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Titel: "Der Untergang"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Foren-Gruppen Kino, Circus, Varieté & Musicals Beitrag Nr. 92
Beitrag Nr. 92
Phantasani
Mitglied seit 26-Feb-04
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Der Untergang
19-Sep-04, 11:36 Uhr ()
Da hier über diesen Film noch nichts gesagt wurde und ich diesen gestern gesehen habe, möchte ich ein Paar Gedanken zu dem Film loswerden.

Ich muss sagen, dass ich mit gemischten Gefühlen in den Film gegangen bin, da ich mir nicht vorstellen konnte was mich erwartet.

Im vorhinein ist der Film ja schon oft diskutiert worden, u.a. mit der Frage: Darf man einen Mann wie Hitler als Mensch zeigen?

Nun hab ich den Film gesehen und ich muss sagen: Ja. Möchte dies aber einfach mal so im Raum stehen lassen, da ich es leider irgendwie nicht richtig begründen kann, bzw. mir dazu die Worte fehlen.

Der Film wird besonders zum Ende hin sehr sehr schwierig.

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Wenn die letzten Getreuen Hitlers bis zum Schluss bleiben, obwohl sie wissen, das der Krieg bereits verloren ist. Besonders hatte ich damit zu kämpfen, als es um die Selbstmordgedanken ging und Frau Göbbels schrieb, Corinna Harfouch hat sehr überzeugt, das ein Leben ohne Nationalsozialismus nich lebenswert ist und ihre Kinder nicht in einer solchen Welt aufwachsen sollen, ihren Kindern ein Betäubingsmittel gibt um sie später im Schlaf zu vergiften. Das war schon sehr ergreifend.

Möchte eigentlich nicht mehr alzu viel sagen, nur dass Ihr Euch den Film wirklich mal ansehen sollt. Es ist meiner Meinung nach eine gute Auseinandersetzung mit unserer Geschichte.

Als der Film zu Ende war, das war meine merkwürdigste Erfahrung da ich diese schon lange nicht mehr im Kino erlebt habe, sind die Leute erstmal sitzten geblieben und beim raus gehen wurde kein Wort gesprochen. Der Saal hat sich geleert und es war nur die Musik des Abspanns zu hören. Eine recht merkwürdige Situation.

Aber seht ihn Euch selbst an und berichtet über Eure Erfahrungen und Gefühle die Euch bewegen. Würde mich interessieren wie Ihr das seht.

Gruss
Sascha

Hosenscheißerattraktion = Attraktion nur für Leute die sich in die Hose sch.....?

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  RE: Der Untergang, vestermike, 19-Sep-04, 15:47 Uhr, (1)
  RE: Der Untergang, Boernie, 20-Sep-04, 11:54 Uhr, (2)

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vestermike

5986 Beiträge
 
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1. RE: Der Untergang
19-Sep-04, 15:47 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Ich habe mir nach den überaus positiven Kritiken den Film gleich am Donnerstag abend angeschaut. Mir persönlich hat er aber überhaupt nicht gefallen - und das gleich aus mehrereren Gründen:

1. Der so hochgelobte Bruno Ganz überzeugt durchaus in den stilleren Szenen. Wenn es aber darum geht, den Wahnsinn und die Wut/Verzweiflung von Hitler darzustellen, versagt er auf ganzer Linie und verfällt in ein seltsames Chargieren, bei dem er einfach viel zu stark übertreibt. Zeitweise erinnert seine Darstellung mehr an Chaplin in "Der große Diktator", wodurch das ganze zeitweise eher unfreiwllig komisch anmutet.

2. Goebbels, einer der geistigen Köpfe des Dritten Reichs, wirkt stellenweise wie ein Kasper. Warum man für die Rolle einen Schauspieler ausgewählt hat, dessen Mimik stellenweise an Piet Klocke erinnert, wird wohl ein Geheimnis von Eichinger bleiben. Daß Goebbels aber ständig mit einem französischen Akzent spricht (der Versuch, ihn mit einem rheinischen Akzent darzustellen, ist wohl in die Hose gegangen), ist schlicht nervtötend.

3. Die Darstellung von Eva Braun kratzt noch nicht einmal an der Oberfläche, sondern beschränkt sich auf ein ständig debiles Grinsen. Ob sie am drohenden Untergang tatsächlich so viel Vergnügen gehabt hat, wie es im Film dargestellt wird, wage ich zu bezweifeln.

4. Der Film ist leider typisch deutsch. Natürlich hat er ein "deutsches Thema", aber bei der Umsetzung wird halt wieder einmal die Schwäche des deutschen Films deutlich: Hierzulande schafft es anscheinend niemand, Stimmungen zu erzeugen: Tragik wirkt nicht tragisch, Beklemmungen wirken nicht beklemmend. Was ein grandioses Kammerspiel mit Aufklärungscharakter hätte werden können, verkommt hier zu einer Fassbinderschen Pseudo-Dokumentation, die kein Klischee ausläßt. Da werden unsinnigerweise Szenen aus den Straßen in Berlin eingeflochten, damit man den action-verwöhnten Kinobesuchern auch ein bißchen "Bumms" präsentieren kann anstatt sich auf die Geschehnisse im Bunker zu konzentrieren. Da werden dekadente Untergangsfeiern im Bunker mit den typischen wirren Kamerafahrten und den obligatorischen nackten ##### gedreht.

Der Film vermarktet sich als erste ernstzunehmende filmische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Hitler. Dabei wird suggeriert, daß es sich dabei um ein historisch korrektes Drehbuch handelt - was natürlich Unsinn ist, da für diesen Film auch nur zwei Quellen als Grundlage genommen wurden (die natürlich auch nicht objektiv sind) und der Rest von Eichinger daraus abgeleitet wurde. Wie dem auch sei: Für Deutschland mag die Novität auch zutreffen, aber wer einmal Anthony Hopkins in "Der Bunker" gesehen hat, kann darauf getrost verzichten. Nicht nur Spielbergs "Schindlers Liste" hat letztendlich gezeigt, daß Ausländer die deutsche Geschichte vielleicht doch besser umsetzen können.

Mike

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Boernie
Bernhard Brings


 

479 Beiträge
 
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2. RE: Der Untergang
20-Sep-04, 11:54 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
letzten Samstag habe ich mir auch diesen Film angesehen. Unter den Zuschauern war von Jugendlichen bis zu Rentnern alles vertreten.

Was Sascha beschrieben hat, habe ich auch erlebt: Am Ende des Films war Totenstille - minutenlang. Auch hier gingen anschließend alle wortlos aus dem Kino. Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas schon mal erlebt zu haben - nicht mal bei "Schindlers Liste".

Was Mike schrieb, ging mir streckenweise auch so: es hat eine Weile gedauert, bis ich ins Geschehen 'reingezogen wurde. Viele Szenen waren zu blass und emotionslos umgesetzt.

Insgesamt aber ein beklemmend wirkender Film und sicher nichts für schwache Nerven.

Gruß Bernhard

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