Ich fange mal vorne an. Sehr früh angekommen, über eine halbe Stunde vor Parköffnung. Das schreite geradezu nach einer Parkgrenzenbegehung. Am China-Eingang stand das Auto, und als allererstes fiel auf, dass die jahrelangen Kassenprovisorien ausgewechselt wurden gegen... Provisorien. Hört sich jetzt im ersten Moment vielleicht negativ an, aber beim zweiten Nachdenken vielmehr positiv: Die vorher hässlichen Baucontainer wichen viel stimmigeren Kassenhäuschen. Die sehen eindeutig noch nach "Die bleiben nicht für die Ewigkeit" aus. Es ist wohl noch nicht soweit, dass da etwas endgültiges steht. Aber das Zeichen, auch Provisorien so gut wie möglich den Besuchern zu präsentieren, finde ich einen sehr sehr lobenswerten Ansatz.

Ich hatte ja ein Jahr Brühl-Pause gemacht in 2009, aber der schon jetzt kleine erste Eindruck sollte sich durch den ganzen Tag ziehen. Der Park wirkte wie ausgewechselt, hat sich extrem zum Positiven gewandelt. Also wirklich nicht, dass er vorher schlecht war, absolut nicht, aber da sind noch ganz ganz viele Schippen im wahrsten Sinne des Wortes draufgelegt worden.

Am Mystery Castle vorbei sah man ein weiteres Provisorium, den neuen Mystery-Castle-Eingang. Auch sehr stimmig installiert. Leider ist der Mexico-Eingang nun nicht mehr in Betrieb, den ich immer als sehr angenehm empfand. Baulich gibt es dafür noch keinen Grund, lässt aber auf baldige große Veränderungen dort schließen. Weiter Richtung Haupteingang sieht man einen großen ausgehobenen Bereich, wo der Kletterpark war. Hier wird sich offensichtlich wirklich noch einiges tun.

Kehrtwende wieder zurück Richtung Hotels, das Matamba habe ich ja noch nicht näher bestaunt. Und es ist wirklich toll geworden. Ebenfalls grandios thematisiert, verspielt und durchaus ein Kontrast zum ruhigen Ling Bao. Eine perfekte Ergänzung.

Und ab in den Park durch den Haupteingang. Der wirkte etwas verwaist, aber ich bin mir sicher, da wird sich wohl auch noch einiges tun. Das Karussell am Eingang war natürlich ungewohnt, und ich weiß noch nicht, ob es mir gefällt. Es wirkt natürlich etwas enger als vorher leider, aber sobald man um das Karussell herumgeht und in die Straße einbiegt, ändert sich das schon wieder. Positiv ist, dass dieser Teil des Parks dadurch wieder belebter wird, der ja eigentlich eine Sackgasse ist, und damit früher im Verlauf des Tages immer sehr menschenleer wirkte.

Alt Berlin wirkt noch durch den fehlenden Abschluss nicht so ganz, die provisorische Drakar'ium-Bühne passt da selbstverständlich nicht hin. Leider wirkt der Park an der Stelle kleiner dadurch. Der aushängende Plan vom Kaiserplatz lässt aber vermuten, was sich hier noch im Bälde alles ändern wird. Drei Kritikpunkte habe ich aber an dieser Stelle: Der große, freie, gepflasterte Platz zwischen Bepflanzung und Tribüne könnte im Sommer eine richtige Brutstätte werden. Diesen Fehler hat man leider auch hier in Mainz mit einem der großen Plätze gemacht: Alles abgerissen, neu gemacht, und dabei viel gepflasterten, freien Boden hinterlassen. Das ist im Sommer nicht schön. Natürlich wird der Platz für Drakar'ium benötigt, aber auch da der nächste Kritikpunkt: Der Zuschauer schaut nachmittags von der Tribüne genau in die Sonne, wenn er sich das Spektakel anschauen will. Der letzte Kritikpunkt ist, dass ich irgendwie bezweifle, dass die angedachte Tribüne einen würdigen Abschluss in dieser Richtung des Parks darstellen wird. Aber das muss man sehen, wenn es fertig ist, ob der Platz dann fertiggestellt funktioniert. Schön wird er auf jeden Fall, da bin ich mir sicher.

Richtung See wird derzeit einiges an Bebauung hochgezogen, das ist natürlich noch nicht fertig und planenverhangen. Man muss aber sagen, im Gegensatz zu manchen vorhergehenden Projekten ist es so verhüllt, dass es selbst in der Bauphase jetzt nicht so weh tut. Auf jeden Fall kann man erkennen, dass nun ganz klar die Linie gefahren wird, die Themenbereiche in sich abzuschotten. Das macht die Illusion natürlich viel immersiver, wirklich toll. In die eine Richtung ist Mexico und Afrika erst zu sehen, wenn man um die Ecke kommt, und Richtung See ist der schleichende Übergang auch verschwunden. Ebenso die wirklich steile Rampe, und ich habe mich bis zum Ende des Tages gefragt, wo der Höhenunterschied auf einmal abgeblieben ist. Ich fand bislang keine Erklärung, aber es ist richtig gut so. Und dann wird man auch schon hineingeworfen in die neue und strahlende Welt der Wuze.

