Da Herr Wahl seinen Bericht leider nicht fortsetzte, übernehme ich das mal:
Beim Grand Parc du Puy du fou (http://www.puydufou.com) handelt es sich, wie man sich selber 1996 mal betitelte, um den "ersten kulturhistorischen Ökopark Europas). Der Park ist kein Freizeitpark mit Fahrgeschäften, sondern ein Themenpark mit mehreren großen Shows und erstklassiger Thematisierung, der sich mit der Geschichte der Vendee (so heißt die dortige Gegend zwischen Nantes und La Rochelle) befasst.
Der Eingangsbereich:
Auch die Deutschen werden Willkommen geheißen:
Eines der zwei Fahrgeschäfte des Parks steht kurz hinter dem Eingang auf dem Marktplatz 1900:
Dieser Marktplatz ist auch der erste Themenbereich. Ein bis zweimal pro Stunde werden dort die Mechanischen Musikautomaten vorgeführt. Stilecht wird die Ankündigung verlesen:
Anschließend öffnen sich nach und nach die Fenster im ersten Stock der Häuser und es treten Figuren heraus, die zusammen 7 Minuten lang musizieren:
Die linke Seite des Platzes im Überblick:
In den Häusern sind große Souvenirläden, ein Bistro und Toiletten untergebracht, es übernimmt am Eingang als die Funktion einer Mainstreet.
Nebenan befindet sich die hölzerne Tribüne für die „Schlacht um Donjon“, eine 35 minütige Show. Der Handlungsverlauf war für mich etwas wirr, was möglicherweise an meinem beschränkten Französischverständnis liegt. An der Lautstärke kann es jedenfalls niicht gelegen haben: Teilweise schmerzte die Hintergrundmusik wirklich in den Ohren so verdammt laut war diese!
Die Show beginnt mit einer Clownsfigur, die mit (nicht echten) Gästen ihren Schabernack tereibt:
Schließlich beginnt das Riterturnier:
Anschließend wird, von der sonstigen Handlung losgelöst, Akrobatik auf und mit Pferden geboten:
Doch plötzlich entwickelt sich eine echte Schlacht (den Übergang dazu habe ich leider nicht begriffen):
Feuerspuckende Kampfmaschinen ziehen mit ein:
Bis sich schließlich die ganze Burg nach vorne bewegt und sich in Feuer hüllt:
Damit ist dann seltsamerweise die Schlacht beendet und die Burg dreht sich um mit dem Wandel ihres Erscheinungsbildes das Ende des Mittelalters zu symbolisieren:
Schlussbild:
Geht man nun links weiter in den Park hinein, passiert man den Rosengarten:
Auch einen echten Spring-Brunnen gibt es:
Ein Teil des Sees mit der Wasserorgel:
Diese lässt sich von mehreren Steuerpulten aus von den Besuchern steuern:
Am Wasserlauf entlang führt der Weg durch das Blumental, das regelmäßig in Nebel gehüllt wird:
An einem anderen Teil des Sees gibt es noch eine kleine Show (die ich mir nicht angesehen habe):
Oben auf dem Berg kann man zwischen den Volieren und Standplätzen der verschiedenen Greifvögel hindurchschlendern. Folgendes Foto habe ich Abends aufgenommen, denn Tagsüber fliegen diese Vögel frei:
Dort oben ist auch noch die Ruine des ersten Schlosses (bzw Burg) von Puy du fou erhalten. Zu beiden Seiten der Ruine wurden große Tribünen für die Zuschauer der Greifvogel-Flugshow errichtet:
Bei dieser Show gibt es eine Rahmenhandlung, in der das Burgfräulein aus den Ruinen emporfährt und ihre Zimmer wieder erkennt. In ihren Erinnerungen kommen auch die verschiedensten Greifvögel, die sie besaß vor. Als „Phantomvögel“ werden diese dann von mindestens 8 (!!) Falknern vorgeführt:
Damit sich die ganz großen Adler mit 3m und mehr Spannweite nicht erst langsam emporschrauben müssen, werden etwa 10 Stück mit diesem Heliumballon in die Luft befördert. Durch Futter angelockt kommen diese im Sturzflug zu den Falknern herunter:
So eine Flugvorführung habe ich bisher noch nicht gesehen! Durch den Einsatz von mindestens acht Falknern verteilt über die Tribünen und um diese herum weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll. Es sind immer ganze Vogelschwärme unterwegs, mit denen man durchaus an seinen Haarspitzen mal Bekanntschaft machen kann!
