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Volksfest: Per Klage auf die Kirmes
von Dieter SieckmeyerDas gab’s noch nie: Ein Schausteller aus dem Norden will per Gerichtsbeschluss auf die Rheinwiesen – das Landgericht entscheidet.
Düsseldorf. Der Auto-Scooter von Lothar Ahrend ist ein echtes Schmuckstück. Die neusten Wagen rollen auf dem Bee-Bop-Drive, ein DJ legt aktuelle Hits auf, über ein Lichtband können SMS-Grüße verschickt werden und es gibt ein behindertengerechtes Auto mit Einhandlenkung.
Schon seit Jahrzehnten zieht es den Schausteller aus Springe bei Hannover zur größten Kirmes am Rhein. Doch so regelmäßig er die Bewerbungen an den St. Sebastianus-Schützenverein als Veranstalter schickt, so regelmäßig kommen auch die Absagen.
In jedem Jahr bewerben sich rund 1500 Schausteller aus ganz Deutschland für die größte Kirmes am Rhein. Auf dem 165 000 Quadratmeter großen Gelände in Oberkassel ist aber nur Platz für etwa 330 Fahrgeschäfte.Kirmes-Bürgermeister Thomas König ist für die richtige Mischung verantwortlich. Groß-Geschäfte wie Achterbahn und Riesenrad müssen sich mit historischen Karussells und Familienangeboten sinnvoll ergänzen.
Nun fährt Ahrend schwere Geschütze auf: Mit einer einstweiligen Verfügung will er sich auf die Oberkasseler Rheinwiesen klagen.
In der ersten Runde gab es beim Amtsgericht eine Abfuhr. „Der Schützenverein hat erklärt, dass er die Stellplätze nach dem Prinzip ’bekannt und bewährt’ vergibt“, erklärte Mario Behrendt, Sprecher des Schausteller-Betriebes, „es gibt aber auch für einen privaten Veranstalter Richtlinien bei der Vergabe. Es muss doch auch um Attraktivität gehen.“
Nun soll das Landgericht über den Auto-Scooter entscheiden
Da sehen sich die Norddeutschen ganz vorn. Behrendt: „Es stehen drei Auto-Scooter auf der Kirmes in Düsseldorf.“ Vor denen brauche man sich nicht zu verstecken. Darum will man nun beim Landgericht in die nächste Instanz gehen: „Das haben wir auch vor zwei Jahren in Crange mit Erfolg getan.“
Schützenchef Lothar Inden sieht die Klage entspannt: „Wir wissen, dass der Schausteller auch schon versucht hat, sich auf anderen Festplätzen einzuklagen. Aber mit Crange kann man uns nicht vergleichen, wir sind ein privater Veranstalter und keine Stadt. Das sind andere Voraussetzungen.“
Es sei ein Unding, wenn ein Gericht vorschreiben könne, welche Fahrgeschäfte auf der Kirmes stehen. Inden: „Wir haben seit vielen Jahren ein erfolgreiches Konzept, das von den Besuchern auch angenommen wird.
Außerdem hat das Unternehmen schon in der ersten Instanz Schiffbruch erlitten.“ Der Schützenchef ist zuversichtlich, dass die Entscheidung bestätigt wird.
Ansonsten könnte eine Prozesswelle auf den Verein zurollen, wenn auch Riesenrad- oder Achterbahn-Besitzer auf die Idee kommen, dass sie schönere Fahrgeschäfte als die Düsseldorfer haben. Aufgeben will Mario Behrendt auf keinen Fall: „Ich bin zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr in Düsseldorf auf der Kirmes stehen werden.“