Es ist wirklich jetzt ein in sich geschlossener und authentischer Themenbereich, der für mich wirklich eins der Highlights an dem Tag war. So viel Liebe im Detail ist toll. Endlich wieder ein schöner Rundgang um den See. Der Bereich wirkt verspielt und weitläufig, sehr abwechslungsreich und doch mit einer klaren Linie. Die neuen Karussells begeistern nicht nur Kinder *hust* (ich gebe nichts zu ohne meinen Anwalt), und Wakobato ist nicht nur sportlich anspruchsvoll: Wir hatten alle so viel Spaß in den Backen auf der Fahrt und dank der wirklich sehr langen Strecke einen Tennisarm danach. Spaßfaktor: 1+!

Neben Wakobato musste ich dann leider um meinen geliebten Sumpfmuck trauern. Aber wenigstens ist das Gebäude erhalten, und ich wette, dass ich im Sommer dankbar für die wirklich würdigen Wasserspiele dort sein werde.

Und dann kam eine absolute Überraschung für mich: Ein kleiner niedriger Kletterparcours über seichtes Wasser. Ungesichert. Benutzung auf eigene Gefahr. Sehr mutig! Das hätte ich dem Park nicht zugetraut, und ich finde es toll! Wie den ganzen Wuze-Bereich. Alles richtig gemacht!

Jetzt müssen da nur noch die hinzugezogenen Anwohner mit ihren zu stark eingestellten Hörgeräten endlich einmal verstehen, wo sie überhaupt hingezogen sind, und damit ihre eigene Entscheidung akzeptieren.

Im Rest des Parks waren nicht so viele massive Veränderungen, aber ganz ganz viele Details. Man hat wirklich den Eindruck, als hätte da jemand sein Portemonnaie aufgehalten und gesagt "Macht mir den Park bitte mal noch schöner". Und das merkt man. Es sind viele Kleinigkeiten, die es einfach perfekt machen. Der Kleinkunstpreis für Freizeitparks geht dieses Jahr definitiv nach Brühl: Die Brücke von Berlin nach Afrika zu teilen in einen Talocan-View-Bereich und einen dann ohne Pfropfen begehbaren Bereich. Einfach und simpel, aber genial. Dies nur ein kleines Beispiel der vielen Detailverbesserungen.

Von den Fahrgeschäften war ich auch erstaunt. Und das will etwas heißen, denn da ist man durchaus ja schon lange Qualität von diesem Park gewohnt. Trotz des dank der Wettervorhersage (die sich zu unserer Freude nicht bestätigt hat) mäßigen Besucherandranges fuhr der Park mit hohen Kapazitäten. Ich habe mich am Morgen gefragt, was der Park wohl vor hat mit diesen Kapazitäten, und dass er mit Sicherheit im Laufe des Tages zurückschrauben würde. Aber weit gefehlt. Das wurde durchgezogen und hat sich natürlich für den Besucher richtig toll angefühlt.

Ebenso fuhr alles wie am Schnürchen. Ich mache es immer an den Achterbahnen fest, wie die sich morgens anfühlen. Ob sie noch eingeschlafen und gerade aufgewacht wirken, oder ob sie schon ein bisschen Schmackes haben. Und den hatten sie. Ich war wirklich erstaunt, wie viel Druck z.B. die Mamba schon früh morgens auf die Schiene gebracht hat! Das macht den Unterschied aus, wenn man seinen Fuhrpark pflegt. Dann wirkt das auch nicht wie mancherorts, wo man den Eindruck hat, einem Mitarbeiter wäre am letzten Tag aufgefallen "Huch, wir eröffnen ja morgen!"

Die Mamba stellte dann auch mein ganz persönliches absolutes Highlight des Tages dar: Auch wenn man es dank des UNVORTEILHAFTEN Fotos von Marcel (das wird Dir noch leid tun...) nicht vermuten mag, habe ich ja einige Zeit des letzten Jahres mit meiner eigenen Runderneuerung verbracht. Und daher der Spruch aus dem Plauderecken-DSDS-Thread wiederholt: Samstag faulenzend auf der Couch liegen: 0 EUR. TV-Karte, um DSDS zu schauen: 39,95 EUR. Black Mamba und Mystery Castle mit richtig viel Platz unterm Bügel: Unbezahlbar! Und ich kann nur eins sagen... An mir lag es diesmal nicht mehr, dass das MC erst nach ordentlichem Drücken auf den Bügel eine Freigabe erteilt hat. Gelle, Herr Jeschke? *ups*

Shows habe ich persönlich nur eine gesehen an dem Tag, und das war 7. Mein Gesamturteil kurz und knapp, und darüber war sich unsere Gruppe einig:

Das Bühnenbild ist toll!

Und etwas detaillierter:

Das Bühnenbild ist richtig toll!

