Hier mal wieder ein Bericht ohne Freizeitparks, (fast) ohne Achterbahnen und einfach nur Sightseeing. Ich hoffe es interessiert trotzdem.Ganz am Anfang meines Praktikums war ich ja schon einmal in der gößten Stadt Chinas. Und von Anfang an war ich beeindruckt. Doch erst als ich nach knapp 3 Monaten ganz am Ende noch einmal ein paar Tage Zeit hatte um etwas mehr zu sehen, bin ich endgültig dieser faszinierende Metropole verfallen.
Am Anfang war alles noch so neu, so aufregend. Jetzt kannte ich mich schon recht gut aus in China, aber Shanghai überrascht jeden Tag aufs Neue.
Das wir uns nicht missverstehen: Ja, Shanghai ist meine Lieblingsstadt in China. Und jaaaa, Shanghai ist trotzdem ein riesiges Drecksloch, zum Bersten überbevölkert, laut, chaotisch und so weiter. Aber trotzdem , oder vielleicht ein Stück weit auch deswegen, ist die Stadt wahnsinnig interessant und versprüht eine ganz eigene Atmosphäre, ich möchte sagen, Charm.
Dazu kommt, dass die Bevölkerung dort so wahnsinnig nett war! Überall in China waren die Leute bemüht und freundlich. Nagut, in Peking an den touristischen Orten weniger... Aber sonst überall. Doch in Shanghai, da waren die Leute echt einsame Spitze! Vielleicht hatte ich auch nur Glück.
Am späten Abend kam mein Zug aus Nanjing am Hauptbahnhof an. Danach bin ich nur noch mit dem Taxi zum Hotel gefahren. Als ich aus dem Bad kam hatte jemand eine Karte unter der Zimmertüre durchgeschoben. Offenbar bot eine Dame ihre nächtlichen Dienste an. Na prima, dann konnte ich ja an dem Abend doch noch etwas erleben . Nein, Quatsch! Ich fand es nur seltsam, denn eigentlich war es ein sehr anständiges Hotel in einer vernünftigen Gegend. Aber dort wohnen glaube ich viele Geschäftsreisende. Vielleicht ein lohnendes Klientel.... Ich zog es dann doch vor, alleine ins Bett zu gehen, denn am nächsten Tag stand ein volles Programm bevor.
Am Morgen holte mich wie vereinbart ein guter chinesischer Freund am Hotel ab. Er studierte seit 2 Wochen am Goethe Institut in Shanghai Deutsch, davor lebte er in Wuhu. Mit diesem zumindest halbwegs Ortskundigen sollte ich heute also eine private Stadtbesichtigung bekommen.
Zuerst fuhren wir mit Taxi und U-Bahn zum Jin Jiang Action Park. Ein Sorry an dieser Stelle, dass die Berichte etwas aus der Reihenfolge geraten sind.
Nach einem Zwischenstopp von 2-3 Stunden machten wir uns dann auf den Weg nach Pudong. Pudong, das ist ein Stadtviertel auf der anderen Seite des Huangpu Flusses, genau gegenüber der Innenstadt.
Der Düsseldorfer würde sagen das Oberkassel von Shanghai, oder die „Schäl Sitt“. Dort war in der Vergangenheit wohl auch wenig los, bis während des großen Wirtschaftsbooms beschlossen wurde, dort ein großes internationales Finanzdistrikt zu erbauen. Große Bauprojekte sind in China deutlich einfacher durchzuführen als anderswo: Die der Partei unterliegende städtische Planungsbehörde hat die Leute umgesiedelt und innerhalb kürzester Zeit das Viertel platt gemacht, bevor dann in Kooperation mit vielen nationalen aber auch internationalen Unternehmen das financial district von Shanghai errichtet wurde.Mit all seinen Hochhäusern und Bürotürmen sieht es in Pudong heute so ähnlich aus wie in einem Viertel von z.B. New York, Hong Kong, etc.
Dort steht mit dem World Financial Center das höchste Hochhaus der Welt, mit dem Dach in 492m Höhe. Darauf war ich ja schon letztes Mal, deshalb zogen wir diesmal den Oriental Pearl Tower vor. Dieses pompöse Bauwerk ist mit seinen Kugeln wohl das Wahrzeichen von Shanghai, und hat mich trotz der etwas geringeren Höhe noch mehr beeindruckt. Für 15 Euro ging es mit dem Lift nach oben in die oberste Sphäre des Fernsehturms. Dort gibt es verschiedene Aussichtsebenen. Das absolute Highlight war hier eine Etage auf ca. 350m Höhe. Die Fensterscheiben gehen vom Boden bis zur Decke und ermöglichen einen 360 Grad Rundumblick auf die Stadt. Das alleine ist zwar sehr schön, aber noch nichts außergewöhnliches. Aber auch der Fußboden war komplett ringsrum aus Glas! Wahnsinn! Das kostete mehr Überwindung als gedacht, ein wahrer Nervenkitzel!
