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Die Ruster Traumfabrik peilt neue Superlative an
09-Aug-08, 13:47 Uhr ()
Letzte Bearbeitung am 09-Aug-08 um 13:52 Uhr ()

Im deutschen Freizeitpark Nummer 1, dem Europa-Park im südbadischen Rust,
herrscht in diesen Wochen Hochbetrieb. Bis zu 30 000 Besucher wollen sich
täglich vergnügen. Derweil treiben die Macher der Traumfabrik, die Familie
Mack, die größte Erweiterung des Parks seit seinem Bestehen voran.

RUST (här) Mit 24 begann für Roland Mack die schwerste Zeit seines Lebens.
Sein Vater Franz, Chef der gleichnamigen Kutschen- und Karussellbaufirma
in Waldkirch, war nach einem USA-Besuch entschlossen, einen Freizeitpark
als Ausstellungsfläche für die eigenen Produkte zu bauen. Doch der damals
54-Jährige stieß auf eine Front der Ablehnung. Die Banken verweigerten
reihenweise Kredite, bei der Suche nach Pächtern für die Gastronomie
hagelte es Absagen, und die Experten prophezeiten eine schnelle Pleite.
Schließlich starb auch noch Franz Macks Kompagnon. So musste der älteste
Sohn Roland ran, der gerade sein Maschinenbau-Studium abgeschlossen und
im Waldkircher Familienbetrieb als "leitender Schweißfach-Ingenieur" zu
arbeiten begonnen hatte. "Am Schluss sind der Vater und ich alleine
dagestanden mit unserer Idee", sagt Roland Mack. Aber niemand konnte sie
davon abbringen.

Bis heute hat die Familie Mack rund 500 Millionen Euro in ihren Park
investiert, und seit der Eröffnung vor ziemlich genau 33 Jahren sind über
74 Millionen Besucher gekommen. Damit kann bundesweit nur der Kölner
Dom mithalten.

35 Millionen kostet Erweiterung

Der Europa-Park ist in Deutschland längst Marktführer, in Europa können
nur drei Freizeitparks mehr Besucher vorweisen, weltweit keine 25. Das
weckt Begehrlichkeiten: Ob sie nicht in Osteuropa oder Dubai investieren
wollten, sind die Chefs der Traumfabrik zuletzt immer wieder gefragt worden.
Die Grundsatzentscheidung fiel schnell - für Rust und den Europa-Park:
Dafür hatten sie über acht Jahren lang verhandelt und 60 Grundstücke im
angrenzenden Parkgebiet erworben. Seit Wochen laufen die Arbeiten.

Neben der neuen Straße in Richtung des großen Parkplatzes entstehen auf
einer Fläche von 15 Hektar - mehr als 20 Fußballfelder - für die nächste
Saison eine neue Achterbahn der Superlative, eine Halle mit Ballsaal und ein
weiterer europäischer Themenbereich. Die Investitionen dafür belaufen sich
auf 35 Millionen. Für die Zeit danach gibt es schon Überlegungen für ein Spaßbad
und ein fünftes Hotel. Und langfristig stehen in Richtung Autobahn weitere 150
Hektar zur Verfügung. "Euro-Disney in Paris muss sich warm anziehen, zumal wir
ohnehin den schöneren Park haben", warnt Roland Mack.

Gerade kommt Roland Mack von einem Termin mit Innenminister Heribert Rech
zum Gespräch in die Bar des Hotels Santa Isabel. Der Park-Chef wirkt etwas
angespannt. Dann bestellt er sich einen Cappuccino und gibt entspannt Auskunft.
Sein Leben ist zu einem einzigen Gipfelsturm geworden. Er wird geachtet und
verehrt und ist hoch dekoriert. Roland Mack war schon "Unternehmer des Jahres"
und "Hotelier des Jahres", zuletzt hat ihn die Universität Freiburg zum
Ehrensenator gekürt. Und doch sitzen die Erfahrungen von damals tief. Sie
waren Schlüsselerlebnisse, aus denen auch starke Antriebskräfte erwuchsen.

Wer heute durch die vier parkeigenen Hotels geht, dem begegnet Roland Mack
auf fast allen Wegen. Zig Fotos zeigen ihn mit Porsche-Chef Wedeking, mit
Kanzlerin Merkel, Altkanzler Gerhard Schröder, Günther Oettinger, Erwin Teufel,
Bill Clinton, Franz Beckenbauer, Günther Netzer, Maria Furtwängler. Niemand
lächelt so schön in die Kameras wie der Mann mit der besonderen Ausstrahlung,
der seinen Schnurrbart durch alle Zeiten und Moden trägt. Die Festrede zu seinem
50. Geburtstag hat Alt-Kanzler Helmut Kohl gehalten, womit sich viele in ihrer
Meinung bestätigt sahen, die Macks suchten die Nähe zur CDU. Aber Roland Mack
gibt sich pragmatisch: "Wir arbeiten mit denen, die im Amt sind." Zuletzt sah
man in Klatschblättern Fotos von Roland Mack bei der Hochzeit von Sabine
Christiansen inmitten der Schickeria auf Ibiza.

