Da ich Anfang Mai ein paar Tage in New York weilte, war natürlich auch ein Tag für SixFlags eingeplant. Im Forum hier hatte ich gelesen das der SixFlags-Bus vom Busterminal in New York erst so gegen 10.00 - 11.00 Uhr morgens Richtung Park davonbraust. Also hatte ich mich entschlossen mit einem Mietwagen früh morgens selbst hinzudüsen. Au weia, welch eine Odyssee ich da angegangen bin.
Also am Samstagmorgen los zur Avis Autovermietung in der 54th Street. Dort stand ein SUV-Bolide von Chevrolet, bei dessen Anblick mir die Knie weich wurden. Dieses Ungetüm sollte ich ohne Beule und Kratzer durch New Yorks Verkehr bugsieren? Niemals.
Ey, ich hatte doch einen Kleinwagen geordert. "Sorry Sir" sagte die Ische hinterm Tresen, alle weg, nur noch teures Krimskrams da. And by the way, meine vereinbarte Mietrate von 69 Dollar gilt nur unter der Woche, am Wochenende kostet der Bock mit allen Versicherungen mal eben 180 Dollar. Welcome to New York, du Landei. Die Faust im Sack gemacht und dann aber ganz schnell wieder gelöst und verkrampft am Lenkrad gekurbelt. Zu allem Unglück lief an diesem Morgen noch ein Marathon der so ziemlich alle Ausfallstrassen blockierte. Wie viele Tiffany-Läden gibt es in NY? Nur einen? Ich habe ihn an dem Morgen drei mal gesehen.... Hollywoods Film-Klassiker lassen grüssen.....
Ausserhalb von Gun City, auf dem Interstate entspannt sich der Thrill Ride. Lediglich die häufigen Warnungen das man mich finanziell ruinieren wird, wenn ich zu schnell fahre, lässt mich immer wieder aufschrecken. Nach ca. 70 Minuten Fahrt kommt so gegen 9.05 Uhr Six Flags in Sicht. Ach was Six Flags....KingDa Ka ist es, der sofort ins Auge springt und meinen Blick fesselt. Um ein Haar hätte ich den SUV in die Botanik von Jacksons NJ gesetzt und die Vollkasko strapaziert. Nach den 3,75 Dollar Autobahngebühr lauert nun der nächste Ali Baba mit seinen Räubern im Form eines Parkplatz-Kassenautomat auf mich. Parkgebühr 35 Dollar! Waaaaas, sind die noch zu retten? Für alle die nix auf der Pfanne haben, gibt es eine zweite Variante für 15 Dollar. Ich nehme diese und darf dann auf einen Parkplatz, so dass ich KingDa Ka gerade noch am Horizont erkennen kann.
9.30 Uhr, der Eingang wird geöffnet. Die ca. 500 wartenden Frühaufsteher werden in den Park gelassen. Meine zu Hause über das Internet ausgedruckte Eintrittskarte wird problemlos eingescannt... beim anschliessenden Scan meines Rucksacks ( ja sie scannen jeden Besucher) kommt Leben in die Bude. Ich muss ihn ausräumen. Foto, Objektiv, Ersatzbatterien, mein GPS etc. lassen die Sheriffs schmunzeln! Ob ich das wirklich mitnehmen will? Ich kapiere nicht was sie wollen....zumindest jetzt noch nicht.
Ca. 100 m hinter dem Eingang wird mein Stechschritt Richtung KingDa Ka von Trassierband jäh gestoppt. Und das bis genau 10.00 Uhr. Dann zählt über einen Lautsprecher eine schrille Stimme von 5 auf 0 und ich befinde mich mitten im SixFlags 800 m Vollgas-KingDa Ka Sprint. Panik kommt auf, dass mich hier alle überrennen und ich trotz unmenschlichem 6.00 Uhr aufstehen als letzter Trottel von den ca. 800 wie die Berserker rennenden und schreienden Parkbesucher in die letzte Reihe durchgereicht werde. Den Rucksack unter den Arm geklemmt und los. Nach rund 400 m waren nur noch ca. 50 Leute auf gleicher Höhe. Nach 600 m habe ich mich mit meinen 50 Jahren gefragt, ob ich noch ganz bei Trost bin. Nach 800 m am Eingang zum King waren noch 3 Jugendliche und ich übrig! Gewonnen! Jetzt hatte ich eigentlich eine Dusche und ein Sauerstoffzelt nötig. Der Schweiss lief in Sturzbächen und zwischen den zugekniffenen, brennenden Augen konnte ich feststellen: KingDa Ka ist geschlossen! "Breakdown". Still vor mich hinschwitzend entschloss ich mich trotzig zu warten. Und während hinter mir die Warteschlange zu beängstigender Grösse anschwoll wurde ich nach einer Stunde des Wartens belohnt. Die Höllenmaschine lief.
Also los. Aber jetzt kam mir mein Rucksack in die Quere. Den dürfte ich keinesfalls mitnehmen, wie mir ein Parkangestellter freundlich aber bestimmt mitteilte. Ich musste in ein Häuschen mit Schliessfächern und mir dort für 2 Dollar ein Fach mieten. Problem dabei, wenn man etwas aus dem Rucksack benötigt muss man zum wiedereinschliessen nochmals 2 Dollar berappen....usw. Wie sich später herausstellte ist es nur bei KingDa Ka verboten den Rucksack bis zur Abschussrampe mitzunehmen. Bei allen anderen Bahnen durfte man sein Gepäck am Ausgang deponieren. Allerdings ohne gesonderte Fächer und auf eigene Gefahr. Bei meinen "Wertsachen" war mir das zu unsicher, da ja meistens mehrere Züge unterwegs waren und somit genug Personen die Möglichkeit hätten, meinen Urlaub zu einem Desaster werden zu lassen. Also lies ich dann den ganzen Tag meinen Rucksack in einem Schliessfach und habe jetzt somit eine ganz minimale Ausbeute an Fotos. Mist! Besser man nimmt sich einen nicht-Thrill-reitenden Kofferträger mit.
