Hmja...Ich habe mir Anfang Januar ebenfalls mal "Die Schöne und das Biest" in Oberhausen angesehen, und ich war alles in allem schon arg enttäuscht. Gehen wir´s mal in Ruhe durch:
Das Theater:
Das ehemalige "Theater am CentrO" wurde recht aufwändig zum "Metronom Theater" umgebaut. Die neue Inneneinrichtung wirkt sehr stilvoll (anders als früher), der neu gestaltete Zuschauerraum ebenfalls. Die Sicht ist von allen Plätzen recht gut; da sich alle Plätze auf der gleichen Ebene befinden wirkt die Bühne kleiner als sie eigentlich ist.
Das Musical:
Nunja - es ist halt ein Disney-Musical. Die an sich doch recht tragische Geschichte (mit sich in Haushaltsgegenstände verwandelnden Angestellten etc.) wird familienkompatibel weichgeklopft; die Musik von Alan Menken ist gefällig, aber ohne wirkliche Highlights (kein Vergleich mit seinem Meisterwerk "Little Shop of Horrors").
Optik und Akustik:
Das Bühnenbild ist größtenteils recht liebevoll gemacht, die Kostüme ebenso. Die Beleuchtung schwankt leider zwischen hervorragend und mittelmäßig; ausgerechnet bei der großen Revue-Szene "Sei hier Gast" kommt sie nicht über schlechteres Stadttheater-Niveau.
Am schlimmsten: In der GESAMTEN zweiten Hälfte bietet die Inszenierung nicht ein Einziges Bühnenbild, das man nicht schon aus dem ersten Teil kennen würde - das ist für eine Premium-Inszenierung mit Preisen bis 85 € nicht mehr zeitgemäß.
Die Darsteller:
Insgesamt gibt´s am Cast nicht viel zu meckern:
Ingolf Lück als Lumière hat mich positiv überrascht - ich wusste garnicht, dass der Kerl sogar singen kann.
Die Rollen von Belle und Gaston sind überzeugend besetzt; Lefou nervt mit Albernheit und Fäkalhumor.
Yngve Gasoy-Romdal bietet als Biest so ziemlich die grandioseste Darbietung, die ich je in einem Musical gesehen habe.
Die anderen Darsteller sind ordentlich, wirken aber im Vergleich eher blass.
Inszenierung:
Tja, wohl der größte Knackpunkt der ganzen Aufführung: Der Versuch, das Ganze irgendwie total wahnsinnig lustig zu gestalten, ist schlicht und ergreifend in die Hose gegangen.
Wenn Zeichentrickfiguren in einem Disneyfilm sich seltsam verrenken, ist das niedlich. Wenn menschliche Darsteller auf der Bühne das gleiche versuchen sollen, klappt das erstens nicht, und zweitens sieht es zu 95% völlig bescheuert aus. So chargieren sich die Darsteller (außer Belle und Biest) bemüht durch eine Inszenierung, die wirklich kein Fettnäpfchen auslässt.
Wenn Herr von Unruh, der sich langsam in eine Pendeluhr verwandelt und eines morgens entdeckt, dass ihm mittlerweile auch schon ein Schlüssel zum Aufziehen gewachsen ist (eigentlich ein überaus tragischer Moment), hampelt der Darsteller, unterstützt von Lumière, gackernd über die Bühne und quietscht irgendwas vor sich hin - jegliche Gelegenheit zu emotionaler Tiefe in der Geschichte wird in den Wind geschossen.
Wenn Gaston im Wirtshaus in der Choreographie einen anderen Darsteller "versehentlich" mit einem Fasuthieb zu Boden streckt, ist das lustig. Wenn er das innerhalb von 4 Minuten zum 20sten Mal macht ist es nur noch peinlich.
Und so wird die Oberhausener Inszenierung zur übertriebenen (und großenteils nicht mal gut gemachten) Slapstick-Parade. Zum Glück blitzt zwischendurch immer mal das Potenzial durch, dass das Stück eigentlich hätte; somit ist es wenigstens keine absolute Zeitverschwendung gewesen. Aber letztlich ist da einfach zu viel Enttäuschung - nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Begleitern. Schade um das verschenkte Potenzial.
In diesem Sinne
crazyx
"Jeder Tag, an dem Du nicht hechelst, ist ein verlorener Tag!" (Bonzaii! Inc.)