Moin
Ein Artikel aus den Salzburger Nachrichten...
Hollywood im Taschenformat
30. November 2002
Ein Lokalaugenschein im an Attraktionen reichen "Walt Disney Studio Park" des Disneylan Resort Paris
DANIEL RONEL
Ein Wassertank mit Mäuseohren: Schweift der Blick über das Gelände des neu er-öffneten Disneyland-Filmparks in Paris, dann fällt dieser Bottich auf Stelzen mit dem Schriftzug "Walt Disney Studios" auf. Das ist deshalb ungewöhnlich, weil es Wassertanks nur noch selten gibt. Und wenn, dann nicht mit Mäuseohren.
Frankreich ist aber eine Ausnahme. Denn dort haben vor über zehn Jahren die Geschäftemacher aus dem Maus-Haus ihre Zelte aufgeschlagen, 30 Kilometer östlich von Paris in der damals ziemlich unbebauten Region Marnela-Valle. Und weil der Grund so besonders günstig war, wurden mal eben knapp 2.000 (!) Hektar gekauft und gleich eine Kopie der amerikanischen Disney-Freizeitparks hingestellt.
Freizeitgelände als Jobmaschine
Auch Europa sollte die magische Ferienmeile kennenlernen. Das Geschäft aber lief lange Zeit lauwarm. Die Franzosen wollten mit dem US-Freizeitgedanken nichts zu tun haben. Die Preispolitik griff nicht, die Kosten explodierten.
Aber mittlerweile hat Eurodisney einen neuen Namen ("Disneyland Resort Paris") und wurde auch von den Einheimischen akzeptiert. Der Freizeitpark entwickelte sich zur Jobmaschine und ist für den Disneykonzern in wirtschaftlich harten Zeiten zu einer Profitquelle geworden.
Der Filmpark im Disneyland
Was auch am neuen Filmpark liegt, der neben dem klassischen "Disneyland Park" steht und im März diesen Jahres feierlich eröffnet wurde. Kosten: 600 Millionen Euro, Bauzeit: vier Jahre.
Herausgekommen ist dabei so etwas wie Hollywood im Taschenformat. Oder zumindest das, was man sich unter Hollywood vorstellt. Bereits beim Betreten beschallen ungezählte Lautsprecher die Besucher mit Moviesounds, an Litfasssäulen hängen Starfotos und Attraktionen öffnen sich.
Zum Beispiel "Cine Magique", ein toll gemachter Film über die Geschichte des Kinos, wo aus der Leinwand auch schon mal Funken sprü-hen. Oder eine rasend schnelle Achterbahn ("Rock Roller Coaster") im Dunkeln - ein Sinnbild für die Karriere beim Film?
Und wenn es nicht regnet - und in Paris regnet es öfter als in Hollywood - haben vor allem Väter und Söhne Freude an der rasanten Freilicht-Stuntshow mit vielen gesponserten Autos. Im Mittelpunkt des Parks stehen natürlich nur Filme, an denen Disney auch die Rechte hat.
Deshalb gibt es eine "Armaggedon Special Effects"-Halle und man wird problemlos durch die Kulissen des demnächst startenden Drachenfilms "Die Herrschaft des Feuers" gefahren. Obligatorisch ist auch der Blick über die Schultern echter Trickfilmzeichner, die demnächst hoffentlich wieder mehr zu tun haben werden.
Und für hoffnungslose Figurenfans gibt es natürlich auch eine streng fröhlich abgehaltene Parade mit lauter lieben Disneyhelden (Pluto, Goofy, Mary Poppins).
70.000 Besucher aus Österreich
Wenn man durch den Filmpark schlendert, fallen zwei Dinge auf: Die Zeit vergeht sehr schnell und die Unterhaltung ist hoch professionell. Natürlich will Disney an all dem verdienen, und es ist auch ziemlich leicht, im "Disneyland Resort Paris" mit all seinen Hotels, Restaurants und Souvenirläden viel Geld loswerden.
Es soll Familien geben, die jahrelang auf so einen Ausflug hinsparen. Und endlich angereist (aus Österreich kamen im letzten Jahr 70.000 Besucher), geben sie die Mäuse mit vollen Händen aus.
Aber dabei haben sie - und das glaubt man gerne - richtig Spaß. Schließlich trifft man die Maus nicht alle Tage und schon gar nicht einen künstlichen Wassertank mit Mickey-Ohren.
© SN.