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Titel: "Interview mit Roland Mack aus der DB-Zeitschrift 'mobil'"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Marco Schmidtmoderator

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Interview mit Roland Mack aus der DB-Zeitschrift 'mobil'
07-Apr-04, 19:15 Uhr ()
Auf dem Weg zur Arbeit entdeckte ich im Zug den folgenden Artikel in der DB-Zeitschrift „mobil 04/2004“:


Business. TALK.
“Unser größter Konkurrent heißt Mallorca“
Roland Mack, Chef des größten deutschen Freizeitparks, über das Geschäft mit dem Nervenkitzel, neue Attraktionen und das Ziel, Kurzurlauber nach Rust zu locken.


mobil: Herr Mack, trotz allgemeiner Konsumzurückhaltung steigt die Zahl der Besucher im Freizeitpark Rust. Kommen die Menschen zu Ihnen, um ihre Sorgen zu vergessen?
Mack: Auf jeden Fall wollen wir ihnen etwas bieten, an das sie noch lange denken. Bei uns können die Besucher in kurzer Zeit viele Abenteuer erleben und in eine andere Welt eintauchen.

mobil: Eine Welt, die vom Nervenkitzel lebt. Mit „Silver Star“ betreiben Sie die höchste Achterbahn Europas, und mit Beschleunigungen von bis zu 130 Stundenkilometern eine der schnellsten dazu – heißt ihr Erfolgsrezept „höher, schneller, größer“?
Mack: Das macht nur einen Teil aus. Wir wissen, dass die rasanten Fahrgeschäfte vor allem junge Leute anziehen. Wir wollen aber auch kleine Kinder und deren Eltern erreichen. Und die finden bei uns eine Mischung aus Abenteuer, Show und Illusion. Bei uns stehen Achter- und Wildwasserbahnen nicht einfach auf der grünen Wiese. Sie sind eingebettet in schöne Landschaften und Themenbereiche, die verschiedene Länder darstellen: von Italien mit einer italienischen Piazza über Spanien, Skandinavien, Russland bis zum griechischen Dorf, alles gebaut mit Originalmaterialien.

mobil: Wer will da noch ins Ausland reisen …
Mack: Wer bei uns im griechischen Dorf sitzt, hat das Gefühl, er sitze an einem Marktplatz auf Mykonos. Diese Emotion wollen wir wecken, die Leute sollen sich wie im Urlaub fühlen. Andererseits müssen die Gäste auch die Möglichkeit haben, etwas Verrücktes zu erleben.

mobil:Wie halten Sie den Reiz des Neuen lebendig?
Mack: Wer einmal Achterbahn gefahren ist, kann das drei Monate später wieder tun und verspürt auch beim dritten Mal noch einen Nervenkitzel. Darauf darf man sich natürlich nicht ausruhen. Deshalb haben wir 2003 eine weitere Attraktion eröffnet, ein 4-D-Kino in Kooperation mit dem World Wildlife Fund. Hier lernen Besucher auf einer gigantischen Leinwand die Erde und die Tierwelt kennen, dazu kommen Überraschungen wie Wasser oder simulierte Windstürme.

mobil:Wie wichtig ist der Hotelbetrieb für Ihr Geschäft?
Mack: Mit den beiden Hotels „El Andaluz“ und „Castillo Alcazar“ verfügen wir über 1250 Betten und sind damit die größte zusammenhängende Hotelanlage in Deutschland. Damit können wir neue Angebote vermarkten und so unseren Park fast ganzjährig auslasten. Bei uns treffen sich Firmen, tagen Parteien, das Europaparlament kommt regelmäßig zu uns. Die können hier konferieren und ein einmaliges Freizeitangebot wahrnehmen.

mobil: Wie werden die Hotels von den Besuchern genutzt?
Mack:Noch kommen die meisten Besucher auf einem Tagesausflug zu uns, aber ich bin sicher, das wird sich ändern. Kurzreisen liegen im Trend, die Leute verreisen öfter und kürzer, und dieses Bedürfnis können wir bedienen. Unser Ziel ist es, dass der Besucher ein, zwei Tage Urlaub bei uns macht. Hier sehen wir uns im Wettbewerb mit anderen Kurzreisezielen. Unser größter Konkurrent heißt Mallorca.

mobil: Wie sehen Sie den Wettbewerber Eurodisney – immerhin lockt der Park jährlich 13 Millionen Besucher an.
Mack:Ja aber mit einem viel größeren Kostenapparat. Das bekommen auch die Besucher an der Kasse zu spüren. Rust kostet etwa ein Drittel des Eintrittspreises, den Disney nimmt, und wir wissen aus Umfragen, dass die Kunden unser Preis-Leistungs-Verhältnis viel höher bewerten als das von Eurodisney.

mobil: Wie erkennen Sie, was die Freizeitgesellschaft morgen will?
Mack:Ich kenne viele Parks in der Welt und schaue mir an, welche Attraktionen wo gut laufen. Außerdem führen wir regelmäßig Befragungen durch und ermitteln, was auf der Beliebtheitsskala ganz oben rangiert und was abfällt. Wir wollen auch wissen, wie groß unser Markt eigentlich ist und wo er wachsen kann. Es wurde festgestellt, dass potenziell eine Million Besucher pro Jahr in unserem Park übernachten würden. Wir können aber nur 220.000 aufnehmen. Das hat uns darin bestärkt, eine neue Hotelanlage zu bauen.

mobil: Was ist das Besondere am neuen Hotel?
Mack:Es ist eine italienische Anlage, dem Kolosseum nachempfunden, mit Räumen wie im alten Rom, Tagungs- und Konferenzräumen, landestypischen Restaurants und einem großen Wellnessbereich. Im Juni wird die Anlage eröffnet.

mobil: Welche Rolle spielt die Karussell- und Fahrzeugbaufirma heute noch für das Familienunternehmen Mack?
Mack: Das Fahrgeschäft macht zehn Prozent vom Gesamtumsatz aus. Wir sind daurch international unterwegs und sehen, welche Produkte der Markt braucht. Unser Vorteil ist, dass wir neue Fahrgeschäfte selbst konstruieren und im eigenen Park ausprobieren können. Das Fahrgeschäft hat auch historische Bedeutung. Es ist das Lieblingskind meines Vaters, der es von seinem Großvater übernommen hat. Der Vater hat immer gesagt: „Lieber klein und fein als groß werden und pfuschen.“ Daran halte auch ich mich.

mobil: Und das 100 Hektar große Areal, das Ihnen noch zur Verfügung steht: Lädt das nicht dazu ein, noch größer zu werden?
Mack:Wir wollen langsam wachsen und keine Quantensprünge machen. Das freie Gelände, das Sie ansprechen, ist größer als der jetzige Freizeitpark. Das wird nicht mehr meine Baustelle sein. Darum sollen sich meine Kinder kümmern.

Interview: Uwe Pütz



Gruß Marco
www.ep-fans.de

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