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Titel: "Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist geschei"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Foren-Gruppen Plauderecke Beitrag Nr. 5965
Beitrag Nr. 5965
Marco
Mitglied seit 11-Feb-07
 
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Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist geschei
25-Aug-04, 10:07 Uhr ()
Hallo!

Auch der "in allen Zweifelsfällen maßgebliche" Duden, der in drei Tagen in neuer Auflage erscheint, kehrt jetzt teilweise zur alten Rechtschreibung zurück (und kreiert teilweise ganz neue Schreibweisen ). Hier nur mal ein paar exemplarische Beispiele:

- "dahinter kommen", "davor stellen", etc., die nach Reformdeutsch getrennt geschrieben werden, werden im neuen Duden zusammengeschrieben. Und wichtig: die reformierte Schreibweise der letzten Jahre gilt NICHT mehr alternativ, sondern wird komplett falsch!!

- In weiteren Fällen, wie z.B. "so genannt", "nichts sagend", "hoch dosiert", "wieder gut machen" kehrt man (da diese getrennt andere Bedeutungen haben als zusammen geschrieben) auch wieder zur alten Schreibweise zurück, also jetzt wieder wie früher "sogenant", "nichtssagend", "hochdosiert", "wiedergutmachen", etc. In diesen Fällen werden vorübergehend die neuen Reform-Schreibweisen noch toleriert, aber nach einer Übergangsfrist verschwinden auch diese wie im ersten Beispiel, so dass dann wieder ausschließlich die alten Schreibungen gültig sind.

Welcher Schüler jetzt noch verstehen soll, was getrennt wird und was nicht, steht wohl in den Sternen...

- Der Duden ist aber auch kreativ und führt ganz neue Schreibungen ein, die weder Reformdeutsch noch traditionelles Deutsch sind: So gilt jetzt alternativ zum reformierten, aber grammatikalisch falschen "Leid tun" auch noch die neue Schreibweise "leidtun". Das alte "leid tun" bleibt falsch und das reformierte "Leid tun" gilt wieder für eine Übergangsfrist udn wird danach falsch.

Auch hier gilt wieder: während die Reform eigentlich ein "eher getrennt als zusammen" vorsah schreibt man hier zusammen (was selbst nach klassischem Deutsch falsch ist). So viel zum Thema Konsistenz und Erleichterung durch die Reform!!

- Mittlerweile ist das Chaos so groß, dass es auch Fälle gibt, wo sich der Duden nicht mehr sicher ist. So wird im Regelteil des neuen Duden gelehrt, dass feststehende "fachsprachliche" Wendungen wie z.B. "Erste Hilfe", "Gelbes Trikot", etc. groß geschrieben werden, während das im Wörterbuchteil nicht beachtet wird.

Mal eine Frage: Wenn selbst der Duden sich nicht mehr sicher ist, wie will man dann von Schülern erwarten, dass sie richtig schreiben lernen und ein gesundes Sprachgefühl entwickeln?...

Und zum Schluß noch eine Frage an die Reformbefürworter, die den Schülern kein Umlernen zumuten möchten:
Wenn eh jedes Jahr nachreformiert wird und die Schüler ständig neue Schreibungen lernen müssen (und das Reformdeutsch immer komplexer, ausnahmenreicher und undurchschaubarer wird), wieso kehrt man dann nicht gleich zur alten Rechtschreibung zurück, von der man weiß, daß sie auch ohne ständige Änderungen funktioniert?!

Das kommt davon, wenn kontrollsüchtige, aber in der Sache ahnungslose, Politiker in ihrem grenzenlosen Regulierungswahn gegen alle Experten Dinge durchdrücken, von denen sie null Ahnung haben: es entsteht ein Chaos, daß immer komplexer, ausnahmenreicher, undurchschaubarer und teurer wird und mittlerweile blickt keiner mehr durch!

Also:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein fortwährender Schrecken ohne Ende!

