Hallo,über das Space Center ist in den letzten Wochen genug geschrieben worden, ein gewisses Medienrauschen war deutlich zu vernehmen. Bilder gab es hier auch in größeren Mengen zu sehen, so daß ich meinen Bericht vom gestrigen Samstag auf eine kompakte Bewertung der Attraktionen beschränken möchte.
Um es kurz vorwegzunehmen: Dieser erste Besuch war auf lange Zeit sicher auch der letzte. Wirklich begeistert war ich nicht.
Woran liegt es? Das Space Center kommt auf gerade einmal neuneinhalb Attraktionen, die beim derzeitigen Besucherandrang nach 3-4 Stunden komplett mit Mehrfachbenutzung durch sind. Verlangt wird dafür nahezu der gleiche Vollpreis eines Themenparks, der mir eine Programmvielfalt bietet, die sich an einem Tag mitunter schwer erschliessen läßt. Mit seiner Preisgestaltung muß sich das Space Center zwangsläufig mit anderen Erlebnisparks des Kalibers Europapark, Phantasialand oder Heidepark messen lassen. Damit kann es nur verlieren. Doch der Reihe nach:
Atmosphäre und Lightshow sind klasse, aber leider nicht alles.
Mission Control / IMAX
"Mission Control" befindet sich quasi im Wartebereich zum IMAX-Kino, wird aber als separate Attraktion gelistet. Dadurch geht es nur zu leicht unter. Das Kino selbst zeigt einen schon einige Zeit veröffentlichten IMAX-3D-Film namens "Space Station" in einer gekürzten Fassung.
IMAX kann mich immer wieder begeistern, dafür reichen bereits die recht beeindruckenden Naturdokumentationen aus, 3D ist nicht zwingend nötig, aber "nett". Wer sich hauptsächlich hierfür interessiert, ist in jedem anderen IMAX-Kino, das den gleichen Film zeigt, besser aufgehoben. Dort gibt es die volle Länge. Die Kürzung ist in sofern auch unverständlich, da das Space Center nicht reich an Attraktionen ist und den Besucher so länger binden könnte.
Destination Moon
Ich fühlte mich spontan an die Expo 2000 zurückerinnert: In einem Haufen Kinos werden unkommentierte Bilderfluten auf die Besucher losgelassen. Mir hat die Expo trotz das sich aus Hannove rkomme (oder gerade deswegen?) gefallen, wenn sie auch ihre schwachen Seiten hatte. Doch hatte ich gehofft, das man lernt und mehr bietet, als eine reine Bilderflut. Destiation Moon ist nichts mehr als ein sechsminütiger Film in Endlosschleife mit Bildern vom Mond.
Galaxie Express
Guter Versuch, einen Powered Coaster neue Ideen abzuleiten. Volle Punktzahl verfehlt, weil die Computeranimation während der Fahrt nicht wirklich das technische Highlight ist, mit welchem es beworben wurde und weil das eigenhältige Halten der Bildschirme einfach nur lästig ist. Da muß es doch bequemere Möglichkeiten geben?
Robot Rescue
Hätte das gelangweilte Crewmitglied die Story nicht kurz erläutert, wäre unklar, worum es dabei geht. Zahlose Reflektoren reagieren auch dann nicht, wenn sie ganz genau beleuchtet werden. In Ansätzen gut, in der Umsetzung gescheitert.
Planet Quest
War was? Ein paar Leinwände mit sinnlosen 3d-Animationen, die nicht wirklich durch eine Storyline verbunden waren und mit unsanften Übergängen verbunden waren. Für einen Darkride zu hell, zu viel der Technik war zu sehen. Eine Leinwand war komplett ausgefallen, so daß Elemente fehlten und andere Gäste zu Kommentaren reizte wie "Defekte nach nur vier Wochen..."
Star Trek Borg Encounter
Das einzige echte Highlight. Viel zu gut für diesen Park.
Stargate SG-3000
Ein Simulator hat. Mässige Preshow, es gibt bessere Schüttelkisten.
Space Shot
Wer hat dem Teil eigentlich ein solch einfallsloses Fahrprogramm verpaßt?
Nun nannte ich eingangs eineinhalb gelungene Angebote. Das fehlende halbe Angebot ist das Bistro 3000. Gemessen an den Fastfood-Angeboten anderer Parks ein überdurchschnittlich gutes Essen, nette Sache mit dem "Free Refill", aber leider sehr teuer.
Zwei Bilder soll es kurz vor Ende des Berichts noch geben:
So voll war es am Samstag zeitweise.
Toiletten gibt es für drei Arten von Gästen
In der Eigenpräsentation wirbt der Park mit vielen Sensationen. Mit Ausnahme von "Star Trek Borg Encounter" habe ich keine gefunden. Ebenso wird durch das Thema Weltraum, das nicht nur auf Science-Fiction beschränkt wird, ein wissenschaftlicher Antritt gewählt, der spätestens durch die wiederholte Medienpräsenz "eines Kernphysikers, der hinter dem Projekt steht", ein gewaltiges Gewicht bekommt. In der Praxis bleibt von diesem Ansatz wenig übrig. Wer solche Unterhaltung sucht, dem sei ein Besuch im ebenfalls in Bremen befindlichen "Universum Science Center" empfohlen. Das ist zwar nicht wirklich vergleichbar, aber in jedem Fall günstiger und unterhaltsamer. Daran hat übrigens auch ein Unternehmen eines gewissen Herr Tiemann einen Anteil an der Planung. Nicht zuletzt hat das Center mit schlechter Presse zu kämpfen und völlig überhöhten, gerade zuverschämten Preisen im Verhältnis zur Leistung. Nichts, was eine gute Zukunft erwarten läßt.
Ein Wort zu einem Marketingungetüm:
Auf folgende Idee muß man erst einmal kommen: Man baue ein großes (Einkaufs)center und nenne es "Park". In dieses Center baue man einen Erlebnis(park) und nenne ihn Center. Wenn man bis jetzt noch keine Besucher verwirrt hat, schafft man es vielleicht mit einem merkwürdigen Zugangskontrollsystem und einem Wegfall jedlicher Beschilderung. Obwohl es nicht viele Wege gab, waren zahllose Gäste ständig mit dem Plan beschäftigt, um sich zu orientieren.
Interessant zu erwähnen ist vielleicht noch, daß an den Atrraktionen scheinbar Frequenzmessungen der Nutzung stattfinden. Die Operatoren sind alle mit Zettel und Stichliste beschräftigt. Tolle Maßnahme in einer Hightech-Umgebung mit Einzelzugangskontrolle.
Mein Fazit: Ein Besuch zuviel. Als Themenbereich innerhalb eines größeren Parks in Ordnung, so nicht ausreichend. Keine Empfehlung wert.
Olaf
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Dieses Posting sollte sich als RFC1149 - konform erweisen.
http://www.faqs.org/rfcs/rfc1149.html