Wie gesagt, ich hatte eigentlich mit einer etwas größeren Gruppe gerechnet, und war da neben Tim und unserer das Event organisierenden Kaffeefee nicht der einzige, aber vermutlich war es der Kurzfristigkeit der Planung geschuldet, dass wir nur eine Hand voll mehr Personen als ein Dutzend waren. Um es kurz zu machen: So schwierig es auch im Vorfeld war, mit den Vertretern des Kernies Familienpark etwas zu organisieren, so freundlicher wurden wir an diesem wirklich exorbitant schönen Samstagmorgen von der Top Eliminator Dragster Crew begrüßt. Man konnte richtig merken, wir sehr sich die Jungs darauf gefreut haben, ihre Babys zu präsentieren.Eine gute Gelegenheit also, den Drags unter die Haube zu schauen, und sich die Dinge erklären zu lassen. Im vorderen Teil sitzt die Steuerungseinheit für die computergestützte Kommunikation vom Tower mit den einzelnen Fahrzeugen, für die Zeitmessung und die Überwachung der gesamten Anlage. Viele der immer mal wieder auftretenden Ausfälle und Störungen sind der digitalen Technik geschuldet, die immer wieder "interessante" Fehlermeldungen produziert, die nirgendwo dokumentiert sind, oder in sich selbst keinen Sinn machen. Daher sind für den Betrieb nicht nur die obligatorischen Mechanikerfähigkeiten gefordert, sondern eben auch Elektronikkenntnisse.
Unter den Hauben, direkt hinter dem Fahrer, verrichten jeweils 360 PS starke Chevy V8-Motoren ihren Dienst, die auf grund des Betriebs mit Autogas "nur" eine Kraftentwicklung von ca 300-320 PS aufweisen. Die morgendliche Routine beinhaltet unter anderem die Kontrolle aller Betriebsschmierstoffe wie zB Motor- und Getriebeöl, und die Suche nach gelösten Schrauben, die sich auf grund der Vibrationen lösen und per Drehmomentschlüssel wieder angezogen werden. Mit Spezialwerkzeug versteht sich, kommt die Anlage doch aus den USA, wo man sich bislang immer noch nicht mit dem metrischen System anfreunden konnte.
Die Kraft auf die Straße bringen jeweils zwei extrabreite Slickpneus, die jeden Monat gewechselt werden müssen, und ca. 500 Euro das Stück kosten. Unter anderem das und der Personalaufwand erklären auch ein Stück weit den Preis von 12,50 Euro pro 3er Session, der derzeit nicht ganz den tatsächlichen Finanzaufwand der Anlage deckt. Erstaunlicherweise sind diese "Pellen" sehr viel leichter als sie aussehen, und werden morgens genauso akribisch auf Herz, Nieren und in diesem Fall natürlich auf Luftdruck überprüft.
Safety first: Die Anlage selbst verfügt (dem deutschen TÜV sei Dank) über sehr viel mehr Sicherheitssysteme als sie in der Ursprungsversion vorgesehen sind. Ein dreifach redundantes Bremssystem aus Schwertbremsen sei genauso genannt wie eine mitgeführte Sicherheitsleine, die, sollte sie reissen, die gesamte Anlage auf AUS setzt. Am Ende der Strecke befindet sich darüber hinaus noch eine Vollbremse, aus der die Wagen, sollte sie wirklich einmal zum Einsatz kommen, nur mit stundenlangem Aufwand befreit werden können. Ein "über das Ziel hinausschießen" ist somit nach menschlicher Vorstellung komplett ausgeschlossen.
Bevor dann aber nach gut einstündiger Vorbereitung morgens die ersten Menschen auf die Strecke gelassen werden, wird die Anlage einem letzten Checkup unterzogen, der erst einmal darin besteht, die Drags mit einem Riesenmotorengebrüll aus der Garage zu fahren. Durchdrehende Reifen gehören hier mit dazu, müssen die Boliden doch durch zwei Bremssysteme gefahren werden, die oftmals durch einen noch nicht komplett durch Luftdruck geöffnet sind. Danach übernimmt der Techniker im Tower die Ansteuerung der Wagen, und läßt sie zum Bremsentest erst einmal einige Male ferngesteuert über die Strecke brettern. Erst dann ist das Warm Up wirklich beendet, und ps-süchtige Aushilfsschumis dürfen sich mit bis zu 6g in den Sitz pressen, und in der Bremse mit bis zu -3g in die Gurte werfen lassen.
Ein paar Tipps noch, die sich beim ausführlichen Testen während der Mini-ERT gestern ergeben haben, und die direkt von den Profis der Anlage kommen: Das in der letzten park+ride noch von mir beschriebene "staging", also das eigenständige Anrollen an die Startposition durch Lösen der Bremse und Standgasrollen, wird derzeit nicht praktiziert. Es gab zu viele Besucher, die damit nicht klar kamen. Man kann sich also ganz darauf konzentrieren, den Takt der Ampel gelb-gelb-gelb aufzunehmen, um bei GRÜN auf dem Gas zustehen. Wer erst bei GRÜN anfängt zu reagieren, hat keine Chance. Genauso ist es wichtig, den richtigen Schaltpunkt zu finden, denn der erste Gang dient eigentlich nur dem Anfahren, und soll verhindern, dass die Reifen durchdrehen. Erst der zweite Gang bringt ordentlich Pfeffer auf den Asphalt...
Und jetzt: Viel Spaß beim Nachmachen. Und der Crew vom Drag Race in Kernies Familienpark einen heißen Dank für die kurzweiligen zwei Stunden mit Gesprächsrunde, Warm-Up und Mini-ERT!
Gruß
Marcel