Hallo zusammen,
bevor ich mit dem Bericht anfange, möchte ich zwei dringende Hinweise vorweg schicken:1. An einem verregneten Ferien-Wochentag bereits morgens am LDC zu sein ist Wahnsinn. Hier ist es sehr viel sinnvoller erst zur Kaffeezeit aufzuschlagen.
2. Wer diesen Bericht durchliest und sich die Bilder anschaut, hat selber nichts mehr zu entdecken. Nicht, weil ich soviel erzählen würde, oder weil es so elend viele Bilder geben wird... Aber seht selbst...
Fangen wir mal mit dem "Vorspiel" an. Es ist Montagmorgen, ca 11 Uhr mitten in den NRW-Ferien. Ich habe sofort gesagt: Viel zu früh, aber die drei Damen (Jenny, Marie, Barbara) wollten unbedingt schon früh dort sein. Dachten sich ca auch 500-700 andere Personen, und so reicht die Schlange weit weit über das Foyer hinaus nach draußen. Dumm nur: Es regnet. Besonders dumm: Es gibt keine Überdachung, unter der man warten könnte. Dafür gibts wenigstens gelbe LEGOLAND Plastisäcke, pardon, Ponchos umsonst. Die gibts zwar nur in der Erwachsenengröße, womit ca 2/3 der Besucher auf der Tüte stehen, aber wenigstens kommt eine nette Dame, und schneidet bei einigen Kids unten was ab. Insgesamt kann man das als Service verstehen, aber das es überhaupt erst so weit kommen muss, ist schlicht und ergreifend eine Fehlplanung. Die Wartezeiten dürften an Stoß- und Ferientagen immer wieder bei unseren 60-70 Minuten liegen, und wenns nicht eben nicht regnet, dann brennt einem der Lenz aufs Dach. Und dagegen hilft dann auch kein Gelber Sack mit LEGOLAND-Aufdruck...
Das Foyer läßt erahnen - hier verbirgt sich kein klassisches LEGOLAND, sondern eben ein Discoverycenter. Was das ist, werden wir in den nächsten 2 Stunden erfahren. Erstes Manko, es gibt zwar ein Schild "Hier gehts los", aber keinen Hinweis darauf, dass man den Fahrstuhl benutzen muss. Also rennt man erstmal fast gegen eine Scheibe ohne Tür, dreht wie wir einfach mal um, geht am "Buggy-Parkplatz" vorbei und steht hier:
Gut, nach mehr als einer guten Stunde Wartezeit nur um reinzukommen, ist die Idee einen Kaffee zu trinken vielleicht erstmal nicht die schlechteste. Ausserdem können hier die Kinder auch das erste Mal spielen (das es nur hier und sonst nirgends was zu Mitmachen geben wird, erschließt sich erst später). Also, Blick auf die Gastrotafel, und eingereiht und mitbestellt.
Ärgerlicherweise ist das LDC nicht für einen Eindrang ausgelegt, wie er heute herrschte, und auch an normalen Wochenendtagen herrschen dürfte. Nicht das es wirklich überlaufen gewesen wäre, doch schon die heute vorhandene Anzahl an Besuchern sorgt dafür, dass die Idee Gastro links, Papa und Mama trinken was, Spielen rechts, Keven und Lara-Sofie basteln ne Runde, nicht mehr aufgeht. Die Wirklichkeit sieht so aus
Während sich also Oppa Häbbät in die Spielelandlandschaft fläzen muss, um sich das Geknatsche mit nem KöPi schön zu trinken, schonkliert Tante Käthe kurz darauf ihr Käffken auffe Knie, und fragt sich, warum heute eigentlich keiner mit dem Brummkreisel spielt. Generationconflict Galore...
Aber gut, wir haben uns ja nicht eine Stunde lang die verregneten Jeanswaden in den Bauch gestanden, um in der Gastro Sozialstudien zu betreiben, sondern wir wollen was sehen. Also noch mal auf Anfang
an dieser Scheibe einmal links um gemacht, und den Fahrstuhl bestellt. Wenige Minuten später heißt es endlich:
So, getz aber. Laut Plan ist das Miniland die erste Attraktion des LDC, und da die Miniländer in den LEGOLAND-Filialen ja einige erhoffen lassen, schreckt uns der Pulk Menschen auch nicht ab, der sich vor uns ballt. Im Gegenteil. Wo so viele Menschen sind, muss ja was Gutes sein!