Ein Stückchen weiter beginnt dann der nächste Themenbereich, das Mittelalterliche Dorf:
Jedes Haus beherbergt authentisch eingerichtete Wohnungen oder Handwerksstuben, in denen man diesen bei der Arbeit zusehen kann (und die Ergebnisse natürlich auch käuflich erwerben kann):
Ebenfalls in passendem Ambiente kann man dort zu (für französische Verhältnisse) normalen Preisen speisen:
Ein Beispiel der wirklich konsequenten Thematisierung: Selbst im Ausschank sind die Kafeemaschienen und Zapfanlagen in Fässern und hinter Holzverkleidungen eingebaut:
Auf der Rückseite der Mittelalter-Stadt unterhält in eier Viertelstündigen Show ein Magier zu Musik die Besucher:
Einige Schritte weiter kann man dann der dritten großen Show beiwohnen: Die (angeblich neue) Vikingershow, bei der ich aber an Hand von Fotos und Erzählungen keinen Unterschied zur Show der Vorjahre feststellen konnte:
Zunächst herrscht in dem Dorf friedliches Leben:
Es wird eine Hochzeit gefeiert:
Bis schließlich über den Fluss zwei geheimnisvolle Gestalten angepaddelt kommen:
Sie bringen die Nachricht, dass Nourmoutier (Insel an der Küste) von den Vikingern angegriffen wurde und nun in Flammen steht und sie nur diesen Reliquienschrein retten konnten:
Und dann ist es auch schon soweit: Die Vikinger sind da:
Sie überfallen das friedliche Dorf und setzen die Hütten in Brand:
Aus dem Wasser taucht dann das größte ihrer Schiffe auf:
An Land wird weiter gekämpft, die Reliquien von den Vikingern versenkt und der Wachturm niedergerissen:
Damals gab es schon Flammenwerfer?
Doch plötzlich taucht aus dem Wasser der Heilige auf:
Jetzt noch ein, zwei Effekte…
…und schon sind die Vikinger in die Flucht geschlagen und versenken sich mit ihrem Schiff:
Schlussbild:
Hinter der Szene der Showw geht das Dorf noch weiter und auch hhier arbeiten wieder Handwerker:
Wieder ein Beispiel für die hervorragende Thematisierung: die Toiletten:
Gegen 15:00 wird es Zeit für den Höhepunkt des Tages: Die Spiele im gut 6000 Zuschauerfassenden römischen Theater:
Stimmung wie im Fußballstadion, Laola inklusive:
Doch plötzlich: Häftlinge sind entflohen und zeichnen zum Zeichen ihres Widerstandes gegen die Römer Fisch-Zeichen in den Sand der Arena:
Doch die Wachen sind sofort zur Stelle und Caesar kann die Spiele eröffnen:
Die Parade zieht durch das Stadion:
Einer der Soldaten wurde verhaftet, weil er den Flüchtlingen vo Anfang der Show ihren Ausbruch ermöglicht hatte. Sein Grund: Er hat sich in eine Gefangene verliebt. Zur Strafe muss er nun in der Arena gegen die Gladiatoren kämpfen. Sollte er siegen, verspricht ihm Caesar die Freiheit:
Wie sollte es anders kommen? Er siegt natürlich (während dem Kampf spritzt übrigens ordentlich Blut in der Arena):
Doch Caesar will ihn noch nicht gehen lassen und so muss er auch am Wagenrennen teilnehmen:
Wie sich das gehört verlieren die Wagen natürlich Räder oder zerbrechen ganz. Sieger ist wieder unser Held.
Nun wird dieser in einen Käfig gesperrt und seine Geliebte gefesselt. Er soll zusehen, wie Löwen und andere Raubtiere seine freundin zerfleischen, nur haben diese offenbar nicht die große Lust dazu:
Als Caesar unseren Helden immer noch nicht begnadigen will, schlägt die Stimmung um und Volk (wie man deutlich sieht) und Soldaten richten sich gegen ihn:
Caesar wird vertrieben und unser Held wird gefeiert:
Anschließend verlassen 6000 Menschen gleichzeitig das Stadion und strömen zurück in den Park. Fasst das 5. große Schauspiel, unbedingt von oben ansehen!
