Deutschland-Cup: Zum erstenmal fand der Wettbewerb zwischen Karussell und
Achterbahn im Heidepark Soltau statt. Mit am Start waren drei Kanuten des
WSV SüderelbeVon Peter Hansaul
Soltau - Kurz vor dem endgültigen Abschluss ihrer langen Wettkampf-Saison haben Deutschlands Wildwasser-Kanuten eine spektakuläre Neuerung gewagt. Eigentlich tragen sie ihre Wettkämpfe nur auf einsamen Wildwassern aus. Doch das Sprint-Finale um den Deutschland-Cup fand jetzt mitten im größten Trubel im Heidepark Soltau statt.
Mehr als 6000 Besucher schlenderten an den Attraktionen und auch am Wildwasser-Rafting-Bahn vorbei, plötzlich horchten sie auf. "Floooooorian Woooohlers ist heute hier im Heidepark der Sieger im Kajak-Wettbewerb der Männer", tönte es aus den Lautsprechern. Die an Boxveranstaltungen erinnernde Jubelmeldung hatte Günter Schröter, der Bundestrainer der Wildwasser-Kanuten persönlich in das Mikrofon gerufen. Und der Sieger Florian Wohlers vom Wasser-Sportverein Süderelbe hatte mit seinem Erfolg beim ersten sportlichen Spitzenwettkampf in einem deutschen Freizeitpark noch einmal unterstreichen können: Er ist der Sprint-König in Deutschland. Bruder Johannes war bei diesem Wettkampf der bundesdeutschen Elite Fünfter geworden.
Die Wettkämpfe auf der Wildwasser-Rafting-Bahn im Heidepark hatte vor allem einen Zweck: "Wir wollen raus aus der Abgeschiedenheit und unseren Sport populärer machen", so der Bundestrainer. "Gleichzeitig haben wir heute den Tag der freiwilligen Feuerwehr", unterstrich Klaus Müller, der Pressesprecher des riesigen Freizeitunternehmens. "Mehr als 1000 überwiegend jugendliche Feuerwehrmitglieder sind zusätzlich da. Ein idealeres Publikum können sich die Kanuten doch nicht wünschen." Es hatte übrigens zwei Jahre an Vorbereitung und Probefahrten gedauert, ehe die Parkleitung dem ungewöhnlichsten aller Wildwasser-Wettkämpfe zustimmte.
Die Strecke selbst war 650 Meter lang und mußte zweimal durchfahren werden. "Für uns ist es ausgesprochen schwierig, hier zu fahren", erzählte Johannes Wohlers, "das Wasser ist ja von Betonwenden eingeschlossen. Wenn du da mit deinem Boot gegengedrückt wirst, kannst du für einen Augenblick nicht mehr paddeln und dann ist das Rennen schon verloren."
Von Problemen dieser Art blieb Lars Walter vom WSV Süderelbe verschont. Der 20jährige feierte bei der Premiere im Heidepark einen Überraschungssieg. Im Zweier-Canadier hatte er mit seinem Partner Johannes Baumann vier Monate lang nicht gemeinsam trainieren können, weil Baumann verletzt war. Und doch deklassierten die beiden bei ihrem Sieg die starken Konkurrenten Simon/Haas aus Bonn gleich um drei Sekunden.
Die Wildwasser-Kanuten hatten übrigens nicht nur mit ihren Sprint-Rennen viele Besucher angelockt. Am Tage vorher hatten die Mitglieder der Nationalmannschaft schon auf dem Heidepark-See vor allem die Kinder mit einer Demonstration unter dem Motto "Indianer und Eskimos" begeistert.
Zum letzten großen Ranglistenrennen des Jahres sind die Wohlers-Brüder übrigens an diesem Wochenende noch einmal nach Bittburg in die Eifel gereist. Dort ist die "Irrel" nach dem Auftritt im Heidepark wieder ein richtig wildes Gewässer. Trauriger Nebeneffekt: Der Saisonabschluß findet wieder fast ohne Zuschauer statt.
Erschienen am 16. Oktober 2004 in Harburg
Quelle: www.abendblatt.de