Der Mannheimer Morgen berichtet: Freizeit: Europa-Park-Chef überlässt seinen zwei Söhnen mehr Verantwortung
Generationswechsel in Rust
Von unserem Korrespondenten Jürgen Ruf
Rust. Früher nutzten sie den von ihrem Vater gegründeten Freizeitpark als Kinderspielplatz. Heute sitzen sie in der Chefetage des 3000 Mitarbeiter zählenden Freizeitunternehmens. Michael und Thomas Mack sind in die Geschäftsführung des Europa-Parks im badischen Rust (Ortenaukreis) berufen worden. Mit der Ernennung der 28 und 26 Jahre alten Brüder bereitet der größte deutsche Freizeitpark den Generationswechsel vor. Der Park, der einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro erwirtschaftet, will dem Mittelstand als positives Beispiel dienen.
"Wir setzen auf die nächste Generation und nicht auf die Börse", sagt Roland Mack (Bild). Der heute 58 Jahre alte Unternehmer hat den Europa-Park 1975 gemeinsam mit seinem Vater Franz (heute 86) gegründet. Seit 33 Jahren leitet er das Unternehmen. Nun überträgt er seinen beiden Söhnen Verantwortung. "Die frühzeitige Einleitung der Unternehmensnachfolge ist eine der zentralen Aufgaben in Familienbetrieben", sagt er. Der Übergang auf die neue Generation werde in vielen Unternehmen zum Problem, manchmal gehe es um die Existenz. Dies zeige ein Blick in den Mittelstand.
Klare Regeln
"Wichtig ist, dass ein Unternehmer schon frühzeitig bereit ist, Macht und Verantwortung abzugeben", sagt Roland Mack, der gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen (49) an der Spitze des Freizeitparks steht. "Er muss schon an die nächste Generation denken, wenn er noch voll im Geschäft ist, auch wenn es vielleicht schwer fällt." Zudem müsse es für die geplante Nachfolge klare Regeln geben. "Wir im Hause haben immer auf eine gute Berufsausbildung Wert gelegt", sagt Mack. Für seine Söhne bedeutete dies: Bevor sie in Rust ans Ruder durften, sammelten sie während ihrer Ausbildung internationale Erfahrung unter anderem in den USA, in Australien, Südafrika sowie in mehreren europäischen Ländern.
"Damit der Generationswechsel funktioniert, müssen die jungen Leute früh ins Unternehmen integriert werden", sagt Roland Mack. Er selbst spielte in der Karussell- und Wagenbaufirma seines Vaters im südbadischen Waldkirch (Kreis Emmendingen) zwischen Achterbahn-Rohbauten und Zirkuswagen. Seine Söhne wuchsen in den 80er Jahren in Rust auf. Das Elternhaus steht mitten im Freizeitpark.
"Wir mussten von Anfang an bereit sein, uns ein- und auch unterzuordnen. Das Unternehmen stand immer im Mittelpunkt", sagt Michael Mack. Und sein Bruder Thomas ergänzt: "Wir sind mit dem Unternehmen groß geworden, die Firma war und ist unser ständiger Begleiter." Damit sei die Entscheidung, das Unternehmen später zu übernehmen, schon im Kindesalter vorbereitet worden.
Neue Rolle
"Wir haben die Lust, aber auch die Last der Unternehmensführung schon als Kinder zu spüren bekommen. Heute wissen wir, was auf uns zukommt", sagt Thomas Mack. Nun müssten sie eine neue Rolle einnehmen. "Im Umgang mit Mitarbeitern aber auch gegenüber den Eltern treten wir heute anders auf." Und auch die Freundin oder Frau müsse wissen, dass das Unternehmen an erster Stelle stehe.
"Die Entscheidung, an Bord zu gehen, muss aus voller Überzeugung kommen. Sonst macht es keinen Sinn", sagt Michael Mack. Für beide Seiten sei der Generationswechsel eine Herausforderung. "Eine neue Generation bringt neue Ideen, darauf müssten sich alle einstellen." Während der Diplom-Betriebswirt Michael Mack im Produktionsbetrieb wirkt, verantwortet der Diplom-Hotelier Thomas Mack alle Hotels sowie die gesamte Gastronomie im Park. Roland und Jürgen Mack bilden weiter die Unternehmensspitze.
"Mit dem Generationswechsel ist die Entscheidung verbunden, dass unser Unternehmen in Familienbesitz bleibt", sagt Roland Mack, der mit Kritik an der Erbschaftsteuer-Reform und möglichen Verkaufsabsichten für Schlagzeilen sorgte.
Mannheimer Morgen
09. Januar 2008