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Touristenattraktion in der Lüneburger Heide kämpft erneut um das Überleben - Kommunen hoffen auf EU-Fördermittel - Neue Attraktionen geplantWalsrode - Dem weltweit größten Vogelpark im niedersächsischen Walsrode droht die Schließung. "Der Park steckt derzeit in einer schweren Finanzkrise. Wenn die Pläne zur Rettung nicht gelingen, könnte es den Vogelpark in wenigen Wochen nicht mehr geben", bestätigte Ernst-Otto Bahr, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Walsrode, einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Sparkasse hat die privat betriebene Einrichtung in der vergangenen Zeit nach eigenen Angaben mit Krediten am Leben gehalten. Während das Kreditinstitut bis Jahresende noch Mitinhaberin war, gehört der Vogelpark seit 1. Januar ausschließlich der Firma eines Hamburger Steuerberaters.
Wie der Geschäftsführer des Vogelparks, Michael Hanke, am Montag der WELT sagte, leide die weltbekannte Touristenattraktion seit längerer Zeit unter einem drastischen Besucherrückgang. "Seit dem Vogelgrippe-Jahr 2006 haben wir uns nicht wieder erholt. Im vergangenen Jahr kamen nur 280 000 Besucher. Um die Wirtschaftlichkeit des Vogelparks zu ermöglichen, sind aber wenigstens rund 310 000 Besucher im Jahr nötig."
Weil die ganze Region von diesem exotischen Ziel in der Lüneburger Heide lebt - immerhin beschäftigt der Vogelpark in der Hauptsaison bis zu 150 und in der Nebensaison bis zu 95 Arbeitskräfte - trommeln die Stadt Walsrode und die Gemeinde Bomlitz um Investitionshilfen. "Wir arbeiten schon seit November daran, Gelder aus dem Tourismus-Fördertopf der Europäischen Union zu bekommen", betonten die Bürgermeisterin von Walsrode, Silke Lorenz (parteilos), und der Bürgermeister von Bomlitz, Michael Lebid (SPD), im Gespräch mit der WELT. Die Rede sei von zwölf bis 15 Millionen Euro. Die beteiligten Kommunen müssen eine Bürgschaft in einer Höhe von vier Millionen Euro übernehmen und eine Besitzergesellschaft gründen. Spätestens bis Mitte März, so hoffen sie, werde ein Beschluss vorliegen, der dann über die Zukunft des Vogelparks entscheide. "Wir müssen ihn auf jeden Fall retten. Die Schließung wäre eine Katastrophe", so die Kommunalpolitiker.
Heftige Kritik übte Sparkassenchef Ernst-Otto Bahr unterdessen an der Förderung vergleichbarer Einrichtungen wie den Zoos in Hannover und Osnabrück mit Geldern aus der öffentlichen Hand. "Nur der Vogelpark Walsrode hat davon nichts bekommen."
Auf dem mehr als 240 000 Quadratmeter großen Areal leben 4000 Vögel aus rund 700 Arten, darüber hinaus auch Pinguine und Pelikane. Bereits um die Jahrtausendwende war der Park in schweren finanziellen Nöten. 40 Jahre nach seiner Eröffnung musste die Kreissparkasse Walsrode als Hauptgläubigerin Anfang 2000 den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Auslöser für die Finanzmisere sollen der Bau einer Tropenhalle und Privatentnahmen durch den damaligen Besitzer gewesen sein. Wenig später konnte der Vogelpark an den Hamburger Steuerberater, die Besitzerfamilie des Wildparks Lüneburger Heide und an die Kreissparkasse Walsrode verkauft werden.
Zur jetzigen Finanzkrise haben nach Angaben von Bürgermeister Michael Lebid Altschulden sowie die sinkenden Besucherzahlen beigetragen. Sollte die Europäische Union Fördermittel bereitstellen, plant die Vogelpark-Geschäftsführung eine Vielzahl neuer Attraktionen. Neben einem Höhenweg, der es den Besuchern ermöglicht, die Anlage aus der Vogelperspektive zu betrachten, sind ein Forschungszentrum sowie eine Pinguin-Anlage geplant, an der die Besucher die Tiere bei ihrem pfeilschnellen Schwimmen im Wasser besser beobachten können.