Marco

PS: Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, warum der Dudenverlag immer noch für Reformdeutsch ist: während früher ein Duden fürs ganze Leben reichte, muss man jetzt, wenn man wirklich aktuelle sein will, jede Auflage wieder neu kaufen. Also keine fachlichen, sondern geschäftliche Gründe, obwohl soetwas essentielles wie Sprache eigentlich nicht zum Gegenstand von Geschäftemacherei herhalten sollte!
Oder man macht diesen Wahnsinn einfach nicht mit und bleibt beim funktionierenden klassischen Deutsch, wie es mittlerweile auch immer mehr Verlage und sonstige Medien benutzen; wie es also dem wirklichen Alltag entspricht.
Wer kann eigentlich jetzt noch reinen Gewissens von Schülern verlangen, daß sie stur ein Elfenbeinturm-Deutsch lernen müssen, daß nicht dem Deutsch im Alltag entspricht? Wie lange dauert es eigentlich noch, bis ein Polit-Bürokrat auf die Idee kommt, das Rechnen zu reformieren, um es den Schülern zu "erleichtern"?!...

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  RE: Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist ges, DB Der Birki, 25-Aug-04, 10:25 Uhr, (1)
     RE: Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist ges, Marco, 25-Aug-04, 10:35 Uhr, (2)
  Ein Possenstück, Kengadmin, 25-Aug-04, 10:39 Uhr, (3)
     OT: US-Hersteller, The Knowledgemoderator, 25-Aug-04, 11:01 Uhr, (4)
     RE: Ein Possenstück, Edward Hyde, 06-Sep-04, 01:16 Uhr, (6)
         RE: Ein Possenstück, Kengadmin, 06-Sep-04, 08:44 Uhr, (7)
  Braunschweig kehrt auch zur alten Schreibung zurück, Marco, 02-Sep-04, 16:56 Uhr, (5)

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DB Der Birki
Christian Birkmann
Mitglied seit 18-Jul-02
1563.1 Beiträge
 
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1. RE: Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist ges
25-Aug-04, 10:25 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
>PS: Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, warum der Dudenverlag immer noch für
>Reformdeutsch ist: während früher ein Duden fürs ganze Leben reichte, muss man jetzt,
>wenn man wirklich aktuelle sein will, jede Auflage wieder neu kaufen. Also keine
>fachlichen, sondern geschäftliche Gründe, obwohl soetwas essentielles wie Sprache
>eigentlich nicht zum Gegenstand von Geschäftemacherei herhalten sollte!
>Oder man macht diesen Wahnsinn einfach nicht mit und bleibt beim funktionierenden
>klassischen Deutsch, wie es mittlerweile auch immer mehr Verlage und sonstige Medien
>benutzen; wie es also dem wirklichen Alltag entspricht.

Als richtig wird das bewertet werden, was die Leute gewohnt sind zu lesen und zu schreiben. Insofern (oder 'in so fern' oder 'in..., ach lassen wir das ) ist es um die ersten Jahrgänge des "vergeblichen" Lernens zwar schade, aber das sind die jungen Leute doch schon aus der Pause gewohnt, von Älteren rumgeschubst zu werden.

Naja, ich für mich werde einige kleine Regeln für mich umsetzen, die sehr sinnvoll waren (auf's 's', 'ss' und 'ß' bezogen). In allen anderen Unwägbarkeiten kann ich nur empfehlen, auf Oma oder Opa (wenn noch vorhanden) bzw. Mama oder Papa zurückzugreifen. Meine Oma war Sekretärin, und wenn ich auch nur irgendeine Frage dazu habe: Sie weiß bescheid.

Mit zunehmendem Alter vor alten Leuten immer mehr Respekt bekommende Grüße,

DB - Der Birki
Außerdem haben Oma und Opa mit Sicherheit noch einen alten Duden im Schrank.

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Marco
Mitglied seit 11-Feb-07
 
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2. RE: Auch Duden kehrt teilweise zur alten Schreibung zurück / Reform ist ges
25-Aug-04, 10:35 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 1
 

>Naja, ich für mich werde einige kleine Regeln für mich umsetzen, die sehr sinnvoll
>waren (auf's 's', 'ss' und 'ß' bezogen).

Ja, dies war eine der wenigen Regeln, mit denen ich mich auch anfreunden konnte. Übrigens haben die Reformkritiker ja schon angedeutet, dass/daß sie in solchen kleinen Details, die konsistent, logisch und nicht sinnentstellend sind durchaus kompromissbereit wären (wenn auch viele Schriftsteller und sonstige Kulturschaffende auch dort auf der Tradition beharren).

>Mit zunehmendem Alter vor alten Leuten immer mehr Respekt bekommende Grüße,
>

Ja, Erfahrung und Lebensweisheit ist etwas, was man nicht unterschätzen sollte...

>Außerdem haben Oma und Opa mit Sicherheit noch einen alten Duden im
>Schrank.

Ich auch...