Nun gehen wir weiter in den rechten Teil des Parks, wo sich das Dorf aus dem 18. Jh befindet:
Hier sind wieder Handwerker an der Arbeit und es wird traditionelle Musik in der Scheune geboten:
Auch hier gibt es wieder einen Imbiss:
Vom Daorf aus führt ein Weg auf den kleinen Hügel, wo sich eine Windmühle und ein halbstündlich erklingendes Glockenspiel befinden:
In der Nähe des Dorfes sind einige mehr oder weniger heimische Tiere zu sehen:
In einem kleinen Unterirdischen Gang werden noch wietere ausgestopfte Tiere vorgestellt:
Auch an die kleinen Kinder hat der Park gedacht und Kindertheater errichtet:
Mitten im Wald steht auch das Wassertheater. Das Gebäude ist von außen ganz mit Holz verkleidet und teilweise bewachsen, so dass es erst auffällt, wenn man direkt davor steht:
Innen gibt es diverse Wasserfontainen, Projektion an eine Wasserwand und einen kleinen Feuereffekt, nichts Besonderes also:
Interessant sind aber die Gesichter in den vier Ecken des Raumes, die eine Rahmenhandlung erzählen (die ich leider überhaupt nicht verstanden habe). Dabei handelt es sich um modellierte Rohlinge, auf die dann die Gesichtszüge und Mimik aufprojeziert wird. Das Ergebnis sieht jedenfalls beeindruckend real aus:
Seitlich des Wassertheaters verläuft der Hohlweg zur Erinnerung an die Vendee-Kriege. Bei der Betitelung habe ich eine kleine Patriotisch-geschichtliche Ausstellung erwartet und war von der tatsächlichen Attraktion um so positiver überrascht. Der Eingang ist noch sehr unscheinbar:
Im Inneren ist das aber eine recht große Halle, die grob in zwei Bereiche geteilt ist. Im ersten sieht man diverse sehr gut gestaltete Szenen mit Animatronics aus dem Alltagsleben der Bauern jener Zeit:
Dann passiert man eine Tür und gelangt in den düsteren, leicht verrauchten Raum des Krieges:
Unter anderem ist dort eine zerstörte Kathedrale (wie alles in Originalgröße) nachgebaut. Die Anlage ist wirklich recht groß, sehr gut gestaltet und teilweise schön düster. Von der Inneneinrichtung her kann es dieser Walk-Through wirklich mit den Top-Drakrise unserer Parks aufnehmen!
Wieder nach draußen: Dort gibt es an mehreren Stellen Wassernebler zur Erfrischung (auch wenn an dem Tag auch zeitweise der Himmel dies Funktion übernahm):
Das animierte Themenrestaurant:
Wieder ein Beispiel für die tolle durchgehende Thematisierung: Selbst eine Imbissbude am Weg passt stilistisch zum Park:
Neben dem Kinderkarussell die einzige Fahrattraktion und Neuheit 2005: La Glaneuse, Eine Wegebahn, die den Park auf Rettungszufahrt und Betriebswegen umrundet:
Die kurze Fahrt sollte man sich wirklich auch antun, wenn man im Park ist, da sie teilweise etwas von einer Backstagetour hat, wenn man an der Rückseite einiger Shows sowie an Tiergehegen und Trainingsplätzen vorbeifährt.
So, dass waren die Fotos aus dem Park. Nur Verabschiedet wird man komischerweise nicht auf Deutsch:
An den Parkplätzen ist bereits die Neuheit 2006 im Bau:
Meiner Meinung nach ist das von der Thematisierung her einer der Top-Parks! Es ist wirklich alles stimmig und konsequent durchgestaltet.
Noch zwei Tipps für potentielle Besucher:
1. Möglichst zur Parköffnung da sein, da der Tag sonst leicht zu Stress ausarten kann, wenn man für jede Show nur noch eine Uhrzeit zur wahl hat.
2. Bei den Shows werden die Tribünen 25-30 min vor Beginn der Vorstellung geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt sollte man dann auch da sein, damit man erstens sich seinen Platz noch aussuchen kann (bzw überhaupt einen bekommt) und während dieser Wartezeit auf den eigentlichen Beginn läuft schon eine Art Vorprogramm, das auf die Haupthandlung einstimmt.
Neben dem Park gibt es noch eine Riesige Tribüne an einem See vor dem Namensgebenden Schloss, wo 28 mal im Jahr eine riesige Show mit hunderten Darstellern, Wasserfonteinen Pyrotechnik etc aufgeführt wird, die sog. Cinescenie
Das Namensgebende Schloss Puy du fou:
Von diesem Aus entwickelte sich übrigens der ganze Park. Es begann damit, dass ein Geschichtsverein ein kleines Theaterstück (woraus sich Cinescenie entwickelte) aufführt um Spenden für den Wiederaufbau des Schlosses zu sammeln.
In den Siebzigern wurde dann der Grand Parc gegründet um eine weitere Einnahmequelle zu haben.