Letzte Bearbeitung am 11-Jan-10 um 12:20 Uhr ()
Hier mein absolut wertneutraler Bericht über einen ereignisreichen Sonntagabend.18:49 Neuss Hauptbahnhof. Eine gute Zeit, mein Zug soll um 18:57 abfahren. Er wird auch
schon auf der Digitaltafel angezeigt.
18:52 Die Anzeige springt um. Ein anderer Zug wird angezeigt. Vermutlich kommt meiner etwas später.
Andere Bahnreisende bestätigen mich in meiner Vermutung. Bahnangestellte zum Fragen sind ja keine da.
18:55 Ein Zug kommt und fährt. Die Anzeige bleibt bestehen. Es wird weiterhin der Zug angezeigt, den ich nicht gebrauchen kann. Mist, der Zug ist also verpasst.
19:12 Ich beschließe, einen Zug nach Düsseldorf zu nehmen. Die Richtung stimmt und mehr Züge fahren von dort auch. Vielleicht lässt sich da ja sogar ein Bahnangestellter auftreiben.
19:25 Düsseldorf ist erreicht. Im Häuschen auf dem Bahnsteig sitzt ein Bahnangestellter. Der wird mir helfen, so denke ich. Ich schildere mein Problem und werde von geballter Kompetenz überrascht.
In der Zeit in der er Horn-Bad Meinberg, meinen Zielort, eingetippt hat hätte ich es zu Fuß bis dahin schaffen können.
Ich erwäge wütend zu werden, lasse es jedoch, als der Drucker anspringt und erfreulich schnell einen Ersatzplan für mich ausdruckt.
19:33 Der Ersatzzug sollte abfahren. Tut er aber nicht. Er kommt 15 Minuten später. Ich habe Verständnis, schließlich ist Winter. Und angeblich Stürmt es auch irgendwo weiter nördlich.
19:48 Der Eurocity fährt ein. Ich verabschiede mich von meiner Freundin und steige ein.
Nachdem der Schaffner seine Lampe zu den Kollegen gewedelt hat und eingestiegen ist, schildere ich auch ihm meine Situation.
Lieber so als verwarnt zu werden, schließlich habe ich eigentlich Zugbindung. Er zeigt sich Verständnisvoll.
20:00 Ich habe einen Platz gefunden. Mir gegenüber sitzt ein Typ, zu große Brille, teurer Laptop, Brötchen in der Hand und guckt offensichtlich FarCry. Armer Tropf.
Der Geruch des Brötchens verdirbt meinen aufkeimenden Appetit.
20:10 Ich denke an den nächsten Umstieg. Ich muss in Münster in die Regionalbahn, die bringt mich dann nach Hause.
Wenn es gut läuft, bin ich um 23:28 dort. Geplant war 22:09. Der Laptop-Fuzzi zaubert noch ein Brötchen hervor. Ich versuche, flach zu atmen.
21:24 Ich komme in Münster an. Der Zug hat es geschafft, seine Verspätung auf 30 Minuten auszubauen. Ich zolle ihm Respekt. Mein Anschluss ist weg.
21:30 Meine Freundin SMS't mir eine alternative Verbindung. Ich soll über Hamm und Bielefeld.
21:34 Mein Zug nach Hamm verspätet sich.
21:44 Der Zug wird falsch angezeigt. Nochmal falle ich nicht darauf herein. Ich steige ein und lasse den Abend Revue passieren, als ein Kontrolleur kommt.
Ich erzähle zum dritten Mal an diesem Abend meine immer länger werdende Geschichte.
22:19 Hamm ist erreicht. Der nächste Zug fällt wohl aus. Schade. Ich hetze zur schnellsten Möglichkeit nach Bielefeld. Meine Chancen auf den letzten Zug in meine Richtung von dort schwinden vor mir dahin.
22:25 Ein Kontrolleur (Geschichte, die vierte) bestätigt mich. Der Zug in Bielefeld wird nicht warten.
23:00 Bielefeld. Auf Kopfdruck an der Infosäule erfahre ich, dass ich zum Infopoint muss. Es kann noch etwas dauern, die Dame muss noch Züge ansagen.
Um die Zeit scheint für den Bahnhof nicht weniger als eine Person zuständig zu sein.
23:10 Die Dame stellt meinen Taxigutschein aus. Etwa 20 weitere Personen warten auf einen. Während dessen müssen die Leute auf den Bahnsteigen auf die Ansagen verzichten.
23:15 Wir sitzen zu zweit im Taxi. Bald geschafft, denke ich.
00:30 Ich bin zu Hause. Ich danke dem Taxifahrer, er freut sich über die weite Strecke. Total geschafft und müde falle ich ins Bett. Um 6:30 muss ich Montag raus.
Ich träume von Zügen und einer unendlichen Geschichte.