Hallo!Auch der "in allen Zweifelsfällen maßgebliche" Duden, der in drei Tagen in neuer Auflage erscheint, kehrt jetzt teilweise zur alten Rechtschreibung zurück (und kreiert teilweise ganz neue Schreibweisen ). Hier nur mal ein paar exemplarische Beispiele:
- "dahinter kommen", "davor stellen", etc., die nach Reformdeutsch getrennt geschrieben werden, werden im neuen Duden zusammengeschrieben. Und wichtig: die reformierte Schreibweise der letzten Jahre gilt NICHT mehr alternativ, sondern wird komplett falsch!!
- In weiteren Fällen, wie z.B. "so genannt", "nichts sagend", "hoch dosiert", "wieder gut machen" kehrt man (da diese getrennt andere Bedeutungen haben als zusammen geschrieben) auch wieder zur alten Schreibweise zurück, also jetzt wieder wie früher "sogenant", "nichtssagend", "hochdosiert", "wiedergutmachen", etc. In diesen Fällen werden vorübergehend die neuen Reform-Schreibweisen noch toleriert, aber nach einer Übergangsfrist verschwinden auch diese wie im ersten Beispiel, so dass dann wieder ausschließlich die alten Schreibungen gültig sind.
Welcher Schüler jetzt noch verstehen soll, was getrennt wird und was nicht, steht wohl in den Sternen...
- Der Duden ist aber auch kreativ und führt ganz neue Schreibungen ein, die weder Reformdeutsch noch traditionelles Deutsch sind: So gilt jetzt alternativ zum reformierten, aber grammatikalisch falschen "Leid tun" auch noch die neue Schreibweise "leidtun". Das alte "leid tun" bleibt falsch und das reformierte "Leid tun" gilt wieder für eine Übergangsfrist udn wird danach falsch.
Auch hier gilt wieder: während die Reform eigentlich ein "eher getrennt als zusammen" vorsah schreibt man hier zusammen (was selbst nach klassischem Deutsch falsch ist). So viel zum Thema Konsistenz und Erleichterung durch die Reform!!
- Mittlerweile ist das Chaos so groß, dass es auch Fälle gibt, wo sich der Duden nicht mehr sicher ist. So wird im Regelteil des neuen Duden gelehrt, dass feststehende "fachsprachliche" Wendungen wie z.B. "Erste Hilfe", "Gelbes Trikot", etc. groß geschrieben werden, während das im Wörterbuchteil nicht beachtet wird.
Mal eine Frage: Wenn selbst der Duden sich nicht mehr sicher ist, wie will man dann von Schülern erwarten, dass sie richtig schreiben lernen und ein gesundes Sprachgefühl entwickeln?...
Und zum Schluß noch eine Frage an die Reformbefürworter, die den Schülern kein Umlernen zumuten möchten:
Wenn eh jedes Jahr nachreformiert wird und die Schüler ständig neue Schreibungen lernen müssen (und das Reformdeutsch immer komplexer, ausnahmenreicher und undurchschaubarer wird), wieso kehrt man dann nicht gleich zur alten Rechtschreibung zurück, von der man weiß, daß sie auch ohne ständige Änderungen funktioniert?!
Das kommt davon, wenn kontrollsüchtige, aber in der Sache ahnungslose, Politiker in ihrem grenzenlosen Regulierungswahn gegen alle Experten Dinge durchdrücken, von denen sie null Ahnung haben: es entsteht ein Chaos, daß immer komplexer, ausnahmenreicher, undurchschaubarer und teurer wird und mittlerweile blickt keiner mehr durch!
Also:
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein fortwährender Schrecken ohne Ende!
Marco
PS: Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, warum der Dudenverlag immer noch für Reformdeutsch ist: während früher ein Duden fürs ganze Leben reichte, muss man jetzt, wenn man wirklich aktuelle sein will, jede Auflage wieder neu kaufen. Also keine fachlichen, sondern geschäftliche Gründe, obwohl soetwas essentielles wie Sprache eigentlich nicht zum Gegenstand von Geschäftemacherei herhalten sollte!
Oder man macht diesen Wahnsinn einfach nicht mit und bleibt beim funktionierenden klassischen Deutsch, wie es mittlerweile auch immer mehr Verlage und sonstige Medien benutzen; wie es also dem wirklichen Alltag entspricht.
Wer kann eigentlich jetzt noch reinen Gewissens von Schülern verlangen, daß sie stur ein Elfenbeinturm-Deutsch lernen müssen, daß nicht dem Deutsch im Alltag entspricht? Wie lange dauert es eigentlich noch, bis ein Polit-Bürokrat auf die Idee kommt, das Rechnen zu reformieren, um es den Schülern zu "erleichtern"?!...