NACHRICHTEN / Susanne Kronzucker beerbt Anfang nächsten Jahres Heiner Bremer bei der RTL-Spätsendung. Der gediegene Präsentationsstil des 62-Jährigen war einzigartig.

KÖLN. Irgendwie ist es jammerschade. Wenn Heiner Bremer bei RTL die Themen des Tages im "Nachtjournal" he-runterbetete, dann hatte man den Eindruck, als ob die Zeit beim Fernsehen stehen geblieben wäre. Als ob noch Hänschen Rosenthal "Spitze"-Schreie ausstoßen und Robert Lembke den Fünfer aufs Schweinderl legen würde.

Heiner Bremer war nicht nur der Erfinder der späten Nachrichtensendung (was ihm heute alle nachmachen). Er hat zehn Jahre lang seine eigene Sendung vor allem einzigartig präsentiert: Bremer verwaltete die Themen so enthusiastisch wie ein Sachbearbeiter vom Katas-teramt. Dabei verharrte er agil wie eine Ampel in der Studiolandschaft, ein Nachrichtenmann durch und durch, der stets wie im falschen Film wirkte. Aber auf seine Art ist dieser stoische Moderationsstil des 62-Jährigen auch durchaus Kult geworden. Ende des Jahres sagt die Fleisch gewordene Unmoderne nun endgültig: "Gute Nacht."

Konkurrenz für die Tagesthemen?

Und dann dürfte sich einiges ändern auf dem späten RTL-Informationssendeplatz. Seine Nachfolgerin heißt Susanne Kronzucker, und sie hat bereits jetzt angekündigt, sie wolle das "Nachtjournal" merklich aufpeppen: "Heiner Bremer kommt als unverfälschter Journalist rüber und nicht als ges-tenreicher Präsentator. Ich bin vor der Kamera sicher lockerer, aber genauso schnörkellos", kündigte die 38-Jährige in der Zeitschrift "Woman" an. Die Tochter des ehemaligen ZDF-"heute-journal"-Aushängeschildes Dieter Kronzucker sieht sich und ihre Sendung zudem durchaus als Konkurrentin für die Infoflaggschiffe von ARD und ZDF: "Wir vergleichen uns lieber mit dem ,heute-journal´ oder den ,Tagesthemen´, nicht mit den Mitternachtssendungen der anderen. Wir bieten Hintergrundinformationen und halten die Leute nicht nur auf dem Laufenden", betonte sie weiter. Weitere Details verriet sie allerdings noch nicht.

Die Entführung Susanne Kronzuckers, ihrer Schwester und ihres Cousins sorgte 1980 für Schlagzeilen. Sie blieben 68 Tage gekidnappt und wurden nach Zahlung von mehr als vier Millionen Mark frei gelassen. Später ging sie zu RTL, arbeitete zeitweise in Teilzeit, um sich ihren beiden Kindern zu widmen und ist meistens als Wochenend-Vertretung von Peter Kloeppel auf dem Bildschirm präsent. Kronzucker wird das Gros der Spätsendungen moderieren, den Rest vom Fest übernimmt der New Yorker RTL-Korrespondent Christof Lang, der zugleich Redaktionsleiter wird.

Und Heiner Bremer? Wird möglicherweise auch noch im "Nachtjournal" einen Nischenplatz erhalten, vielleicht in Form einer Kolumne. Ans Altenteil denkt er ohnehin nicht. Seine neue Sendung bei n-tv ist schon angelaufen: "Das Duell".

Ein reichlich lärmender Titel für einen Leisetreter wie Heiner Bremer. (NRZ/dpa)