Fazit: Faszinierend, packend und innovativEines vorweg: Wer leichtverdauliche Kinounterhaltung sucht, ist bei "Inception" fehl am Platz. Denn was uns Regisseur Christopher Nolan mit seinem neuesten Werk serviert, entführt den Zuschauer in eine höchst verschachtelte Welt von geradezu schwindelerregender Komplexität. In einer virtuosen Mischung aus actionreichem Blockbuster-Kino und intellektuell anspruchsvollem Thriller-Drama entwirft Nolan ein filmisches Szenario, das man so noch nie gesehen hat: Mit seiner vertrackten Inszenierung, die konventionelle Erzähltechniken außer Kraft setzt und sich ihre eigenen Spielregeln erschafft, gelingt es Nolan, eine ebenso innovative wie spannende Geschichte zu erzählen, die dem Zuschauer einiges an Konzentration abverlangt, trotz der langen Filmdauer von knapp zweieinhalb Stunden aber nie langweilig wird. Indem er mehrere Handlungsebenen auf clevere Weise ineinander verwebt und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer wieder verwischt, weckt Nolan Erinnerungen an den bahnbrechenden ersten Teil der "Matrix"-Trilogie und an sein eigenes Werk "Memento", erschafft aber zugleich ein einzigartiges Szenario. Faszinierend an dieser mehrschichtigen Traumkonstruktion ist insbesondere die ihr innewohnende Logik, die von den Protagonisten nach und nach erläutert wird: Schritt für Schritt tastet man sich als Zuschauer vor und versucht, die komplizierten Gesetze der Traumwelt zu begreifen – ein Vorgang, der durchaus seinen Reiz hat, zumal sich in diesem raffinierten Regelwerk viel Vertrautes wiederfindet: So etwa die Verlangsamung der Zeit im Traum, oder das abrupte Aufwachen durch den Eindruck, man würde fallen. Dass Nolan laut eigenen Angaben bereits vor zehn Jahren begann, sich mit der Kernidee von "Inception" auseinanderzusetzen, verwundert angesichts der komplexen Story jedenfalls kaum. Abseits der inhaltlichen Innovation und Brillanz legt Nolan auch in technischer Hinsicht einmal mehr die Latte hoch: die visuelle Umsetzung ist schlicht beeindruckend, Nolans Stamm-Kameramann Wally Pfister hat erneut exzellente Arbeit geleistet. Wenn man etwas an "Inception" bemängeln möchte, dann vielleicht, dass die Settings vor allem in der zweiten Filmhälfte ein wenig jene fantastische Verrücktheit vermissen lassen, die für Traumwelten so charakteristisch ist – wobei sich für diesen Realismus im durchdachten Skript natürlich ebenfalls eine plausible Begründung findet. So oder so: "Inception" lässt Hollywoods Drehbuchschreiber ziemlich alt aussehen und ist das seltene Beispiel für einen Film, der einen auch nach dem Kinobesuch nicht loslässt und weiter in den Gehirnwindungen herumspukt. Welche Möglichkeiten das Kino bietet – kaum einer vermag uns das derzeit auf so virtuose und faszinierende Weise vor Augen zu führen wie Christopher Nolan.
Quelle: http://programm.kurier.at/cont/kino/kino_detail.aspx?lizenz=-2651
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