Ich habe mir nach den überaus positiven Kritiken den Film gleich am Donnerstag abend angeschaut. Mir persönlich hat er aber überhaupt nicht gefallen - und das gleich aus mehrereren Gründen:1. Der so hochgelobte Bruno Ganz überzeugt durchaus in den stilleren Szenen. Wenn es aber darum geht, den Wahnsinn und die Wut/Verzweiflung von Hitler darzustellen, versagt er auf ganzer Linie und verfällt in ein seltsames Chargieren, bei dem er einfach viel zu stark übertreibt. Zeitweise erinnert seine Darstellung mehr an Chaplin in "Der große Diktator", wodurch das ganze zeitweise eher unfreiwllig komisch anmutet.
2. Goebbels, einer der geistigen Köpfe des Dritten Reichs, wirkt stellenweise wie ein Kasper. Warum man für die Rolle einen Schauspieler ausgewählt hat, dessen Mimik stellenweise an Piet Klocke erinnert, wird wohl ein Geheimnis von Eichinger bleiben. Daß Goebbels aber ständig mit einem französischen Akzent spricht (der Versuch, ihn mit einem rheinischen Akzent darzustellen, ist wohl in die Hose gegangen), ist schlicht nervtötend.
3. Die Darstellung von Eva Braun kratzt noch nicht einmal an der Oberfläche, sondern beschränkt sich auf ein ständig debiles Grinsen. Ob sie am drohenden Untergang tatsächlich so viel Vergnügen gehabt hat, wie es im Film dargestellt wird, wage ich zu bezweifeln.
4. Der Film ist leider typisch deutsch. Natürlich hat er ein "deutsches Thema", aber bei der Umsetzung wird halt wieder einmal die Schwäche des deutschen Films deutlich: Hierzulande schafft es anscheinend niemand, Stimmungen zu erzeugen: Tragik wirkt nicht tragisch, Beklemmungen wirken nicht beklemmend. Was ein grandioses Kammerspiel mit Aufklärungscharakter hätte werden können, verkommt hier zu einer Fassbinderschen Pseudo-Dokumentation, die kein Klischee ausläßt. Da werden unsinnigerweise Szenen aus den Straßen in Berlin eingeflochten, damit man den action-verwöhnten Kinobesuchern auch ein bißchen "Bumms" präsentieren kann anstatt sich auf die Geschehnisse im Bunker zu konzentrieren. Da werden dekadente Untergangsfeiern im Bunker mit den typischen wirren Kamerafahrten und den obligatorischen nackten ##### gedreht.
Der Film vermarktet sich als erste ernstzunehmende filmische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Hitler. Dabei wird suggeriert, daß es sich dabei um ein historisch korrektes Drehbuch handelt - was natürlich Unsinn ist, da für diesen Film auch nur zwei Quellen als Grundlage genommen wurden (die natürlich auch nicht objektiv sind) und der Rest von Eichinger daraus abgeleitet wurde. Wie dem auch sei: Für Deutschland mag die Novität auch zutreffen, aber wer einmal Anthony Hopkins in "Der Bunker" gesehen hat, kann darauf getrost verzichten. Nicht nur Spielbergs "Schindlers Liste" hat letztendlich gezeigt, daß Ausländer die deutsche Geschichte vielleicht doch besser umsetzen können.
Mike