Die Coasters:
KingDa Ka:
Boah ey, die Maschine rockt. Die ist wie New York. Lieben oder hassen! Wer meint etwas von Beschleunigung zu wissen, sollte hier unbedingt Platz nehmen. Ist der Count Down runtergezählt geht es vorwärts als ob eine Abrissbirne mit voller Wucht ins Heck kracht. Noch bevor man die senkrechten 139 m erklimmt flattern die Backen (Gesicht) lustig im Fahrtwind und die Augen tränen wie Hölle. Und bevor man überhaupt Kamelbuckel denken kann geht es schon wieder senkrecht hinunter und man hängt nach wenigen Augenblicken beim Bremsen im Rückhaltesystem. Das Ding habe ich zweimal genossen. Einmal auch in der ersten Reihe. Ein "must have". Im übrigen möchte ich bei diesem Monster kurz vor der Höchstgeschwindigkeit keine Begegnung mit einem dicken Käfer oder dergleichen haben. Das könnte ins Auge gehen.
American Scream Machine:
Wartezeit 1 Minute. Etwas in die Tage gekommener Coaster. Kommt etwas holprig daher, dafür entschädigt er mit vielen Loops.
Ein "Nice to have"
Rolling Thunder:
Wartezeit 5 Minuten. Die Holz-Hölle auf Rollen. An manchen (Mini) Kamelbuckeln verlassen die Räder komplett die Bahn um kurz danach wieder heftigst aufzusetzen. Wer ein Rückrat aus Gummi hat oder einen Rollstuhl griffbereit, ist hier gut aufgehoben. Nach dem Teil war ich erst mal bedient.
Für mich ist das ein ganz klarer "No Go".
El Toro:
Wartezeit 50 Minuten.
Holzachterbahnen waren nachdem ich vor Jahren auf Cony Island im Cyclop fast mein Rückrat zertrümmert hatte, nicht meine Favoriten. Und nach Rolling Thunder fühlte ich mich bestätigt.
Aber was mich hier erwartet hat ist vom Allerfeinsten. Die Thematisierung ist misslungen, aber nicht die Bahn. Allein schon mit welcher Geschwindigkeit es den Lifthill hinaufgeht lässt einiges erahnen. Bei dieser Bahn wird man über die Buckel gerissen wie ich es noch nie erlebt habe. Sensationell. Und der getwistete Mittelteil macht allerbeste Laune. 9 Punkte von 10, auch wenn sich hier am zweiten Kamelbuckel meine schweineteure Designerbrille im hohen Bogen von mir verabschiedete.
Supermans Ultimate Flight:
Als langjähriger Drachenflieger war ich auf den besonders gespannt. Ein Flying Coaster. Und ich persönlich hatte mir mehr davon versprochen. Wenn man nicht ganz vorne fliegt ist die Flugsicht fast null. Die Kopfhaltung ist fast schon nervig und somit kommt ein Fluggefühl erst gar nicht auf. Gelungener Höhepunkt: Ein Vorwärtslooping..der war Klasse. Ansonsten na ja. 50 Minuten würde ich für den nicht mehr anstehen.
Batman und Robin:
Wie bei fast allem im Park. Die Thematisierung ist zu erkennen, hat aber Mängel im Finish. Der Coaster selber hat eigentlich zwei Bahnen. Leider lief nur die Robin-Variante. Nach ca. 45 Minuten Wartezeit wurde man aus Robins Garage geschossen und geniesst eine herrliche Fahrt, die wenn sie zu Ende ist, wieder richtig los geht. Roll back zurück zur Garage. Hat mir genial gefallen.
Batman the Ride:
Auch hier gilt: Wer nicht vorne sitzt hat den halben Genuss. Die Zero-G-Roll kommt sehr gut, allerdings habe ich mir durch fehlende Sicht auf das was kommt zweimal ordentlich die Omme an den Seitenpolstern angeschlagen. Gerne wieder, aber nur ganz vorne. Ca. 1 Stunde Wartezeit.
Nitro (leider kein Bild):
Wartezeit 40 Minuten.
Da meine wöchentliche Coasterkur Silverstar heisst, hatte ich hier ein Deja vu. Wer die SiSta kennt, kennt Nitro.
Medusa (leider kein Bild):
Das Ding rockt. Den Coaster hätte ich am liebsten mitgenommen. 10 Punkte von 10. Eine Abfolge von alledem was eine Weltklasse Coaster ausmacht. Ohne lästige Seitenkräfte die den Spass verderben.
Wartezeit egal. Den muss man einfach in seiner Sammlung haben.
So, und dann war da noch die Rückfahrt. Was ich an barem Geld noch übrig hatte, hat man mir dann an diversen Mautstellen abgenommen. Letztendlich stand ich 2 Stunden im Trafic Jam vor dem Lincolntunnel in New Jersey, welcher dann auch noch dicke 6 Dollar Maut kostete. Und wie es am Samstagabend um 21 Uhr in New York verkehrsmässig zugeht, wäre hier nochmal 200 Zeilen wert zu schreiben. Aber das schenke ich mir........