Kleine Bauernhöfe, kleine Wälder, flache Landschaft - hier sieht es genauso aus wie bei mir daheim in Minnesota", und Tim Ruedy atmet tief ein, "es riecht auch so." Mit einem Wort: Der Direktor des Warner-Filmparkes fühlt sich wohl in Kirchhellen.

Vor einem Jahr wurde der heute 48- Jährige als Nachfolger des "legendären" Joe Meck vorgestellt. Bereits 1990 hatten sich die beiden kennen gelernt, Meck leitete den Freizeitpark "Snoopy" in Minnesota. Dort managte Schauspieler Tim Ruedy eine mittelalterliche Theatershow und löste 1992 Joe Meck ab, der für Warner nach Kirchhellen kam. Die Kontakte blieben und führten zum Sprung der Familie Ruedy über den großen Teich.

Der Kontakt mit den Kirchhellenern wird Tim Ruedy und seine Frau Marilyn (Hollywood lässt grüßen!) leicht gemacht. Töchterchen Victoria, genannt Lenie, besucht die 2. Klasse der Marienschule und hat viele Freunde im Dorf. "Für sie ist Deutschland okay", freut sich Ruedy, dessen Name auf die Vorfahren schließen lässt: sie stammen aus dem deutschsprachigen Kanton Chur in der Schweiz. "Meine Großeltern und meine Mutter sprachen zu Hause Deutsch." An einen Spruch seines Opas kann er sich noch gut erinnern: "Ach du lieber Gott im Himmel!"

Den familiären "Deutschunterricht" hält in erster Linie die 7-jährige Tochter. Wie sie ohnehin eine gewichtige Rolle im "Park-Management" spielt: "Sie ist meine Geheimwaffe", lächelt Tim Ruedy, ein in Worten wie in Gesten (schau-) spielerisch gewandt-eleganter Mann, "ich sehe den Park durch ihre Augen." Will sagen: Sie geigt ihm offen die Meinung, wenn ihr oder ihren Freunden was nicht gefällt.

Und so sieht das Konzept des Ruedy-Clan für die kommenden Jahre aus: "Wir wollen wieder mehr Hollywood." Das bedeute in erster Linie Shows, Shows, Shows; denn Fahrgeschäfte seien in der Tat jetzt reichlich im Park. "Anfangs waren es zu wenig, die Leute mussten zu lange warten."

Sehr interessiert ist Tim Ruedy in das deutsche "way of life". Er analysiert gern die Unterschiede zu den USA. So sei der "deutsche Kapitalismus mehr ausgleichend" und hier laufe vieles oftmals etwas langsam, es fehle die Flexibilität: "Das schafft Probleme." Er seufzt, aber nicht deshalb: denn dass Amerikaner wesentlich weniger Urlaub haben, ist ihm auch längst aufgefallen. So herrscht im Park jetzt zwar Winterpause. Doch nur für 14 Tage machen die Ruedys Urlaub und fliegen über Weihnachten nach Minnesota; denn im Park wartet Arbeit, die Saison-Vorbereitung 2003. Dennoch hofft Tim, ein paar Tage seinem großen Hobby Skifahren widmen zu können. Pardon, seinem zweitgrößten. Das größte Hobby ist Tochter Lenie, "Spielen, ins Kino gehen" - und neue Nachrichten von der Geheimwaffe erhalten.WAZ- Bild: Franz Naskrent

Quelle: WAZ 23.11.02