Shorttrack: Wer auf der Suche nach einem starken Spiel für 2-4 Spieler ist, der sollte diesen Bericht lesen. Dominion ist eine bislang ungekrönte Perle am Spielehimmel, der zuletzt leider durch tausende Carcassonne-Derivate zugemüllt wurde.Hier bin ich König, hier darf ich sein
Wer sich selbst die Freude macht, und DOMINION in der Altausgabe samt Sonderkartensatz "Der Gesandte" oder in der 2009er Neuauflage ordert, der erwartet nach der Lieferung wahrscheinlich eines: Ein Brettspiel klassischer Bauart. Der Hans im Glück-Karton suggeriert mit seiner Aufmachung und vorallem seinem Gewicht hauptsächlich eines: Da hab ich aber viel Spiel gekauft für 20-25 Euro. Lass uns das mal aufreissen...
Cover der Neuausgabe 2009
Die erste Ernüchterung wird sich beim ersten Öffnen breit machen: Ausser einem Sortierstreifen, und ein paar geschweissten Kartensätzen enthält das Spiel nichts. Okay, eine Anleitung. Aber kein Brett, keine Spielsteine, kein Monopoly-Geld-Verschnitt. Es gibt nur Karten, die aber in einem Karton, der später das Sortieren verdammt leicht macht.
Moment mal, wird sich da mancher denken, Twentysomething Euro für ein Kartenspiel, ist das nicht eine ganze Menge? Die Frage haben wir (Barbara und ich) uns nach der Blindbestellung nach der Kaufempfehlung auch gestellt. Barbara Nostheide vom Nostheide Verlag (gibt die spielbox.de heraus) war es schuld. Eigentlich hatte ich wegen etwas ganz anderem angerufen, und im Gespräch sagte sie nur: Kauf das. Denk nicht nach, das Spiel ist es einfach.
Dieser Aufforderung folge ich natürlich gerne, denn wenn nicht sie, wer weiss dann, was man kaufen muss?! Aber, jetzt habe ich einen Karton voll mit Spielkarten vor mir. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte vielleicht doch nicht mehr einfach so (Brett)Spiele auf Empfehlung kaufen.
Die zweite Ernüchterung verbirgt sich in der Spielenanleitung. Ich tue mich selten schwer mit Anleitungen, dafür spiele ich einfach zu oft und zu verschiedene Sachen. Doch beim ersten Durchgang verstehe ich nur Bahnhof. Das mag daran liegen, dass das Spiel weit einfacher gestrickt ist von den Regeln, als ich auf grund der Fülle an Karten erwartet hätte. Es ist Lars, der mir bestätigt, dass das Spiel so einfach ist, wie es beschrieben steht: Eine Aktion, ein Kauf, plus das, was auf den Karten steht, die du spielst - Hauptmotto ist: du stellst dir dein Deck selbst zusammen...
Beim ersten Durchgang sind Barbara (meine, nicht die vom Verlag) und ich eher defensiv, und erwarten hinter jede Ecke eine Überraschung. Aber es gibt sie nicht. Das Spiel und die Karten sind tatsächlich so plain&easy wie sie daher kommen. Schön gestaltet, mit klaren Anweisungen die nie missverständlich sind. Und über das erste Ausprobierspiel entwickelt sich entwickelt in den nächsten zwei, drei Runden ein munterer Schlagabtausch.
Glück und Zufall, zwei Begleiter, die man sonst oft in Zweier-Spielen ertragen muss, halten sich hier sehr zurück. Stattdessen ist bei DOMINION wirklich jeder seines eigenen Glückes Schmied: Der Spielverlauf ist tatsächlich davon abhängig, wie jeder sein eigenes Deck gestaltet. Und das geht relativ einfach. In jedem Zug hat man 5 Karten in der Hand, die entweder Aktionen ermöglichen (eine Aktion hat man immer pro Zug), Geld wert sind (für den Gegenwert seiner Karten darf man immer mindestens eine weiter Karte aus der Gesamtauslage kaufen), oder für Siegpunkte stehen (darum geht es schlußendlich).
Mehr Regeln gibt es nicht, mehr braucht es auch nicht, denn Abweichungen von dieser Regel sind immer eindeutig auf den Karten beschrieben. Und natürlich versucht man Karten zu sammeln, die einem mehr Aktionen ermöglichen, einen Karten nachziehen lassen, oder die einen Geldbonus beim Kauf weiterer Karten bieten. Denn das ist es, worum es in diesem Spiel geht...
Heraus kommt ein Spiel, das verdammt addictive ist. Süchtig macht. Eine Runde können wir noch. Lass uns den Kartensatz mal mit dem tauschen. Ich hab nur verloren, weil ich nicht auf Geld gegangen bin. Mit dem nächsten Zug hätte ich ne Monsterkombo gemacht. Beim nächsten Mal kaufe ich mehr Hexen. Dieses Mal hattest du zu viele Karten da und da von.. Egal, ob mit 2, 3 oder 4 Spielern, das Spiel hat einen magischen, einfach zu verstehenden und doch fesselnden Reiz. Und in jeder Runde lassen sich die Parameter durch die für alle zur Verfügung stehenden Kartensätze verändern. Und je häufiger man es spielt, desto flüssiger geht es von der Hand. Wo beim ersten Spiel noch Überlegungslücken waren, da ist man beim dritten, vierten, elften Spiel schneller dran als man den Ablagestapel nachmischen könnte...
Ich mache das extrem selten, aber ich empfehle dieses Spiel nicht nur, sondern vergebe auch 11 von 10 möglichen Punkten. Und das nicht nur, weil es unabhängig von der Spielerzahl (2-4) den gleichen Spielspaß bietet, sondern weil es eben auch für den angefixten Spieler tausende Varianten bietet und auch für den Verlag weitere Verdienstmöglichkeiten (gerechtfertigte Verdienstmöglichkeiten) in Form von Erweiterungen bietet. Kein Wunder, dass die erste Erweiterung "DOMINION - DIE INTRIGE" ab Juni 2009 schon in den Startlöchern steht.
Kaufen! Ungesehen! Ohne vorherigen Test! Kaufen!