Guten Tag,am 23.10. machten Sandra und ich uns in den fernen deutschen Osten auf, um den schon seit längerer Zeit in diversen Touren geplanten Vergnügungspark Belantis zu besuchen.
Eines vorweg: Der gekonnte Wetterschmaus zwischen stürmig, warm, sonnig und bewölkt kam genau richtig, um uns besonders entdeckerisch fühlen zu können.
Der prunkvolle Disney-Eingang:
Mandy und Kevin: "Auch hier bauen wir auf das amerikanische Vorbild"
kleines Panorama:
Wie ihr sicherlich schon am Bauschutt erkannt habt, stehen wir im Land der Pharaonen.
Irgendwie wollte keine richtige nahöstliche Scheich-Athmosphäre aufkommen, weil man durch liebloses Sandaufschütten nicht ganz den gewünschten Effekt erreichen kann.
Hier fehlte auch definitiv die richtige Mitarbeiter-Besetzung am Fluch des Pharao, da mir dann doch neutrale MAs lieber gewesen wären als "französisch" dreinblickende Animateure aus der Kinderzirkus-Show (mit allem, was das Herz begehrt: schlechter französischer Akzent, Ringelstrumpfhose, schlecht angemalter Oberlippenschnauzbart, Witze, die gerade noch zu gut waren, um als genial-sauschlecht durchgehen zu können).
Aber egal, ab in die Gischt:
Nein, diese Wasserfahrt werde ich nie vergessen:
Es scheint wohl keine Wasserattraktion zu geben, die mir bis dato mehr Spaß gemacht hat als "Fluch des Pharao".
Warum?
Zunächst ist der wirklich schöne Wartebereich im Inneren der Pyramide recht liebevoll und vor allem düster und stimmig gestaltet.
In der Pyramide wird es nach dem Aufzug etwas haarig:
"Da sollen wir jetzt runter?"-Fragen sind keine Seltenheit, bis man zum Schluss kommt, dass der minimale "Autoschoßgurt" als einzige Rückhaltemaßnahme nie und nimmer reichen kann.
Ich behaupte mal dreist, dass er auch nicht reichte, würde man sich nicht festhalten; aber dazu wird man ja schriftlich aufgefordert, um (ca. Wortlaut) "keine Verletzungen zu provozieren".
Nach dem doch recht heftigen Drop wird das längliche Rafting-Boot durch die Bremskraft des Wassers kurz zusammengedrückt, so dass erst einmal alle Passagiere "humpelnd" über das Wasser brausen. Bei diesem Vorgang sollte man seine Hände genau dort behalten, wo sie am besten aufgehoben sind: am Haltebügel. Andernfalls kann ich mir kaum vorstellen, dass es unter ungünstigen Bedingungen unwahrscheinlich ist, aus dem Boot zu fliegen.
Mich wundert auch dei TÜV-Freigabe.
Nach dem starken Drop wird man noch in einen Strudel gezogen, um nach einem finalen Ritt neben einem falsch eingestellten Wasserfall (man wird sehr nass) wieder in die Station zurückzukehren.
In meinen Augen eine überraschend thrillige Wasserattraktion, für die allein schon der Weg ins Belantis lohnt.
Weiterhin gibt es die üblichen Rutschen, wobei die schlecht sichtbare Piste neben der geschlossenen Röhre spannender aussieht als die Fahrt letztendlich verspricht:
beschauliche Bootsfahrt mit dem Alex-Goettmann-sieht-alles-Auge in der dunklen Höhle:
Der "Flug des Ikarus"...
...war im Dunkeln ein "Flug ins Ungewisse":
Überhaupt schien der Park auf eine "Oktober-Halloween-Sonderöffnungszeit bis 21 Uhr" nicht ganz vorbereitet gewesen zu sein. Nach Einbruch der Dunkelheit steckten Mitarbeiter recht zügig Fackeln in die Erde, um den nicht illuminierten Wegen eine Art Stolpersicherheit zu geben.
Ich will nur sagen: Wer Laternen dekoriert...
...sollte sie auch anschalten!
Wurde aber in vielen Bereichen nicht gemacht.
Ich habe die Philosophie noch nicht ganz verstanden, aber um wenigstens eine Sache festzuhalten: Stellenweise musste man doch durch die Gegend tasten, um sicher vorwärts zu kommen.
Weiter geht es im Land der Grafen; ein Merch- und Gastro-Paradies in einem mittelalterlichen Schokomantel:
Willkommen im MoviePark:
Busch's Comedy-Show. Absetzen. Sechs.
