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Foren-Gruppen Phantasialand Beitrag Nr. 3261
Beitrag Nr. 3261
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NRW jetzt
18-Mai-10, 14:08 Uhr ()
Durch Zufall gefunden, ein Bericht aus NRW jetzt:
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http://nrwjetzt.de/das-magazin-wirtschaft/72-phantasialand.html

Das Rheinland ist nicht Florida

Ziemlich phantasielos geht man im Rheinland mit den Betreibern des Phantasialand um. An einer ehemaligen Mondlandschaft, zwischen Autobahn und Landstraße gelegen, scheiden sich derweil die Geister.
von Sidney Pfannstiel

phantasialand1Das ganze Jahr hindurch konstant milde Temperaturen, und auch der mehr als günstige Preis, der für dieses unattraktive Sumpfgebiet aufgerufen wurde, war nicht zu verachten: Als der Micky-Mouse-Erfinder Walt Disney in den frühen 60er-Jahren klammheimlich einen unglaublichen Grundstückserwerb in der Pampa Floridas vorantrieb, vermochte sich niemand vorzustellen, zu welchem Gigantismus dieser Standort heute, 40 Jahre danach, imstande ist. 28.000 feste Mitarbeiter sorgen sich um das Wohl von jährlich nicht weniger als 40 Millionen Gästen, die auf Achterbahnen und in Mega-Shows ihrer „Mouse“ ganz nahe sein wollen.

Etwas in dieser Art muss auch die Phantasie der beiden Begründer des Phantasialands Gottlieb Löffelhardt und Richard Schmidt beflügelt haben, als sie nahezu zeitgleich an der Berggeiststraße in Brühl bei Köln ein brachliegendes und vom Braunkohleabbau zerklüftetes Stückchen Land für ihren Märchenwald erstanden. Doch Brühl ist nicht Orlando. Und das Rheinland nicht Florida.

Seit acht langen Jahren schwelt ein Streit darüber, wie sich der Park über seine bisherigen Grenzen hinaus entfalten könnte. Im Nordosten sind es die unmittelbaren Anwohner, die keine Achterbahn im Vorgarten stehen haben wollen. Östlich stößt der Park an eine Grünfläche, die nur zur Parkraumbewirtung genehmigt und darüber hinaus reines Pachtland ist. Gen Süden erlebt der Park seine „natürliche“ Grenze durch die A 553. Also wäre lediglich eine westliche Ausweitung, die am nahen Autobahnzubringer grenzt, möglich. Doch dort steht man im Kottenforst. Und damit im Interessenbereich der Umweltaktivsten. Zwischen diesen Fronten sitzt auch der Brühler Stadtrat, der in den vergangenen Jahrzehnten auf erfreulich konstante Einnahmen aus Gewerbesteuern hoffen durfte. Und nun sind sich alle spinnefeind. Denn das Phantasialand muss wachsen.

Ortswechsel Rust. Ein kleiner Ort unweit der deutsch-französischen Grenze und etwa eine halbe Autostunde von Freiburg entfernt. Hier ist das Wetter deutlich besser als in der Kölner Bucht. Hier scheinen Land und Leute im Einklang, wenn es um ihren Broterwerb geht. Die Mentalität des "Ländle" eben – Deutschlands Florida? Auf ihrem Landsitz gründete die Familie Mack vor etwas mehr als 30 Jahren den „Europa-Park“ – quasi im eigenen Vorgarten. Heute zählt der Park mit 85 Hektar Fläche und jährlich über vier Millionen Besuchern eher ein „EuroDisney“ bei Paris zu seinen Mitbewerbern. Den Macks scheinen tatsächlich weniger Grenzen gesetzt.

Doch zurück nach Brühl.

Schmidt und Löffelhardt hätten in den 70ern mehr Land hinzukaufen müssen, sagen die einen. Nur gut, dass die Natur in 30 Jahren ein vielfältiges Biotop entstehen ließ, meinen die anderen. Und nun melden sich auch jene zu Wort, die bisher dem Park treu ergeben waren – seine Fans. Denn den Parkbetreibern, die immer wieder alte Ideen abreißen, um neue überhaupt realisieren zu können, geht schlicht derphantasialand2 Platz aus. So ist im Frühjahr 2009 das „Brandenburger Tor“, das naturgetreu und im Maßstab 1:2 als gern genutztes Fotomotiv diente (auch für die bundesweite Politprominenz), der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Symbolträchtiger kann man den Niedergang einer nachkriegsdeutschen Erfolgsgeschichte nicht darstellen. „80 Prozent unserer Gäste besuchen uns regelmäßig“ konstatiert Parkdirektor Ralf-Richard Kenter im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und er weiß auch, dass jede Veränderung am alten Bild des Parks schmerzlich aufgefasst wird.

Ist es nun an der Zeit für einen landespolitischen Kompromiss? Denn dem Park dürfte im Wettbewerb langsam aber sicher die wirtschaftliche Puste ausgehen. Und damit stünde nicht nur manch geheimer Ratsherren-Traum vor dem Aus – sondern gleich phantasialand3eine ganze Armada an regionalen Dienstleistern. Geplant waren weitere 30 Hektar, was einer Verdoppelung der jetzigen Fläche entspricht. Mindestens 16 Hektar müssen es aber sein. Geplant waren weitere 400 feste Angestellte plus Saisonkräfte. Geplant war ein Investment von etwa 120 Millionen Euro. Halbieren sich diese Zahlen nun auch? Doch dass jeder einzelne Baum, der den neuen Plänen weichen muss, an anderer Stelle wieder gepflanzt wird, bleibt von alledem unberührt.

Was also kann man sich in Zeiten einer weltwirtschaftlichen Krise besseres vorstellen, als eine Handvoll Investoren, die sich schützend vor regionale Arbeitsplätze UND den Erhalt der Natur stellen?

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