Letzte Bearbeitung am 06-Okt-05 um 14:47 Uhr ()
(nachgereicht)Disney-Konzernchef Eisner übergibt nach 21 Jahren Führung an Iger
NEW YORK (dpa-AFX) - Dagobert, Mickey und Co. bekommen einen neuen Chef: An diesem Samstag (Anm.: gemeint war der 01.10.2005) übernimmt Robert Iger (54) endgültig die Führung beim amerikanischen Medien- und Unterhaltungsriesen Walt Disney Co. . Iger war bisher Disney-Präsident und Nummer Zwei. Michael D. Eisner (63) war seit seinem Amtsantritt im Jahr 1984 lange Jahre ungekrönter König der amerikanischen Unterhaltungsbranche. Er war aber in den vergangenen Jahren wegen schwachen Geschäftsgangs und Streitigkeiten mit Disney-Spitzenmanagern und -Geschäftspartnern unter harten Aktionärsdruck gekommen.
Eisner hatte Disney von einem kleinen Filmstudio zu einem der weltgrößten Medien- und Unterhaltungskonzerne gemacht. Der Disney- Umsatz stieg unter seiner Führung um das Zwanzigfache auf 30,8 Milliarden Dollar.
Eisner Erfolge liegen vor allem in den achtziger und neunziger Jahren: Er eröffnete neue Freizeitparks im Ausland, baute das Filmgeschäft drastisch aus und kaufte den Fernsehriesen Capital Cities/ABC für 19 Milliarden Dollar.
VIELE RÜCKSCHLÄGE
Die Eisner-Ära bei Disney schien jedoch nach Rückschlägen seit Mitte der neunziger Jahre ein unrühmliches Ende zu nehmen. Damals hatte er den berühmten Hollywood-Schauspieleragenten Michael Ovitz als Disney-Präsident angeheuert. Ovitz erwies sich jedoch als Fehlschlag und schied bereits ein Jahr später mit einem riesigen Abfindungspaket von schätzungsweise 140 Millionen Dollar aus.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 litt das Disney- Freizeitparkgeschäft enorm. Dann gab es bei der Fernsehtochter ABC wegen fehlender Hits lange sehr schwache Einschaltquoten und Werbeeinnahmen. Die Disney-Einzelhandelsgeschäfte taten sich ebenfalls schwer.
Schließlich kam es mit den Aktionären Roy E. Disney, dem Neffen des Firmengründers Walt Disney, sowie dessen Geschäftspartner Stanley Gold zum Bruch. Sie drängten lautstark auf einen Rauswurf Eisners. Eisner hatte sich auch mit Steve Jobs verkracht. Der Apple-Computer- Gründer hatte mit dem von ihm kontrollierten Zeichentrickfilm-Studio Pixar enorme Erfolge, und Disney partizipierte mit einem Vertriebsabkommen für die Pixar-Filme.
RIESIGE EINNAHMEN
Iger hat inzwischen wieder ordentliche Beziehungen zu Roy Disney und zu Pixar hergestellt. Allerdings ist noch immer nicht klar, ob Pixar auch zukünftig seine Filme über Disney in die Kinos bringen und damit dem Unternehmen riesige Einnahmen zukommen lassen wird. Die Disney-Probleme waren von schwachen Aktienkursen begleitet.
Disney hat inzwischen mit Hit-Fernsehserien wie "Desperate Housewives" ABC wieder auf Vordermann gebracht. Die Not leidenden amerikanischen Disney-Geschäfte wurden verkauft. Disney hat seinen Umsatz in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres um vier Prozent auf 24,2 Milliarden Dollar erhöht und den Gewinn um 24 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Mit "Pirates of the Caribbean" gab es neue Kassenschlager. Das Freizeitparkgeschäft läuft auf Hochtouren, und Disney hat einen neuen Freizeitpark in Hongkong geschaffen. Die Disney-Aktien haben seit 2002 um 50 Prozent zugelegt und notieren momentan mit rund 24 Dollar. Damit ist Disney insgesamt 48 Milliarden Dollar wert.
RUHE IM KONZERN
Iger hat inzwischen Ruhe im Konzern hergestellt. Der ehemalige Fernseh-Mann, der als ABC-Chef 1996 zu Disney gekommen war, muss jetzt auch die im Vergleich zu Pixar und dem Zeichentrickfilm- Konkurrenten DreamWorks Animation SKG zurückgebliebene Disney- Zeichentrickfilmstudio wieder auf Vordermann bringen und vor allem den Umsatz und Gewinn des Riesenkonzerns weiter kräftig steigern./br/DP/rw
---Von Peter Bauer, dpa---
Quelle: Süddeutsche Zeitung
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