Leider war die Aussicht an sich etwas trübe. Durch den ganzen Smog, der an vielen Tagen wie eine Dunstglocke über der Stadt hängt, konnte man nicht besonders weit sehen. Aber es reichte um das Panorama von Pudong und der Innenstadt zu bewundern.
Hier der Eingangs und Wartebereich im Sockel des Turms
Und nun ein paar Bilder von Oben
Danach sind wir mit dem Aufzug wieder ein Stück hinunter gefahren in eine andere Kugel im Turm. Dort gibt es mit Space City eine Vergnügungsplattform. Der Hauptbereich ist eine große Bar, die ein bisschen spacig aufgemacht wurde. Naja. Von dort aus gelangt man zu einem kleinen Bewegungssimulator und einem 3D Kino. Die hatten aber beide nur bestimmte Anfangszeiten. Und ich denke mal, es ist bestimmt nichts Spektakuläres. Deshalb wollten wir nicht unsere Zeit vertrödeln. Viel interessanter war da die kleine Achterbahn, die in der Kugel im Turm untergebracht ist. Nach der Station geht es einen kleinen Lifthill im Dunkeln rauf. Dann fährt man in einem runden Raum im inneren des Turms ein paar Runden um die große Säule in der Mitte herum. Dabei gibt es ein paar enge Kurven und schnelle Richtungswechsel. Der Raum ist wie das Weltall schwarz, aber mit vielen Lichterketten als Sterne gestaltet. Die Bahn ist sicher nichts Besonderes, und hat geschätzt vielleicht 5-8m Höhenunterschied. Aber wegen der doch sehr außergewöhnlichen Location hoch oben im Turm ist es schon irgendwie witzig. Sie fuhr glaube ich 2 Runden und machte dabei sogar Spaß .
Das Tolle ist, dass sowohl die Achterbahn als auch Bewegungsimulator und 3D Kino bereits im normalen Eintrittspreis der höchsten Aussichtsplattform inbegriffen sind. Vermutlich weiß davon nur keiner, sonst gäbe es wohl ein Kapazitätsproblem. Aber in dem ganzen Bereich Space City war es sehr leer, die meisten fahren von ganz oben direkt wieder auf den Boden zurück.
Das taten wir nach der Achterbahnfahrt dann auch. Wieder auf dem Erdboden angekommen, gingen die meisten Gäste zum Ausgang. Doch wir wussten es besser, denn im Sockel des Turms befindet sich noch ein Museum, welches ebenfalls bereits im Eintrittspreis inbegriffen ist. Dort geht es um die lange und bewegte Geschichte der Stadt Shanghai, die mit allerlei Ausstellungsstücken und kleinen nachgebauten Kulissen erzählt wird. Das Museum ist sicher nicht wahnsinnig spektakulär, aber es ist durchaus nett gestaltet und ganz interessant. Deshalb kann ich wirklich empfehlen, nach dem Turmbesuch noch eine halbe Stunde bis Stunde dadurch zu bummeln.
Vergleich:
Bei einer Stadtbesichtigung von Shanghai steht Pudong warscheinlich bei den meisten Touristen auf dem Pflichtprogramm. Viele wollen dort einen der 3 gigantischen Türme besichtigen.
Das JinMao Building kenne ich nur von außen. Es ist das Mittelhohe von den Dreien, und mit knapp 9 Euro das Preiswerteste. Vom Hörensagen ist es dort auch meistens deutlich leerer als bei den Anderen. Wer also aufs Geld achten muss oder die Wartezeit an der Kasse minimieren will, ist hier wohl richtig aufgehoben.
Das Word Financial Center, welches aussieht wie ein gigantischer Flaschenöffner, ist das Höchste der Drei. Und die Besucherterasse ist die zurzeit Höchste der Welt, da kann selbst der Burj Khalifa (Dubai) nicht mithalten. Für Leute wie mich, die unbedingt das höchste Gebäude besichtigen wollen ist das daher wohl Pflicht. Oben gibt es eine tolle Aussicht und einige kleine Stellen im Boden sind auch aus Glas. Kosten: 15 Euro.
