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Wiesnwirte zahlen für mehr Sicherheit
18-Nov-10, 20:18 Uhr ()

Wiesnwirte zahlen für mehr Sicherheit

Von Dominik Hutter

Um die Sicherheitsvorkehrungen bezahlen zu können, steigt die Pacht für Wiesnwirte um 40 Prozent. Und damit auch die Bierpreise, fürchtet die CSU.

Wiesnwirte und Schausteller müssen künftig um bis zu 38 Prozent mehr Pacht an die Stadt bezahlen. Der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats billigte am Dienstag mit rot-grüner Mehrheit den Vorschlag von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD), die wegen schärferer Sicherheitsvorkehrungen gestiegenen Kosten komplett an die Zelt- und Standlbetreiber weiterzureichen.

Die CSU scheiterte mit dem Vorstoß, die Summe je zur Hälfte zwischen Stadt und Wiesn-Anbietern aufzuteilen. Fraktionsvize Richard Quaas fürchtet, dass letztlich die Besucher die Zeche zahlen müssen. Die Maß Bier, das halbe Hendl oder auch die Fahrt mit der Achterbahn würden wohl bald deutlich teurer werden.

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl weist derlei Prophezeiungen als unbegründet zurück. Selbst nach ihrer Erhöhung machten die sogenannten Standgelder nur 1,3 Prozent am Wiesnumsatz aus - allzu bedeutend seien sie also nicht. Auch Toni Roiderer, der Sprecher der Wiesnwirte, reagierte gelassen auf das Votum im Rathaus. "Natürlich wäre uns eine andere Entscheidung lieber gewesen", erklärte er. Man könne aber nicht jetzt schon über den Bierpreis reden.

Dennoch gelte prinzipiell: Je moderater das Standgeld steigt, umso geringer sei der Druck auf den Bierpreis. Roiderer begrüßte daher die Initiative der SPD-Fraktion, das Pacht-Plus nicht auf einen Schlag, sondern über drei Jahre gestaffelt einzuführen - diese Änderung am Konzept Reiters wurde ebenfalls mit rot-grüner Mehrheit beschlossen.

Am tiefsten müssen die Wirte der Festhallen in die Tasche greifen: Ihre Tarife steigen um fast 40 Prozent. Ein großes Bierzelt kostet von 2011 an nicht mehr 172.000 Euro Standgeld, sondern rund 237.000, für eine Wurstimbisshalle sind 9100 statt 6600 Euro fällig. Da bei Schaustellern der Umsatz geringer ist, müssen sie nur 20 Prozent mehr zahlen: gut 40.000 Euro für eine Achterbahn (bisher 33.500), 9800 für einen Autoscooter (bisher 8200) und 1500 für eine Schießbude (bisher 1250).

Die Betreiber der kleinen Vier-Meter-Buden entlang der Wiesngassen sind mit 30 Prozent dabei - allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Die Pacht für ein Andenkenstandl steigt beispielsweise nun von 180 auf 230 Euro.

Polleranlagen kosten 3,3 Millionen Euro

Mit den zusätzlichen Einnahmen will die Stadt auf rund eine Million Euro kommen - so viel machen die höheren Aufwendungen für die Sicherheit sowie weitere Preissteigerungen pro Jahr aus. Den dicksten Brocken bildet die neue Hochsicherheitspolleranlage: Die Theresienwiese wird schon im kommenden Jahr für 3,3 Millionen Euro mit rund 100 statischen und 80 per Funksignal versenkbaren Pollern ausgestattet, die notfalls auch schnell fahrende Lastwagen stoppen können.

Die Investitionskosten für das komplexe System werden auf mehrere Jahre verteilt - macht pro Wiesnsaison eine Abschreibung von rund 260.000 Euro. Dazu kommen Betriebs- und Unterhaltskosten von 68.000 Euro.

Mehr zahlen muss die Stadt inzwischen auch für den Rettungsdienst sowie für die Feuerwehr - macht beides zusammengerechnet noch einmal 210.000 Euro. Und weil der Wachdienst inzwischen alle 16 Zufahrten zur Theresienwiese rund um die Uhr absichern muss, kostet er pro Jahr 47.000 Euro mehr.

Eine weitere Steigerung bürdet sich das Rathaus selbst auf: Die Stadtentwässerung, ein kommunaler Eigenbetrieb, fordert neuerdings 180.000 Euro Gebühren fürs Regenwasser auf der Theresienwiese. Zahlen muss der Veranstalter: die Stadt.

Quelle: SZ vom 16.11.2010

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