Neue OZ online - 08.04.2009, 12:42 Uhr

prin Osnabrück.
Der Osnabrücker Autobauer Karmann hat Insolvenz beim Amtsgericht Osnabrück beantragt. Das bestätigte ein Firmensprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Ziel sei es, gemeinsam mit dem vom Amtsgericht Osnabrück zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter die neu strukturierte Karmann Unternehmensgruppe in eine gesicherte Zukunft zu führen und dabei so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Laut IG Metall sind 3470 Arbeitsplätze betroffen.

Der „alle Planungen sprengende Umsatzrückgang“ habe dazu geführt, dass der mit den Arbeitnehmervertretern vereinbarte Sozialplan nicht mehr zu finanzieren sei, sagte der Sprecher. Das Sanierungskonzept der Geschäftsführung vom September 2008 habe für das laufende Geschäftsjahr noch ein ausgeglichenes Ergebnis vorgesehen. Die weltweite Finanzkrise und der dramatische Einbruch der Automobilnachfrage hätten die ursprüngliche Planung zunichte gemacht.
Der bisherige Karmann-Chef Peter Harbig ist zu keiner Stellungnahme bereit. "Er hat heute Morgen das Heft des Handelns aus der Hand gegeben", so ein Karmann-Sprecher. "Diese Gesellschafter und diese Geschäftsführung sind nicht mehr in der Lage, die Mitarbeiter zu enttäuschen. Sie machen sie nur noch wütender", sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gerhard Schrader. Am morgigen Donnerstag um 10 Uhr werden die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung vom Insolvenzverwalter über das weitere Vorgehen informiert.

Karmann hatte erst vor wenigen Tagen mehr als 1300 Mitarbeiter des Fahrzeugbaus wegen fehlender Aufträge gekündigt. Diese Mitarbeiter sollten ursprünglich zum 1. April in eine Transfergesellschaft wechseln. Erst in der vergangenen Woche wurde der Start der Transfergesellschaft auf den 14. April verschoben. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann Insolvenzverwalter werden. Hermann zählt zu den führenden deutschen Insolvenzverwaltern und hat bereits das insolvente Bauunternehmen Philipp Holzmann abgewickelt. Hermann befindet sich derzeit aus dem Ausland auf dem Weg nach Osnabrück. Sein Team ist bereits vor Ort. Noch in der vergangenen Woche hatte Arbeitsdirektor Jochen Voß und ein Karmann-Sprecher bestritten, dass finanzielle Gründe Schuld an der Verschiebung der Transfergesellschaft seien.

Oberbürgermeister Boris Pistorius ist entsetzt über die Insolvenz-Nachricht von Karmann. Karmann-Gesellschafter Wilhelm Dietrich Karmann hatte den Verwaltungschef heute Vormittag vor dem Gang zum Amtsgericht über den Insolvenzantrag informiert.

Quelle: www.neue-oz.de