Marco
PS: Da die Reformeinbrocker für weitere Reformen einen "Rat der deutschen Sprache" gründen wollen, haben die Gegner einen gleichlautenden Rat zur Rückkehr zur alten Schreibung gegründet. Dieser "Gegen-Rat" wird von zahlreichen Schriftstellern und "Textarbeitern" (die schon immer die Reform abgelehnt haben) wie Günter Grass, Marcel Reich-Ranicki, Vico von Bülow (Loriot), etc. und zahlreichen Verlegern unterstützt.

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Kengadmin


 

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3. Ein Possenstück
25-Aug-04, 10:39 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Loriot hätte es nicht besser inszenieren können. So führt man sich selbst ad absurdum, gibt sich der Lächerlichkeit Preis, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der letzte spöttisch abwertend dieses typisch deutsche Szenario belächelt. Kein weiterer Kommentar, ich war konsequent, und werde es auch (vorerst) bleiben (wenn auch natürlich nie fehlerfrei).

>Wie lange dauert es eigentlich noch, bis ein Polit-Bürokrat auf die
>Idee kommt, das Rechnen zu reformieren, um es den Schülern zu "erleichtern"?!...
>

Von Dir vielleicht witzig gemeint, aber leider schon Realität: In den USA wurde in einem Bundesstaat (weiß nicht mehr welcher) die Zahl Pi per Gesetz als exakt 3.14 FESTGELEGT, damit die Schüler leichter zu rechnen haben... Zum Glück berechnet kaum einer in den USA Achterbahnen, die kommen ja fast alle aus good old Europe... Selbst in Vlodrop baut man nicht solche Schläge ein, wie sie eine solche Berechnung liefern würde...

ARD - Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe

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The Knowledgemoderator


 

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4. OT: US-Hersteller
25-Aug-04, 11:01 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 3
 
Kengi-Schnuff,

> Zum Glück berechnet kaum
>einer in den USA Achterbahnen, die kommen ja fast alle aus good old Europe...

Ja, und was für ein Glück, dass du keine Ahnung von Achterbahn-herstellern haben musst, um deine Brötchen zu verdienen. Diese Radikaldiät würde dir nur mäßig bekommen, fürchte ich...oder hast du einfach nur den Smiley vergessen...*hintertürchenaufhalt*...?

Lies mal hier und zähl' die US-Hersteller. Viel Vergnügen!

Gruß,

Tim
Here comes the sun!

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Edward Hyde
Mitglied seit 16-Aug-02
306 Beiträge
 
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6. RE: Ein Possenstück
06-Sep-04, 01:16 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 3
 
Hier kann man genaueres dazu nachlesen:
http://www.zeit.de/stimmts/1997/1997_28_stimmts

Gruß,
Daniel.

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Kengadmin


 

9143 Beiträge
 
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7. RE: Ein Possenstück
06-Sep-04, 08:44 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 6
 
>Hier kann man genaueres dazu nachlesen:
>http://www.zeit.de/stimmts/1997/1997_28_stimmts

>>Überlassen wir den Schlußkommentar Allan Adler, der in der Internet-Newsgroup sci.math schrieb: "Bevor wir allzu laut über die Legislative von Indiana lachen oder über den Bildungsstand im Jahre 1897, sollten wir einen Moment innehalten und darüber nachsinnen, welches Schicksal dem Gesetzentwurf beschieden wäre, würde er heute zur Volksabstimmung gestellt."<<

Wie wahr, wie wahr... Und das gilt leider auch für Deutschland...

Ich will nicht wissen, wieviele Unwissende abstimmen würden, ohne sich über das entsprechende Thema außer in der "Bild"-Zeitung "informiert" zu haben...

Ich hatte aber noch einen ähnlichen Gesetzentwurf Ende 90er des letztes Jahrhunderts in Erinnerung... mal suchen...

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Marco
Mitglied seit 11-Feb-07
 
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5. Braunschweig kehrt auch zur alten Schreibung zurück
02-Sep-04, 16:56 Uhr ()
Als Antwort auf Beitrag Nr. 0
 
Wie ich heute der Presse entnehmen konnte, kehrt die Verwaltung der Stadt Braunschweig auch zur alten Rechtschreibung zurück.

Wann stellen sich die Verbrocker dieses Chaos endlich der Realität und hören auf, sich einfach stur zu stellen - nur aus falscher Eitelkeit, sein eigenes Versagen nicht zugeben zu müssen?!

Marco

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