Endlich war es wieder mal soweit: Drei Tage Disneyland Paris standen auf dem Programm, aber dazu gleich mehr. Auf der Hinfahrt hatten wir noch einen kleinen Zwischenstopp bei Asterix eingelegt, um Oziris ausführlich zu testen. Wer auch immer die Legende in die Welt gesetzt hat, dass es bei Asterix nur zwei Zustände gibt, nämlich voll oder geschlossen, sollte sich zum Schämen in die Ecke stellen. Am Montag war es jedenfalls leer - sehr leer - Dornbusch-leer. An fast allen Attraktionen war Walk-On oder Warten auf Besucher angesagt, bei Oziris selbst betrug die Wartezeit etwa 15 Minuten. Oziris selbst ist ein Kracher - neben der stimmigen Thematisierung im ägyptischen Stil (ich hatte mich ja schon früher immer gefragt, warum man in Asterix keinen entsprechenden Themenbereich hatte) ist die Bahn selbst verdammt überzeugend. Die Fahrt ist recht belastend (vor allem in den hinteren Reihen), aber dabei nicht unangenehm, die Fahrfiguren selbst gehen harmonisch ineinander über. Und ganz nebenbei bietet der Wartebereich für Asterix-Fans so einige Schmankerl. Oziris ist für mich auf Anhieb auf Platz 2 der besten Inverter Europas gerutscht - nur Katun finde ich ganz persönlich noch einen Tick schicker.
Nach drei Stunden im Park (die nebenbei völlig ausreichten), ging es danach gleich weiter zum Königreich der Maus. Und hier halte ich es mal mit einem guten alten Western: The Good, the bad, the Ugly ...
01. The Good
Disney Dreams ist einfach nur atemberaubend. Die Videos, die man im Netz finden kann, geben nur einen ersten Eindruck der Show wieder - man muss das ganze einfach live gesehen haben, um die ganze kreative Wucht des Spektakels zu spüren. Das Timing im Zusammenspiel von Musik, Pyros, Laser, Wasserfontänen und Projektion ist schlicht und ergreifend perfekt - Disney leistet sich hier keinen einzigen Patzer und präsentiert mit großem Abstand die wohl beste Abend-Show, die das Resort jemals gesehen hat. Was Dreams angeht, ist der Begriff "Billo-Disney" jedenfalls mehr als unpassend.
Schön war auch, dass man sich entschieden hat, Tarzan wieder im Sommer auf die Bühne zu bringen. Die Akrobatik-Show zum Animationsfilm hat nun zwar schon runde 10 Jahre auf dem Buckel, wirkt aber immer noch frisch und unterhaltsam. Vor allem aber bindet sie Kapazitäten, was an vollen Tagen immer noch mehr als sinnvoll ist.
02. The Bad
Wer sich über Ausfälle bei Attraktionen im Movie Park beschwert, wird im Moment bei Disney auch nicht glücklicher. "Technical Problems" - das waren die zwei Zauberworte, die sich wie ein roter Faden durch die drei Tage Parkbesuch zogen. Eine Evakuierung aus einer Disney-Attraktion kann ja durchaus spannend sein, aber wenn es sich dabei um "Cinemagique" handelt, macht es nur halb soviel Spaß. Evakuierung? Ja, richtig! Kurz vor den Western-Sequenzen ging die Leinwand-Maskierung nicht auf, das Licht ging sofort an und die Türen wurden geöffnet. Ausfälle von Fahrschächten im Tower gab es genauso wie gesperrte Sitze beim Parachute Tower. Im Hauptpark gab es Ausfälle bei Peter Pan, Big Thunder Mountain und beim Baumhaus, das zumindest auf der Homepage nicht als Rehab angekündigt war.
03. The Ugly
Operations, Operations, Operations! Mehr als einmal habe ich mich wieder gefragt, ob das zuständige Management eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat?! Beispiele gefällig? Mittwoch, 12.30 Uhr. Gut gefüllter Park. Es grenzt fast an eine Schnitzeljagd, im Hauptpark zur Mittagszeit etwas zu essen bekommen. Bella Notte? Geschlossen! Toads Hall? Dicht! Colonel Hathi? Zu! Chalet? Geöffnet, aber exakt eine (!) Kasse mit einer Warteschlange durch das halbe Restaurant! Fündig wurde ich dann letztendlich im Hakuna Matata, aber das kann es doch nun wirklich nicht sein! Jedes Jahr meldet der Park Verluste im zweistelligen Millionenbereich, aber dem Gast wird konsequent verwehrt, sein Geld im Park auszugeben!
Die Preise in der Gastro sind seit meinem letzten Besuch im November gestiegen - teilweise auch empfindlich. Aber eben teilweise auch ohne Sinn und Verstand! Die Flasche Cola kostete früher 2,60 EUR. jetzt sind wir bei 3 EUR. Ach nein - stimmt nicht. Es sind 2,99 EUR. 2,99 EUR!!! Psycho-Tricks wie bei Aldi. Mit einem ähnlichen Ergebnis. Leute beginnen, in ihren Geldbörsen das Kleingeschrappel zu zählen, um statt eines Euro-Stücks vielleicht doch auf passende 99 Cent zu kommen. Ob man dadurch die Kapazitäten der Getränke-Stände erhöht? Wohl kaum! Außerdem neigen die Cast Member dadurch gerade in den Abendstunden dazu, das Wechselgeld ebenfalls in Kleingeschrappel herauszugeben - vermutlich um die internen Abrechnungen zu vereinfachen. Ich hatte jedenfalls beim Bestellen einer Cola und dem Rüberreichen eines 5-Euro-Scheins danach ziemlich viel Gewicht in Form von 10-Cent-Stücken und 5-Cent-Stücken in der Hose.
Ein Ärgernis allererster Kajüte ist auch die teilweise unglaublich blödsinnige Abfertigung an den Attraktionen in Verbindung mit der konsequenten Verweigerung der Ausnutzung vorhandener Kapazitäten. Beispiel: Railroad! Es fuhren exakt zwei Züge mit dem Ergebnis, dass die Wartezeit recht hoch war. Wenn aber die Abfertigung an jeder Station fast zehn Minuten dauert (und das ist kein (!) Witz - ich habe auf die Uhr geschaut), wird das ganze schon grotesk. Wenn dann auch noch Plätze ganz bewusst freigelassen werden (ich hatte den Cast Member darauf hingewiesen) und die Wartezeiten dadurch noch einmal künstlich in die Länge gezogen werden, möchte man dem Operations Manager am liebsten mit Anlauf in den Allerwertesten springen.
Fazit:
Ich finde den Park nach wie vor wunderschön. Die Renovierungsarbeiten zum Jubiläum zeigen Wirkung, die neue Show ist galaktisch. Aber was nützt all das, wenn der operative Betrieb fast an Arbeitsverweigerung erinnert?! Es ist mehr als bedauerlich, dass das Resort nicht mehr von Andre Lacroix geleitet wird, der dem Gast ein wirklich magisches Erlebnis bescherte. Seit seinem Weggang 2005 geht es in vielen Bereich leider steil bergab!
Mike