Aus der bwWoche vom 19.12.2005:Erfolg mit Illusion
Unternehmer aus Aalen verkauft weltweit Laser-, Licht- und Video-Shows - von Sybille Neth
AALEN. Sie haben den Nachthimmel über Budapest mit einem Gitter aus bunten Strahlen überzogen. Erst kürzlich illuminierten sie in Saudi-Arabien das Kuppeldach des größten Wissenschaftscenters am Persischen Golf. Die Rede ist von den Mitarbeitern von Lobo Electronic aus Aalen. Ihre Laser-, Licht- und Video-Produktionen haben sich zum Markenartikel entwickelt.
Ausgerechnet eine so ernste Angelegenheit wie Richard Wagners "Ring der Nibelungen" machte die Lasershows salonfähig: Im Jahr 1988 sangen die Rheintöchter erstmals vor einem virtuellen Bühnenbild aus der Laserkanone. Bis dahin zuckten Lichtblitze und Video-Bilder vorzugsweise in Discotheken.
Lobo-Firmengründer Lothar Bopp arbeitete sich mit Einfallsreichtum und Beharrlichkeit zur Weltspitze unter den Lasertechnikern hoch. "Wir haben neue Märkte erobert, denn wir haben immer versucht, herkömmliche Veranstaltungen attraktiver zu machen", erklärt er. Mittlerweile kommen die Illusionen in den Planetarien von Stuttgart, München und Hamburg von der Ostalb und auch auf mehreren Kreuzfahrtschiffen wird das Publikum mit Lobo-Laserhshows unterhalten.
Doch zu den Meilensteinen in der 25-jährigen Firmengeschichte gehören vor allem die Illumination des Brandenburger Tors für die Milleniumsfeier, die Olympischen Spiele in Barcelona und der ungarische Nationalfeiertag im August 2002. In der Stadt drängelten sich 1,2 Millionen Besucher, als es plötzlich dunkel wurde und die Lobo-Techniker von ihren Trucks aus von mehreren Seiten gleißende Laserstrahlen im Rhythmus der Musik über den Himmel in Budapest jagten.
Damit das Spektakel von zentraler Stelle aus synchron dirigiert werden konnte, hatten die Aalener ein GPS-Modul, ähnlich einem Navigationsgerät im Auto, entwickelt. Damit können selbst Laserkanonen, die Kilometer weit auseinander stehen, im Takt der Musik die Lichter tanzen lassen.
Das Modul eröffnet noch andere Möglichkeiten: "Damit kann man über Mobiltelefon eine SMS an den Laser schicken, zum Beispiel 'Liebe Grüße Klaus'", erklärt Bopp. Das einzige, was der Laser braucht, um die Botschaft optisch wiederzugeben, ist eine feste Projektionsfläche. "Das kann eine Hauswand oder ein Bergmassiv sein", so der Mechatronik-Ingenieur.
Mit Laser sofort Ergebnisse
Bopp ist sich sicher: Die Grüße von Klaus könnten der Anfang einer neuen Entwicklung sein: "Man kann damit Zuschauer mit dem Handy abstimmen lassen. Sie brauchen allein die Nummer und die betreffenden Endstellen zu wählen." Der Laser projiziere dann sofort die Abstimmungsergebnisse. Bopp hofft mit seinem "SMS to laser-voting" auf einen neuen Markt bei den Organisatoren von Großveranstaltungen.
In 60 Ländern ist die Firma Lobo vertreten. Noch schreiben die Aalener ihren Jahresumsatz zwar im "einstelligen Millionenbereich", aber die Firma ist laut Bopp auf Wachstumskurs. Allerdings nicht in Europa und schon gar nicht in Deutschland: "Da merkt man einfach, dass kein Geld mehr da ist." 80 bis 90 Prozent der Aufträge kommen aus dem Ausland. Südostasien und der Mittlere Osten sind heute die stärksten Märkte. Hier zu Lande zählen lediglich Freizeitparks wie der Europapark in Rust zu den Großkunden.
30 Mitarbeiter sind in dem mittelständischen Unternehmen beschäftigt, davon 15 Ingenieure, sieben Mediendesigner und Informatiker sowie ein Architekt. Dieser ordnet die Installationen an. Erst zum Schluss gehen die Designer ans Werk und spielen die Software auf, die nach den Wünschen der Kunden zusammengestellt wurde.
Egal, ob aus Fernost oder vom Persischen Golf, alle Kunden müssen zunächst nach Aalen reisen, denn dort allein können die Lobo-Mitarbeiter vorführen, was sie anzubieten haben: Im hauseigenen Studio lassen Wasserwände Videoeffekte dreidimensional erscheinen, ein Rüttelboden und Duftkanonen sorgen für weitere Effekte.
Meist müssen die weit gereisten Interessenten in Frankfurt direkt vom Flughafen abgeholt werden, dass kostet Zeit und Geld. Aber Bopp bleibt trotz vorübergehender Abwanderungspläne der Region treu, nicht zuletzt wegen der Mitarbeiter, die auf der Ostalb zu Hause sind. Kein Wunder, dass sich Markus Schmied von der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) in Heidenheim freut: "Wir sind glücklich, einen so namhaften Spieler der Branche bei uns zu haben." Der IHK-Sprecher sieht Lobo eingebettet in die neuen optischen Technologien. Laserlicht spielt in der so genannten Photonik eine große Rolle, und "da ist die deutsche Industrie führend".
Konkurrenz ist vorhanden
Trotz der etablierten Position im Markt, müssen sich auch die Aalener gegen Konkurrenz verteidigen. Die härtesten Wettbewerber sitzen jedoch nicht in Deutschland, sondern in England, den USA und in Australien. Das scheint den Lobo-Mitarbeitern recht gut zu gelingen, denn das Unternehmen wurde schon mit mehreren ILDAS ausgezeichnet, sozusagen dem Oscar unter den Lasershow-Produzenten. ILDA nennt sich der Dachverband, in dem sich 160 Lasershowspezialisten zusammengefunden haben und der in 35 Ländern vertreten ist.
"Wir werden - einfach ausgedrückt - weniger, älter und bunter." (H. Rech IM BW)
Stefan A. Michelfeit - www.ridesonline.de