"Wir sind sehr bodenständig"

All diese Bilder sprechen für sich und können doch täuschen. Letztlich ist
alles dem Park untergeordnet. Und wenn der Unternehmer aus Rust sagt: "Wir
sind sehr bodenständig", dann darf man ihm das abnehmen, denn er und
der Familien-Clan exerzieren es tagtäglich vor. Dieses Geschäfts- und
Beziehungsgeflecht erscheint auf den ersten Blick konfliktträchtig, aber
es funktioniert. Die Macks, die den Menschen Träume, Illusionen und Fantasien
verkaufen, können sagen, dass sich bisher alle wichtigen Entscheidungen als
richtig erwiesen haben.

Ein Denkmal für den Vater

Franz Mack (seine Frau ist vor Jahren gestorben) gilt in der Familie als
unantastbare Autorität. Auch mit 87 Jahren inspiziert er fast täglich per
Elekt-rowagen den Park. Sein Wort hat Gewicht. "Er ist unser Hauptkritiker
und ein sehr gutes Korrektiv", sagt Roland Mack, "alles was er sagt, ist
fundiert." Zu Beginn dieser Saison haben sie ihm ein Denkmal im Park gesetzt.

Roland Mack hat sein Wohnhaus direkt an den Park gebaut, damit er kurze
Weg hat "und die Kinder das Unternehmen quasi mit der Muttermilch
aufsaugen". Seine Arbeitswoche dauert sieben Tage und 80 bis 100 Stunden,
noch nie seit 1975 hat er mehr als zwei Wochen Urlaub gemacht. "Ich spüre
immer eine Verantwortung", sagt er. Aber er sagt auch: "Mein Job ist für
mich wie ein Hobby, das mir viel Spaß macht." Die Grenzen zwischen Arbeit
und Privatleben verschwimmen. Den Hang zum Perfektionismus und die Liebe
zum Detail hat ihm der Vater mitgegeben. Und so sieht man auch Roland Mack
regelmäßig mit dem Elektrowagen durch den Park fahren. "Dem fällt jede
Glühbirne auf, die nicht funktioniert", berichtet ein Mitarbeiter, der den
Chef zwar als "sehr fordernd, aber auch menschlich" erlebt. Macks Bruder
Jürgen ist gerade 50 geworden und hat aus diesem Anlass zwei Bekenntnisse
abgelegt: "Der Park ist mein Leben." Und: "Die menschliche Seite ist mir
extrem wichtig."

Es gibt immer wieder Zweifel, ob das gut geht, wenn der eine dauernd im
Vordergrund stehe und der andere im Hintergrund. "Es klappt gerade deswegen
so gut, weil wir so unterschiedlich sind", sagt Roland Mack. "Mein Bruder
war schon immer eher introvertiert, ich war schon immer kommunikativ und
vorne an der Front." Jeder fühlt sich offenbar wohl in seiner Rolle: Sie
sind als "geschäftsführende Gesellschafter" gleichberechtigt, Roland ist
der Macher, sein jüngerer Bruder, der zwölf Jahre später ins Geschäft kam,
eher der Verwalter, zuständig für Finanzen und Personal.

Auch die Frauen haben feste Aufgabenbereiche: Mauritia Mack, seit 1992
mit Jürgen Mack verheiratet, Mutter zweier gemeinsamer Kinder und gelernte
Architektin, leitet die Shops im Park. Ihre Schwägerin Marianne Mack, die
früher als Stewardess arbeitete, verantwortet die Hauptkasse. Ihr Bruder
ist Geschäftsführer des Waldkircher Stammwerks.

Söhne sind eingestiegen

Zu Beginn des Jahres hat die Mack-Familie den Generationenwechsel
eingeleitet. Die Söhne von Roland und Marianne Mack sind nach Erfahrungen
im Ausland in die Geschäftsführung eingestiegen. Auch da gibt es klar
abgesteckte Ebenen: Michael, 30 Jahre und Diplom-Verwaltungswirt, deckt
das Marketing und den Vertrieb ab, Thomas, 30 und Diplom-Verwaltungswirt,
ist Chef der Hotels und Gastronomie-Betriebe. "Aber die letzte Entscheidung
liegt bei meinem Bruder und bei mir", betont Roland Mack, dem eines besonders
wichtig ist: "Sie müssen sich die richtigen Frauen suchen, denn Frauen sind das
größte Risiko, wenn Brüder zusammenarbeiten sollen."

Quelle:www.szon.de

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