Wenn ich mich nicht täusche, hat keiner wirklich gelacht.
Megabratwurst 3,50€
Steak 2,50€
Von hier aus kommt man auf die Insel der Ritter:
einige Impressionen aus dem Themenbereich:
Der Gerstlauer-Coaster mit unheimlich schönem Burg-Theming:
Ich muss wirklich sagen, dass mir die Belantis-Variante besser gefällt als der vielgelobte Klotten-Coaster.
Sie ist nicht ganz so mächtig, aber durch geschickte Thematisierung / Dekoration inkl. der Tunnelfahrt am Ende, den Mauskurven oben auf der Burgspitze und dem versteckten Teil der Bahn mit einer ersten Abfahrt, die recht überraschend kommt, definitiv schöner.
Hoffen wir mal, dass durch die geplante Thematisierung in den nächsten Jahren, der Klotten-Gerstlauer an ähnlicher Attraktivität gewinnt.
In dem Burgkomplex ist noch ein Mini-Sized Mad House (vergl. Fluch der Kassandra im EuropaPark) beheimatet, welches mich so sehr überrascht hat, dass es auf Platz 1 meiner bisherigen Hexenschaukeln gelandet ist.
Dabei ist die Storyline und Durchführung besonders erwähnenswert.
Nicht zuletzt durch die doch recht harte Trommelfahrt kommt man ernsthaft benommen aus der Attraktion. Hier wird scheinbar das Wörtchen "Illusion" noch groß geschrieben.
Auf der "Küste der Entdecker" findet man weiterhin die Santa Maria (Schiffschaukel) & ein großes Restaurant.
Neu angepriesen ist der HUSS-Condor, welcher durch ein langes und intensives Fahrprogramm besticht:
Um den Rundgang wieder zu schließen, hier die Kindershow im Zirkuszelt:
Jaja, das leidige Show-Thema. So wundervoll ich den Belantis-Titelsong finde, so traurig dünkt es mir, wenn ich feststellen muss, dass der Park keine einzige richtige Show besitzt. Hier muss in den nächsten Jahren noch etwas getan werden.
Ich könnte mir entweder eine orientalische Zaubershow im Land der Pharaonen oder eine Show mit Kolumbus-Thema auf der Küste der Entdecker vorstellen, um den Bereich etwas aufzuwerten und ihm zumindest eine Hauptattraktion jenseits von Schiffsschaukeln zu gönnen.
Die Kindershow ist (wie vieles bzgl. Animateur-Personal im Park) auf das Mindeste reduziert. Die Kinder hatten jedoch ihren Spaß; dies ist die Hauptsache.
Wie gesagt: Eine große Show reicht, um dem Park ein Grundrepertoir zu geben, mit dem es sich auch außerhalb der doch recht kargen Parklandschaft im östlichen Bereich Deutschlands messen kann.
Nun war aber auch noch eine Art Halloween im Programm:
Akteure auf dem Haupt-Plaza (und auch nur da):
Na, erkannt?
Was tut man nicht alles für die bösen Medien?
Hach, seufz, ja.
Um Diskussionen über die Grundphilosophie der Halloween-Affinität aller vergessenen Deutschen hier zu sparen muss ich anders abschließen:
Belantis-Halloween bestand aus einigen Akteuren, die sich auf dem Hauptplatz getummelt haben, ein wenig Deko bzw. Merchandise und einem Park im Dunkeln, wo sensationellerweise die "Achterbahn sogar im Dunkeln für Sie noch geöffnet hat". Ist alles wirklich schön, aber wieso das Ganze nicht "Lange Wochen im Oktober" nennen? Spricht etwas dagegen?
Wir haben dann in der Kindershow eine Durchsage gehört, dass wohl abends noch eine kleine Show auf der Regionalbühne des Marktplatzes stattfinden sollte. Wir waren nicht mehr dort, zugegebenermaßen. Aber was tut jemand wohl, wenn er zum ersten Mal von einer derartigen Existenz einer Halloween-"Show" während einer anderen Show erfährt?
Nein, nein. Da stand nichts im Folder oder sonstwo.
Belantis ist ein wunderbarer Park für geschmäcklerische Detailsfaschisten und die, die es werden wollen. Es kann schnell passieren, dass die Nörgelei über lange Anfahrtswege Argument-Substanz gewinnt, gewiss.
Aber ich mag das Belantis.
Sogar sehr.
Wunderschöne Tage enden eben immer mit Verwunderung.
Gruß,
Turgut