Der Oriental Pearl Tower ist das Niedrigste der Drei. Von außen sieht es aber am schönsten aus und ist deshalb das Wahrzeichen von Shanghai. Hier ist es wohl am vollsten. Trotz der geringeren Höhe der Aussichtsplattform von „nur“ ca. 350m ist die Sicht aufgrund des Panoramadecks mit rundum Fenster und Glasboden am beeindruckensten. Es kostet auch 15€, aber hier sind das Vergügunsdeck und ein Museum inklusive.
Also falls es nicht zu voll ist empfehle ich ganz klar den OPT!
Jetzt machten wir uns Richtung Innenstadt auf den Weg. Aber nicht mit der Ubahn, denn ich wollte durch den Huangpu River Pedestrian Tunnel, der Pudong mit der Innenstadt verbindet. Der Eingang befindet sich sehr nah am Turm. Dort kann man als Fußgänger in eine Kabine einsteigen, die einen vollautomatisch ca. 3km weit unter dem Fluss durchfährt. Der Spaß dauert nur wenige Minuten und ist mit 4 Euro extrem teuer. Hin- und zurück ist es mit 5 Euro schon billiger, aber warum sollten wir wieder zurück fahren?
Es wurde aber auch ein Kombiticket angeboten, welches zusätzlich noch das „Shanghai Aquarium“ und eine Eiszeit Ausstellung beinhaltet. Ich meine es war sogar noch etwas Drittes dabei. So erschien es auf den ersten Blick preiswerter. Aber nein! Ich rate nur jedem davon ab! Das Aquarium und die Ausstellung(en) waren total winzig und potthässlich! Das Besichtigen dauert keine 5 Minuten. Schade.
Der eigentliche Tunnel unter dem Fluss ist aber super cool! Es ist eine schwarze Röhre die rundherum mit Lichterketten und allerlei Projektionen und anderen Effekten ausgestattet ist. Dazu wird in der Gondel eine seltsame Musik gespielt. Das Farbenspiel wirkt total verrückt. Sehr interessant, so etwas krankes gibt es bestimmt nur in China. Obwohl es ein kurzes und teures Vergnügen ist, kann ich es guten Gewissens empfehlen, wenn man eh in der Ecke ist.
Auf der anderen Seite des Tunnels befanden wir uns dann sofort am berühmten Bund. Das ist ein altes Viertel in der Innenstadt, welches von den Engländern zur Kolonialzeit gebaut wurde. Deshalb sind die Gebäude in verschiedenen alten europäischen Stilrichtungen gebaut, zum Teil mit chinesischen Einflüssen. Dort war momentan leider Großbaustelle. Für die Expo 2010 wollte die Stadt alles umbauen und restaurieren. Heute ist dieser Bereich, der direkt an einer großen Promenade am Fluss liegt, sehr schön und sicher eine der touristischen Hauptattraktionen.
Der (verbaute) Blick vom Bund auf den OPT
Da es hier wegen der Bauarbeiten alles andere als gemütlich war, gingen wir zu Fuß sofort weiter zur Nanjing Road. Das ist so etwas wie die Hauptstraße in der Innenstadt, und ein Großteil ist Fußgängerzone. Hier herrscht immer emsiges Treiben, es gibt hunderte Geschäfte – von riesigen Kaufhäusern bis zu kleinen traditionellen Handwerksläden ist alles dabei. Hier ist in einer seitlichen Passage auch ein recht großer Fake Market. Der ist zwar meist etwas teurer als die anderen Schwarzmärkte in der Stadt (verhandeln!), aber die Auswahl ist groß und er liegt so schön zentral.
Also die Nanjing Road ist von allen modernen Sehenswürdigkeiten in der Stadt meiner Meinung nach mit Abstand am besten. Hier ist es wunderbar hektisch, alles um einen herum ist so riesig, und es gibt an Geschäften und Restaurants alles Vorstellbare. Tolles Großstadt Flair!
Von den größten Fußgängerzonen in ganz China hat es mir hier mit Abstand am besten gefallen, da kann Peking nicht mithalten.
In der Mitte der Nanjing Road liegt der People's Square. Dieser Platz und Park bildet das Stadtzentrum. Dahinter geht die Prachtstraße aber noch einmal genausoweit in die andere Richtung. Hier kann man kilometerweit durch die Stadt bummeln, und sieht an jeder Ecke die dollsten und faszinierensten Sachen.