Wenige Minuten später steht fest: Keine Attraktion dieser Erde macht seinem Namen so sehr Ehre, wie das Miniland in Duisburg. Noch kleiner, und man könnte es unten im Shop als Bausatz für 99,95 Euro mit nehmen. Oben, auf der Minilandtafel sieht man oben rechts ein rechteckiges Bild. Ich zoom das mal ran
Das ist das mini Miniland. Vom Gasometer (in Oberhausen) bis zur Villa Hügel (in Essen) sind es, wenn man ganz ganz großzügig ist, 15 Meter(?). Auf der linken Seite ist der Innenhafen, der durchaus hübsch gestaltet ist, und wo sich auch ein paar Sachen bewegen. Nett. Auch ein paar lustige Szenen gibt es zu entdecken. Aber eigentlich, und deshalb ballen sich hier auch die Leute, ist es nichts anderes als die Warte-Q vom 4-D-Kino. Unterhaltungswert ca 8 Minuten, aber auch nur, weil das Licht mal aus und wieder angeht, und wohl Tag/Nacht simulieren soll.
Von der Villa Hügel aus ein ganzes Land auf einen Blick. In Duisburg geht das.
Tja, nachdem wir so oder so schon anstehen für das 4D-Kino, können wir es auch gleich mitnehmen. Dran vorbei gehen kann man nicht, wenn man es nicht sehen möchte, muss man warten bis zum Einlass, und dann den Kinosaal durch den Ausgang verlassen. Es ist also festintegriert in den Rundgang. Es gibt nur zurück, oder eben warten.
Aber man muss das Kino und seinen Film loben. Die Sitze sind sehr bequem, es gibt Einwegbrillen die man sogar behalten darf (statt der tausendmal gespülten und verkratzen Gelbbügelbrillen andernorts) und der Film ist scharf gestellt. Die Storyline kommt aus dem Malbuch, es gibt keinen Text dem man folgen müsste, und so man kann sich getrost auf 3-D-Effekte plus Wind, Wasser und Schnee konzentrieren. Nett.
Abputzen, weitermachen. Durch den Ausgang ist man direkt in der Galerie der Stars. Bedeutet, hier steht ein Batman, ein Darth Vader mit R2D2, ein Harry Potter, irgendein Riese aus LEGO, und ähm... ja, man kann sich gegenseitig fotografieren, und man kann sich lustige Perrücken aufsetzen. Einfach so. Lustig, oder?
Nach wenigen Metern Glamour *hust* geht es schon wieder links ab Richtung Treppe nach unten, aber man sollte nicht gehen, ohne zumindest zu versuchen, in diesem Ensemble hier einen relativen LEGO-Bezug zu ergründen. Mir ist es allerdings nicht gelungen, Ein-Stein ist es jedenfalls nicht...
Irgendwie fällt mir mittlerweile auf, dass es erschreckend wenig LEGO zu sehen gibt. Wo in den LEGOLÄNDERN doch immer wieder am Wegesrand LEGOsachen gebastelt sind, in der Gegend rumstehen, zum Suchen und Lachen einladen, ist hier, selbst mit Miniland, die LEGO-Steindichte fast nicht größer als in einer Kaufhof-Weihnachtsausstellung. Hoffentlich ändert sich das mit der nächsten Attraktion.
Ein Darkride also. Und, und ich bin gar nicht zynisch oder ironisch, ein ganz adretter noch dazu. Nicht riesig, aber immerhin. Es gibt einige Szenen aus größeren LEGOsteinen zu sehen, und auch wenn es nur drei mal links, drei mal rechts geht, doch irgendwie... nett.
Oh, huch - schon vorbei. Immerhin, 70 Sekunden oder so LEGO-Unterhaltung. Respekt! Ich frage mich allerdings, wie Disney in Paris mit ähnlichem Aufwand (gut die Strecken sind länger) in Schneewittchen und Pinoccio mehr Atmosphäre hinbekommen?! Die Drachenfahrt hier wirkt - hmm, steril, hingestellt, glanzlos. Aber zumindest gibts zwei Überraschungseffekte (die ich nicht spoilern will). Kann man so lassen, und angesichts des Angebotes (auch wenn noch zwei Sachen kommen) sicher ein Highlight in Duisburg.
Nun die LEGO-Fabrik. Na, da kann man bestimmt doch einiges rausholen. LEGO-Geschichte, Herstellung, Interessantes interessant aufbereitet. Ich bin gespannt.
Um es vorweg zu nehmen: Eine Enttäuschung. Es gibt ein Kind aus dem Publikum, das mit einem weißen Kittel ausgestattet wird, und nach Erklärung vom erwachsenen Weißkittel auf vier (oder waren es fünf?) rote Knöpfe drücken darf. Granulat, Ofen, pressen, bedrucken, auswerfen - ja, waren also fünf. Nix mit LEGO-Geschichte, Hintergründen, oder sonstwas. Fünf rote Knöpfe, fünf Mini-Texte, aus die Maus, ähm, der Stein...
