Moin
Ein Artikel aus der NRZ:Kontrollen am Tor zur heilen Welt
DISNEY / Im Pariser Freizeitpark müssen Besucher die Taschen öffnen. Es geht die Angst um vor antiamerikischen Aktionen.
MARNE-LA-VALLE E. Die bonbonfarbene Disney-Welt im Osten von Paris will mit den Schrecken des Krieges nichts zu tun haben. Seit am Golf geschossen wird, sind vor der größten Touristenattaktion Europas neue Sicherheitsagenten postiert worden. Zusätzliche Taschenkontrollen am Eingang von "Euro Disney" ergänzen die Arbeit der Schnüffler im Inneren des Parks: "Sie heißen Füchse - und sie sind überall", sagt ein früherer Angestellter.
Füchse in Zivil und Füchse in Uniform sorgen im Disneyland für das höchstmögliche Maß an Sicherheit. Die Betreiber tun, was sie können, um den Freizeitpark in Kriegszeiten vor Negativ-Schlagzeilen zu bewahren. Für sie geht es um viele zahlende Gäste: 2002, als ein zusätzlicher Film-Themenpark eröffnet wurde, stieg die Zahl der Besucher auf 13 Millionen.
Angst haben die Betreiber aus Übersee vor Anti-Amerikanismus, für den der Freizeipark ein mögliches Ziel wäre. Und die Wut auf die USA ist in Frankreich nicht gering. Nach einer Anti-Kriegs-Demonstration in Paris schlugen aufgebrachte Jugendliche bereits die Scheiben einer Mc Donald´´s-Filiale ein. Für die meisten Franzosen ist dies schlicht der "amerikanische Krieg", seitdem ihre Regierung sich scharf von den Entscheidungen Washingtons abgegrenzt hat. Nun besteht die Gefahr, dass Symbole Amerikas angegriffen werden könnten. "Was sie auch machen", äußert sich die Mutter eines Disneyland-Mitarbeiters beunruhigt, "so kann doch alles zum Ziel von Anschlägen werden, was amerikanisch ist." Schon am Eingang werden die Besucher auf den zusätzlichen Sicherheitsaufwand eingestimmt. "Wir bitten Sie um Verständnis, dass Sie sich den Kontrollen unterwerfen müssen", lautet die Botschaft. An den Zugängen haben Security-Agenten Aufstellung genommen, die mit Metalldetektoren ausgerüstet sind.
"Wir sind vorsichtiger geworden", bestätigt Disneyland-Sprecher Pieter Boterman. "Bislang ließen wir Gäste ohne Reservierung in Restaurants und Hotels - seit Mittwoch kontrollieren wir sie an den Eingängen." Die zusätzlichen Kontrollen sind für Marie-Odile und Jean, ein Paar von Tagesbesuchern aus Paris, "beruhigend". Gefahren gebe es "natürlich überall, aber deswegen werden wir ja nicht zu leben aufhören", schicken sie hinterher.
Im Disneyland sind sogar Besucher anzutreffen, die vom Irak-Krieg noch gar nichts gehört haben. Sie sind einfach in der bunten Welt aus Hotels, Golfplatz und Themenparks abgetaucht. (afp)
21.03.2003