Auch wenns ein schon etwas älterer Link ist:
http://www.main-netz.de/nachrichten/region/frankenrhein-main/franken/art4005,742471Wildpferde für Hanau, Freizeitpark für Erlensee?
Konversion Kommunalpolitiker, Behörden und Investoren denken über die Zukunft von Truppenübungsplatz und Fliegerhorst nach
Hanau/Erlensee Die Ansiedlung von Wildpferden auf einem ehemaligen Militärgelände oder der Bau eines Freizeitparks auf dem Areal eines stillgelegten Fliegerhorsts: In Hanau und Erlensee (Main-Kinzig-Kreis) überlegen Politiker, was sie mit den verwaisten Flächen nach dem Abzug der US-Armee anstellen.
Das Wildpferde-Projekt in Hanau nimmt schon konkrete Formen an. Über den Bau eines großen Vergnügungsparks durch einen Großinvestor wird derzeit in Erlensee nachgedacht und diskutiert. Die sogenannten Konversionsflächen umfassen insgesamt knapp 600 Hektar - eine große Aufgabe mit viel Entwicklungspotenzial für die Stadt- und Gemeindeplaner.
Ein ausländischer Großinvestor erwägt, auf dem 250 Hektar großen, ehemaligen Fliegerhorst der 12 000-Einwohner-Gemeinde Erlensee eine Skihalle, Wellnessbäder, Achterbahnen, eine Reitanlage sowie ein Tagungs- und Kongresszentrum zu errichten. Mit einem Investitionsvolumen von bis zu 800 Millionen Euro wäre der Park auf täglich 23 000 Besucher ausgelegt und würde in einer Liga mit dem Europapark Rust spielen.
Sie finden genug zu essen und können sich das ganze Jahr um sich selbst kümmern. Harald Fuhrländer, Förster, über Przewalski-Pferde Nach Angaben der Gemeinde laufen bereits Gespräche mit dem noch ungenannten Investor. Es gehe um mehr als 5000 Arbeitsplätze und rund 8000 Hotelbetten. Nach Ansicht von Bürgermeister Stefan Erb (SPD) könnte der Freizeitpark zum Motor werden, um die Wirtschaft anzukurbeln und Geld in die Kasse zu bringen. Es gibt aber auch Skeptiker in der Gemeindevertretung. Eine Alternative für das Gelände ist laut einer Machbarkeitsstudie eine Mischnutzung aus Logistik, Gewerbe, Autobranche, regenerativen Energien sowie Sport und Freizeit.
Hanau hat noch mehr Potenzial auf seinem Stadtgebiet. Die 340 Hektar gehören der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die den Staatsbesitz möglichst schnell und gewinnbringend verkaufen will. Die Planungshoheit liegt bei der Stadt. Angesichts der mehreren stadtteilen entsprechenden Größe der zwölf Parzellen spricht Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) von einer "Herkules-Aufgabe". Es geht dabei um mittlerweile wie ausgestorben wirkende Kasernen, die noch immer mit hohen Sicherheitszäunen versehen sind. Auf ihnen befinden sich 1200 Wohnungen und mehrere hundert Verwaltungsgebäude, in denen früher tausende GIs lebten und arbeiteten.
Für einige Bereiche gibt es schon Pläne: Wohngebiete mit Einkaufszentren zum Beispiel. Zu einem Besucher-Magneten aber könnte das Campo-Pond-Gelände avancieren. Laut Stadt und Bima sollen rund um einen See, an dem Soldaten früher das Brückenbauen übten, noch in diesem Jahr Przewalski-Pferde über das 70 Hektar große Naturschutzgelände galoppieren.
Aussterben verhindert Die Wildpferde, die in Zentralasien zu Hause sind und nach ihrem Entdecker, einem russischen Major benannt sind, galten 1979 als ausgestorben. Weltweit gab es damals nur noch 13 Tiere. Unter Federführung des Münchner Tierparks Hellabrunn, der auch Tiere nach Hanau bringen will, wurde das Aussterben der Pferde jedoch verhindert. Heute umfasst der Bestand wieder 1600 Tiere.
Im Erlanger Stadtteil Tennenlohe gibt es ein ähnliches Projekt - auch auf einem ehemaligen Militärgelände. "Die Pferde fühlen sich da richtig wohl. Es gebe dort eine enorme Identifikation der Menschen mit "ihren Wildpferden"", hat Martin Schroth von Hanaus Unterer Naturschutzbehörde in Mittelfranken beobachtet. Die Przewalski-Pferde haben etwa die Größe eines Ponys und messen bis zur Schulter 1,40 Meter.
Die Pferde sollen aber nicht nur hübsch anzusehen sein. Sie sollen auch als natürliche Landschaftspfleger fungieren. "Sie drängen den aufkommenden Wald zurück, indem sie mit ihren scharfen Zähnen alles abknabbern - das tun sie sogar sehr effektiv", weiß Revierförster Harald Fuhrländer. Die Lebensbedingungen seien optimal. "In der Mongolei und Kasachstan wurden die Pferde früher auch nicht gefüttert. Sie finden genug zu Essen und können sich das ganze Jahr um sich selbst kümmern."
In Hanau sollen die eingezäunten Pferde später auch gezüchtet werden. Es wird überlegt, zwei oder drei Herden anzulegen. In einer Gruppe soll dann ein Hengst auf acht Stuten kommen. Bis es soweit ist, müssen aber einige für die Pferde giftige Bäume - Robinien und Eiben - abgeholzt werden. Auch zurückgebliebener Stacheldraht soll eingesammelt werden. Die Finanzierung für die Hanauer Wildpferde-Attraktion stehe indes, versichert die Stadt. Jörn Perske (dpa)