In den großen Boutiquen der Nobelmarken zahlt man hier, so wie ich das gehört habe, deutlich weniger als in Europa, und man muss dann auch keine Angst haben dass es Fälschungen sind.
Wer sich aber auf der Straße anquatschen lässt und an kleinen Ständen oder in dubiosen Hinterhöfen kauft, sollte sich natürlich bewusst sein, dass es keine Originale sein können!
Vom Bund aus gesehen ganz am Ende der Nanjing Road (etwa doppelt so weit wie zum People's Square) steht ein alter Tempel. Ich weiß es jetzt nicht mit Sicherheit, aber ich meine er ist nicht buddhistisch sondern taoistisch. Für jemanden, der noch nie einen solchen Tempel gesehen hat ist eine Besichtigung wirklich empfehlenswert. Das Gebäude ist ziemlich alt und sehr schön, und neben einigen Touristen trifft man dort tatsächlich jede Menge Chinesen beim Gebet mit den Räucherstäbchen. Das ist sehr interessant! Anderswo gibt es aber größere und bedeutendere Tempel.
Jetzt war es schon spät, also Zeit fürs Abendessen. Natürlich gingen wir nicht zu McDonalds, sondern stattdessen in eine der vielen einheimischen Fastfood Ketten. Da Niang Shui Jau, das bedeutet so viel wie: Alte Tante, Wasser Dumplings. (Wasser) Dumplings sind kleine Teigtäschchen, gefüllt zum Beispiel mit verschiedenen Gemüsesorten, aber auch Schweinefleisch, Rindfleisch oder Shrimps. Diese runden Dinger werden dann mit Wasserdampf gegart.
Beim Essen kann man sie in Essig oder Soja Soße dippen. Und ich kann euch sagen: Vorzüglich! Diese Kette gibt es nur im Großraum Shanghai (also auch Nanjing und Wuhu zB), aber Dumplings an sich sind eine Spezialität die im ganzen Land gerne gegessen wird. Must-Do!
In dieser speziellen Restaurantkette hat man es als Ausländer aber sehr schwer zu Bestellen, da alles zu 100% auf Chinesisch ist.
Nanjing Road:
Diese Restaurantkette ist „grün“ auf der Hyghene-Ampel. Sehr gut!
Hier hatte ich ein etwas seltsames Getränk: Zitronen-Salzwasser!
Lernt man nicht in der Schule, dass man kein Salzwasser trinken darf?
Es schmeckte genau wie man es erwardet, Meerwasser mit einem Schuss Zitrone
Jetzt waren wir gut gestärkt und da es schon langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg zur letzten Station des Tages, die Altstadt rund um die Yuyuan Gardens. Dort war ich ja schon beim letzten Mal gewesen.
Abends haben die Gärten an sich geschlossen, aber die umliegende Altstadt mit den pagodenartigen Häusern, traditionellen Restaurants und Geschäften ist einmalig schön illuminiert!! Wie in einem anderen Thread beschrieben, es sieht aus wie China Town im Phantasialand zum Festival der Lichter. Überall hängt Konturbeleuchtung an den Dächern. Zum Teil sind noch Lichternetze über den schmalen Gassen gespannt. Atemberaubend!
Daher kann ich nur empfehlen, bei genügend Zeit gleich 2 mal hierhin zu kommen. Einmal am Tage um die Gärten zu besichtigen, und ein weiteres Mal um die fantastische Abendatmosphäre zu erleben. Ich lasse mal ein paar Bilder sprechen:
Nun ging ein weiterer wundervoller Tag in Shanghai zu Ende. Morgen, an meinem letzten Tag, sollte es zum Happy Valley Shanghai gehen. Der Bericht folgt in kürze!
Zum Abschluss hier noch zwei Videos von mir aus Shanghai. Ich entschuldige mich für die schlechte Bildqualität, der Sony Camcorder ist irgendwie nicht mit der Helligkeit klargekommen. Das ist zwar schade, aber trotzdem denke ich, dass die Videos sehenswert sind. Habe mir beim Schneiden auch Mühe gegeben . Das zweite Video gefällt mir noch besser als das Erste.
Video aus Shanghai 1
Video aus Shanghai 2
Bis zum nächsten Bericht! (der übrigens wieder ein Knaller wird )
(>^_^<) Tschöh!
MfG, Wuzefelix
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I believe in Pearce's Leisure Ladder for theme park settings,
as I went through all steps myself being at the top now.