Wie (fast) immer gibt's an dieser Stelle auch etwas nachgereichten Text. Ich gebe zu, ich wollte über die Enttäuschung Fronleichnamskirmes erst in Ruhe schlafen, um mich nicht allzu sehr aufzuregen.Aber auch jetzt, mit vielen Stunden Abstand bin ich ob des Gebotenen in Sterkrade immer noch ziemlich sauer. Die meisten der langjährigen Mitforisten wissen, dass ich meine Kindheit und Jugend in Oberhausen verbracht habe. Sterkrader Fronleichnamskirmes war immer *das* Ereignis des Jahres. Vorallem in der Zeit, als wir in Buschhausen wohnten, und der Kirmesbesuch so nah war, denn es war ein einziger Gang über die Emscherbrücke nötig.
Natürlich weiß ich, dass sich der verfügbare Platz in den letzten 10, 12 Jahren nicht unbedingt zu Gunsten der Kirmes verbessert hat. Im Gegenteil, große Freiflächen sind heute zugebaut, und so ist es wahrlich nicht einfach, ein ausgewogenes Angebot aus dem Belustigungsreigen zusammen zu stellen.
Aber! Anno 2013 wirkt es so, als würde jedes noch so pisselige Reihengeschäft (aka Fress- und Spielbude) eine Platzzulassung bekommen. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, als würde alles nach Sterbgerade gezerrt, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. Frei nach dem Motto "viel hilft viel", also macht ordentlich Frontmeter. So kommt es dann auch, dass ich bei 18(!) in Worten ACHTZEHN aufgehört habe zu zählen. Und zwar nicht Fahrgeschäfte, nein Champignonbuden! Da frage ich mich trotz des wirklich knüppelvollen Feiertagfrühabends gestern ernsthaft, ob das Sterkrader Publikum wirklich so viel Potenzial für geschmorte Champignons bietet, dass die gezählten 18+ Schausteller noch auf nen roten Heller am Ende kommen. Vorallem, wenn durch diese Massierung im Angebot manchmal drei solcher Buden keine 20 Schritte auseinanderstehen...
Eine absolute Frechheit in der Planung ist allerdings der Kurvenknick der Brandenburger Straße am Volksgarten. Die Brandenburger war schon *immer* ein Nadelöhr der Kirmes. Heutzutage kommt man aber nach diesem Nadelöhr nicht mehr auf den offenen Neumarkt, sondern auch hier wird künstlich ein Geschlänge angelegt, so dass das passiert, was passieren muss: Wir standen ca 30 Meter vor dem Volkspark und nichts ging mehr. Eine Viertelstunde lang ging es wirklich keinen Meter vor oder zurück. Das ging so weit, dass irgendwann die Leute anfingen, sich zwischen den dicht an dicht stehenden Reihengeschäft durchzuquetschen, schön durch Schaustellers Hinterhof, an Stellen, die definitiv weder für Publikumsdurchlauf vorgesehen noch geeignet waren. Für mich war es die Hölle auf Erden. Ich tendiere gerne mal zu einer Panikattacke in solch unbeweglichen Menschenmassen.
Muss das sein - ich meine, nur um noch ein paar Frontmeter rauszuquetschen? Wer kommt auf die idiotische Idee, genau vor die Kehre die Großgastro von Traber zu stellen? Hat man in OB wirklich nichts aus der Loveparade gelernt? Wo war hier irgendjemand, der das Geschehen hätte entzerren können? Welcher Schausteller will eigentlich in solch einer Kehre stehen, in der man definitiv kein Geschäft mehr machen kann? Eine weitere Champignonbude?!
Nee, sorry. Wir hatten auf grund ähnlicher Erfahrungen im vorletzten Jahr die letztjährige Ausgabe der Fronleichnamskirmes schon ausfallen lassen. Und spätestens jetzt in 2013 ist mir klar geworden, Sterkrade kann mich mal. Als Besucher gerne vermissen.
Das ist keine Kirmes mehr - das ist eine einzige Fress- und Spielmeile. Und nicht mal mehr eine gute. Danke Sterkrade, das war's!