Was tun, wenn die Freizeitparks dicht sind und die Skireise noch etwas auf sich warten lässt?
Eine kurze, spektakuläre, teure und trotzdem geniale Alternative durfte ich - dank eines Geburtstagsgeschenks - im letzten Dezember austesten. Im thüringischen Oberhof (da wo all die Biathleten, Rodler, Skispringen und Langläufer herkommen) besteht die Möglichkeit, unter der Obhut von erfahrenen Bobpiloten die steile Eisrinne hinunter zu rasen und einen Eindruck der wirklichen Leistung der Bob- und Rodelsportler zu bekommen.
Das weithin sichtbare Hinweisschild auf die Bob- und Rodelbahn von Oberhof.
Ein erster Eindruck der gesamten Anlage. Im Fernsehen wirkt das alles nicht so steil, wie es in Wirklichkeit ist. Selbst die Geraden sind relativ steile Abfahrten und würden für jeden Juniorcoaster ausreichen.
Die Steilkurven sind an den Hang geschmiegt, im Hintergrund verläuft der Sessellift der Skipiste.
Das Junioren Starthaus. Von hier aus starten die Bobs in die Eisrinne und es werden sämtliche Vorbereitungen getroffen. Natürlich muss man eine Verzichtserklärung unterzeichnen, man bekommt einen Helm in der passenden Größe und die gesamte Prozedur von Start bis Auslauf werden einem genauestens erklärt.
Der Bob wird von der Crew mit einem kleinem Tieflader hinaufgefahren und auf die Strecke gestellt und gesichert.
Im Anschluss wird noch einmal alles erklärt, man nimmt seine zugewiesene Position ein, macht ein Abschiedsfoto und wartet mit klopfendem Herzen auf die Startfreigabe der Streckenkontrolle.
Der Start ist erfolgt, der Bob nimmt schnell Geschwindigkeit auf und steuert auf die erste Kurve zu.
Schon in der ersten Kurve wird man kräftig in den Sitz gedrückt und spürt die bekannten (und so vermissten ) G-Kräfte.
Der Bob im Labyrinth, einer schnellen Kombination aus verschiedenen kurzen Kurven. Hier wird der Mitfahrer hin- und hergeworfen, die Geschwindigkeit nimmt weiter zu.
Die Ausfahrt aus dem Schlusskreisel, einer 270 Grad Abwärtshelix. Hier hat der Bob die endgültige Geschwindigkeit von ca. 90 km/h erreicht, wird in der Kurve bis fast 90 Grad ausgelenkt und die Mitfahrer mit 5 G in die Sitze gepresst. Das Ganze natürlich ohne Sicherheitsbügel oder sonstige Rückhaltesysteme...
Die Ausfahrt aus dem Kreisel ist gleichzeitig die Zieldurchfahrt mit der elektronischen Zeitmessung.
Es folgt eine lange aufwärtsführende Gerade, wo der Bremser seine Aufgabe erfüllen muss und die am Ende des Bobs befindlichen Zacken kräftig ins Eis halten sollte.
Begeisterte Gesichter am Ende der Fahrt. Es ist schon ein besonderes Erlebnis, eine Eisrinne hinunter zu jagen...
Nach dem Aussteigen wird "gefachsimpelt", der Pilot erzählt ein paar Anekdoten und der Bob wird wieder auf dem Transporter verladen. Unser Pilot war immerhin Olympiateilnehmer und Medalliengewinner bei den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo und hat noch nie einen Unfall bei einer Gästefahrt gehabt.
Nach der Fahrt wird einem dann ein "Diplom" überreicht mit Fahrzeit (schwer zu unterbietende 35,77 s) und einem Foto der Mannschaft kurz vor dem Start. Eine nette Erinnerung und im Fahrpreis enthalten.
Nach diesem Erlebnis besichtigten wir noch die weiteren Wettkampfanlagen, hier die Skipisten. Immerhin gibt es einen Doppelsessel und einen Ankerschlepper, so dass für einen Tag sicherlich genügend Piste vorhanden ist. Für mehr reicht es dann aber sicherlich nicht
Die Sprungschanzen von Oberhof. Sehr imposant, wer einmal vor einer solchen Schanze steht hat einen Riesenrespekt vor den Leistungen der Springer und Kombinierer.
Der Ausflug in den Thüringer Wald hat sich richtig gelohnt. Die Bobfahrt war ein geniales Erlebnis und dürfte selbst abgebrühten Achterbahnfans noch den Pulsschlag erhöhen. Nach einer Fahrt ist man jedenfalls W. Stengel für die Konstruktion von Kurveneinfahrten nach Herzlinie auf Achterbahnen sehr dankbar. Wie brutal eine Kurveneinfahrt mit 90 km/h sein kann, wie der Kopf dabei belastet wird und wie träge er reagiert habe ich nun am eigenen Leib erfahren.
Trotzdem möchte ich dieses Erlebnis nicht missen und selbst der stolze Preis von 50€ sind durch die vielen Vorbereitungen, den Einsatz von vielen Helfern und der Streckenkontrolle und dem sehr herzlichen Umgang der Organisatoren mit der Kundschaft gerechtfertigt.
Wenn die Wettkampfpiloten vom Herrenstart aus durch die Rinne fahren, erreichen sie im Schlusskreisel Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h. Aus diesem Grund wird für Gästefahrten auch auf den deutlich tieferliegenden Juniorenstart zurückgegriffen.
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Ich hoffe, ich habe nicht gelangweilt und die achterbahnfreie Zeit mit einem etwas anderen Erlebnisbericht etwas verkürzt. Meines Wissens nach gibt es auch auf anderen Bobbahnen Gästefahrten, wie beispielsweise am Königssee und in Winterberg.
Gruß, der Larsen
"Every man dies, not every man really lives."