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Apple und EMI schaffen den Kopierschutz ab
Sensation in der Musikbranche: Kunden von Apples Internet-Laden iTunes können offenbar schon bald fast alle Lieder aus dem EMI-Katalog ohne Kopierschutz kaufen. Dagegen hatten sich die Musikkonzerne jahrelang heftig gewehrt.Die britische Plattenfirma EMI und der iPod-Hersteller Apple wollen heute die Abschaffung des Kopierschutzes für den Musikverkauf über das Internet bekannt geben. Das berichten die Los Angeles Times und das Wall Street Journal unter Berufung auf mit dem Vorgang betraute Personen. Der Schritt soll für fast den gesamten Musikkkatalog von EMI gelten, darunter die Rolling Stones und Norah Jones. Einzige Ausnahme: die Lieder der Beatles.
Apple Deutschland wollte die Berichte auf morgenpost.de-Anfrage nicht bestätigen. Man könne dazu "aktuell nichts sagen". Das Unternehmen verwies auf die EMI-Pressekonferenz, die um 14 Uhr in London stattfinden wird. An ihr wird auch Apple-Chef Steve Jobs teilnehmen.
Das mögliche Abkommen gilt als sensationeller Durchbruch für die Branche. Verbraucherschützer, Kunden und zuletzt auch Apple-Chef Steve Jobs hatten sich vehement gegen das sogenannte Digital Rights Managment (DRM) ausgesprochen. Sie argumentierten, dass die legalen Angebote im Internet ohne Kopierschutz attraktiver würden.
Bislang können im Internet erworbene Lieder nur stark eingeschränkt kopiert werden - sie lassen sich beispielsweise fünf Mal auf CD brennen und fünf Mal auf eine andere Festplatte überspielen. Das erschwert den langjährigen Aufbau einer Musiksammlung. Denn viele Kunden kaufen sich regelmäßig neue Computer oder MP3-Spieler, auf die sie die Lieder übertragen müssen.
Die Musikbranche hatte sich aber immer gegen die Abschaffung des Kopierschutzes gewehrt, weil sie Angst vor der illegalen Weitergabe ihrer Lieder hatte.
Experten glauben, dass der Apple/EMI-Deal Signalwirkung haben wird. Es erhöhe den Druck auf die anderen großen Musikkonzerne, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Zudem erwarten Beobachter, dass der Verkauf von Online-Musik bei iTunes jetzt stark ansteigen wird. In den USA trägt der Online-Verkauf bislang zu etwa 15 Prozent zum Gesamtumsatz der Branche bei.
"Fällt der Kopierschutz, wird die Musikindustrie erleben, dass es viele neue Unternehmen geben wird, die in den Aufbau von innovativen, neuen Online-Musikläden investieren", hatte Apple-Chef Steve Jobs im Februar gesagt. Dies werde der gesamten Branche einen Schub geben.
Apple steht derzeit allerdings selbst in der Kritik, weil es eigenmächtig einen Quasi-Kopierschutz bei iTunes verwendet. So kann die dort erworbene Musik nur in den iPod-Geräten abgespielt werden. Europäische Verbraucherschützer hatten den US-Konzern deswegen hart attackiert.
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