Hier mal (fast) die ganze "Fabrik" auf einen Blick. Die restlichen drei Meter rechts habe ich weggelassen. Wenigstens darf sich am Ende jeder einen extra, nur hier hergestellten exklusiven LEGO-Stein mitnehmen (also echtes iso hupi!) und nach brutto 6 Minuten den Raum wieder verlassen.
Bleibt noch die letzte "Attraktion" des Rundganges - die Dschungelexpedition.
Hier gibt es zum ersten Mal etwas zum aktiven Mitmachen (wenn man Perückeaufsetzen und Ein-Mann-Köpfedrücken absieht). Die nette Expeditionsleiterin erzählt was von INDIANA JONES (immerhin ein lizensiertes LEGO-Franchise, muss wohl mindestens drei mal namentlich genannt werden) und verteilt Expeditionskarten, die INDIANA JONES für die jungen Abenteurer geschickt hat, weil INDIANA JONES leider gerade in Kairo ist. Man soll also durch den Dschungelgehen, und nach Fragen suchen, diese beantworten, und das entsprechende Feld freirubbeln. Richtige Antwort = lachendes Gesicht auf dem freigerubbelten Feld. Falls nicht, einfach nen Erwachsenen fragen, und noch was freirubbeln. Däh! So einfach geht das!
Wer nicht rubbeln möchte, erfreut sich an einigen (wenigen) LEGO-Figuren. Insgesamt besteht der Dschungel aus zwei Räumen, die jeweils ein Diorama enthalten, und ein paar zufällig drapierte Figuren. Fertig. Dschungel ist eben nicht Themenpark!
Nach diesem aufregenden Abenteuer ist die Reise durch das LEGOLAND Discovery Center Duisburg auch fast vorbei. Hinter dem Dschungel wartet noch die Modellbauwerkstatt, die ähm, ja ein langer Tisch mit ein paar LEGO-Schüsseln ist.
Rechts davon ist eine in die Wand eingebaute Minikletterburg VORTEX, und das wars.
Wir sind nach rund 90 Minuten (wegen der Wartezeiten) wieder im Café... Wir könnten jetzt nochmal rum (glaube ich zumindest), wollen aber nicht. Dafür war das Gebotene zu schwach auf der Brust. Wir parken Marie für ein paar Minuten in einer der LEGO-Wannen, trinken noch einen Kaffee, und fragen uns, warum man für etwas, das ungefähr so lange dauert wie ein durchschnittlicher Kinobesuch für Erwachsene knapp 13 Euro aufruft?!
Durch den obligatorischen Shop, der ausser dem zu erwartenden Quengelfaktor leider nicht wirklich viele interessante LEGO-Sachen bietet, dafür ne ganze Menge, die gar nix mit LEGO zu tun hat, gehts dann auch nach draussen. Nach Hause. Weg hier.
Fazit:
Und das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung. Das LDC in Duisburg ist erschreckend. Erschreckend klein, erschreckend langweilig, erschreckend falsch konzeptioniert, erschreckend unkreativ, erschreckend wenig mit LEGO-Spirit ausgestattet und erschreckend überteuert. Der Wiederbesuchswert liegt für mich, selbst mit Kindern, bei faktisch null. Ein echtes One-trick-pony. Das Personal ist nett, hilfsbereit und engagiert, aber die Attraktionen sind (bis auf die Drachenfahrt) gähnend langweilig. Die Gastro unten dürfte nur an wirklich besucherschwachen Tagen Spaß machen (links essen, rechts spielen). Dieser lineare Rundgangaufbau, wo man im Prinzip alles machen muss, und nicht Einzelnes sich nochmal anschauen kann, ist - ja, wie ein Kinofilm halt. Nix wirklich zum Mitmachen, Ausprobieren, Lernen, oder wie auch immer. Und das Miniland ist einfach ein schlechter Scherz.
Kurzum: Das Atlantis, welches hier vorher beiheimatet war, ist ein herber Verlust für Duisburg und die Region. Das neue Angebot ist lieblos von der Stange, teuer und nicht spielwert. Besser das Geld für einen Familienausflug in eine Kiste gebrauchtes LEGO vom Trödel oder von Ebay investieren. Oder auf das EXPLORADO in Oberhausen warten. Ist beides für alle Familienmitglieder einfach mehr Spaß.
Gruß
Marcel