Und noch detaillierter:

Wie bereits manche erwähnt haben, wäre ein professionellerer Sprecher am Anfang wünschenswert. Jan Rouvens Stimme tontechnisch aufgepeppt ist in Ordnung dann allerdings. Es fing durchaus vielversprechend an. Ich hoffte auf eine wunderschöne Storyline, und die ersten 5 Minuten wollten meine Hoffnung bestätigen. Allerdings blieb es leider bei den ersten 5 Minuten. Die Story verebbt sich in dem Abspulen von Knopfdruck-Kistenschiebereien. Es tut mir leid, da war keine einzige Nummer dabei, wo man auch nur irgendetwas als Magier zeigen kann, dass man wirklich etwas kann. Die Hauptarbeit haben die Assistentinnen und Bühnenarbeiter gemacht. Auch wenn sie etwas unbeholfen wirkten, so fand ich es aber richtig toll, ganz ehrlich, dass die Bühnenarbeiter zum Abschlussapplaus hinzugenommen wurden. Sehr sympathisch!

Ich hatte ja gehofft, dass sich Jan Rouven, seitdem ich ihn das letzte Mal in der Movie-World gesehen habe, weiter entwickelt hat, denn ich sehe ihn eigentlich wirklich gerne. Aber in dem Moment, als er das Mikro in die Hand genommen hat, wusste ich, dass er das leider nicht hat. Er hat eine sehr gute Ausstrahlung und kommt als Magier überzeugend rüber, aber der live-Moderator oder gar Schauspieler ist er einfach nicht. Vielleicht wäre es hier doch nicht verkehrt, in ein echtes, ausgedehntes Coaching zu investieren. Auch hat die Show leider einige Längen, welche die Hupfdohlen nicht wirklich überbrücken können. Ein kleines Ding: Die Edelsteine, welche nach den Nummern an die Tafel gehängt wurden, wirkten teilweise etwas unmotiviert an den Requisiten angebracht. Manchmal einfach nur darauf gelegt. Wenn es möglich ist, sollten die exponierter daran angebracht werden. Schade fand ich, dass ich zwar schwach gesehen habe, dass Jan Rouven in den Pausen seine Rolle weiter spielt, also z.B. weiter an seinen Pergamenten schreibt, dies aber in völliger Dunkelheit am Rande der Bühne stattfindet und somit mit Sicherheit von kaum einem Zuschauer bemerkt wurde. Ausleuchten bitte!

Aber insgesamt ist das Fazit der Show durchaus positiv. Der normale Parkbesucher wird sich natürlich über die Show freuen und durchaus verblüfft sein.

Verblüfft war ich an dem Tag aber von etwas ganz anderem: Dem Personal. Gibt es einen neuen Tee in der Kantine? Ein großes Markenzeichen des Phantasialands war ja schon immer, dass das Personal sehr multikulturell war. Allerdings hatte das den Nachteil, dass oft die Kommunikation nicht vorhanden war. Ganz anders jetzt. Nicht falsch verstehen: Das Personal war wirklich schon immer freundlich und zuvorkommend, keine Frage. Aber in dieser Saison haben sie 3-4 Gänge zugelegt. Angefangen von den nicht einfach nur hingesetzten Walking-Acts in Alt-Berlin, die wunderschön mit den Besuchern agiert haben (der Schuhputzer und Photograph sind atmosphärisch einfach genial!) wurde man von wirklich den meisten Mitarbeitern direkt angesprochen, und sei ihre Funktion vermeintlich noch so klein (vermeintlich deswegen, weil natürlich auch das kleinste Zahnrad in einer Uhr dazu nötig ist, damit sie funktioniert). "Schönen Tag noch!" "Viel Spaß!" und auch viele Scherze wurden gemacht. Ich hatte so richtig den Eindruck, dass die Leute total Bock hatten, mir einen geilen und unvergesslichen Tag zu bereiten, und das war einfach... toll! Ja, mehr fällt mir dazu einfach nicht ein, und es soll gleichzeitig das höchste Lob dafür sein.

Das setzte sich natürlich am schönen Abend fort, den unsere Gruppe in den Hotels hat ausklingen lassen. In exklusivem Ambiente wurden für unsere nette Gruppe (die nicht zuletzt natürlich auch am Gesamterlebnis dieses Tages positiv beteiligt war, danke Euch!) alle Register der Gastfreundlichkeit gezogen. Ein gewisser Marcel war so beeindruckt, dass er am Schluss den Restaurantchef hat holen lassen, der erst wohl mit schlimmerem gerechnet hat, so wie er beim Kommen aussah, um dann von Marcel richtig Honig um den Mund geschmiert zu bekommen. Und das absolut und mehr als berechtigt. Er hat sich gefreut wie ein kleines Kind, und das sei ihm verdient gegönnt.

Fazit Saisonstart 2010 in Brühl: Der Park hat die hohe Messlatte, die er sich selbst schon immer gelegt hat, und an der er manchmal zu stark gemessen wurde, überschritten. Und er ist weit drüber gesprungen.

Phantasialand, ich mag Dich!

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