zwischen operativem Gewinn und Nettoverlust beim Disneyland Resort Paris werten darf, muss ich dir leider auch hier widersprechen. Es handelt sich einfach um zwei verschiedene (von der Bedeutung her übrigens weitgehend normierte) Kennzahlen:
Der operative Gewinn ist vereinfachend gesagt der Umsatz minus die laufenden Kosten im operativen Geschäft (etwa Aufwendungen für Personal und Attraktionen). Es deutet an, dass das Disneyland Resort Paris grundsätzlich einen Ertrag abwirft. Jedoch kommt davon bei den Eigentümern (Aktionären) nicht viel an, da von diesem operativen Gewinn noch Zinsen und Steuern abzuziehen sind. Und die Zinslast ist in Paris leider recht hoch, in 2007 waren es EUR 92 Mio. verglichen zu den EUR 51 Mio. operativen Gewinns. Aus diesem Grunde, d.h. der Art der Finanzierung des Parks, bleibt "unter dem Strich" - wie es der Artikel formuliert - für die Aktionäre doch ein Verlust. Ich hoffe, dies erläutert den Unterschied halbwegs verständlich.
Rattle