Letzte Bearbeitung am 14-Jun-07 um 10:33 Uhr ()
Brühl - Es war einmal ein staubiger, abgetragener Braunkohletagebau. Hier nahm die phantastische Geschichte ihren Lauf: Mit einem Märchenwald wollten der Schausteller Gottlieb Löffelhardt und der Puppenspieler Richard Schmidt die Brühler verzaubern. Die beiden kreativen Freunde verwirklichten auf dem Areal einen Jugendtraum: „Und am Eröffnungstag, dem 30. April 1967, wurden wir von den Besuchern regelrecht überrannt“, erinnert sich Gottlieb Löffelhardt. Dabei ging am Anfang nicht alles glatt: „Gleich bei der Eröffnung versank ein Wikingerboot. Vor den Augen der lachenden Journalisten“, erinnert sich der ehemalige Stadt-Anzeiger-Redakteur Helmut Gaihser. Zumal Schmidt und Löffelhardt zuvor stolz verkündet hatten, sie wollten das Phantasialand auf Europaniveau bringen. Dabei sollten die beiden Phantasten Recht behalten.Puppen selbst gebastelt
Gleich in der ersten Saison wollten 400 000 Besucher sich im Märchenwald verzaubern lassen, Marionettenspiel auf der Freilichtbühne erleben oder mit der Oldtimer-Bahn durch den Park zockeln. Die Puppen hatte Schmidt als künstlerischer Leiter eigenhändig in einer leer stehenden Stuhlfabrik gebastelt.
Aus dem beschaulichen Märchenpark Phantasialand entwickelte sich in 40 Jahren einer der größten und erfolgreichsten Freizeitparks Europas. Von den Wurzeln und dem Weg dahin wollen die heutigen Macher um den Geschäftsführer Robert Löffelhardt - Sohn des Gründers Gottlieb Löffelhardt - allerdings nicht mehr viel wissen. Der Eventpark von heute habe mit dem beschaulichen Märchenwald von damals nichts mehr zu tun.
Der Park heute: Das sind rund 2,2 Millionen Besucher jährlich, aufwendig gestaltete phantastische Landschaften, atemberaubende millionenschwere Attraktionen fast im Jahresrhythmus. Mehr als 100 Attraktionen und Shows bietet das Phantasialand. Vor wenigen Wochen wurde der „Talocan“ eröffnet, eine laut Phantasialand europaweit einzigartige Attraktion, bei der Füße und Köpfe frei über schroffen Abgründen baumeln. Erst im Jahr zuvor war mit „Black Mamba“ eine weitere millionenschwere Attraktion eröffnet worden, eingebettet in den neuen Themenbereich „Deep Africa“, der die Zuschauer mit allen Sinnen auf den schwarzen Kontinent entführt. Aus versteckten Lautsprechern schallen Tierlaute, geheimnisvolle Pflanzen und Bäume verbreiten Urwaldgeräusche. „Wir wollen für die Gäste sinnliche Erlebnisse kreieren“, umschrieb Geschäftsführer Robert Löffelhardt bei der Talocan-Eröffnung die Philosophie des Parks im 21. Jahrhundert. Und da werden weder Kosten noch Aufwand gescheut. Hochmoderne Technik wird mit viel Liebe zum Detail und Authentizität kombiniert, Requisiten in Asien oder Afrika handgefertigt.
Niemals fertig
Kontinuierlich wurde der Weg von damals bis heute weiterverfolgt. Denn: Das phantastische Land wird - wie der Kölner Dom - niemals fertig. Marksteine waren etwa die Eröffnung von China-Town 1981 oder der Silbermine 1984. In den 70er und 80er Jahren gingen Stars und Sternchen im Park ein und aus. Roberto Blanco und Roy Black wurden zu Stammgästen. Heino sowieso. Siegfried und Roy kurbelten in ihrem Rolls Royce durch den Park, um regelmäßig mit ihren Tigern aufzutreten. Einen vermachten sie Richard Schmidt als Geburtstagsgeschenk. „Der betätigte sich dann für die Besucher als Dompteur, bis der Tiger mit einem Schulterbiss dem gefährlichen Hobby ein Ende machte“, erinnert sich Helmut Gaihser. Ein weiterer Höhepunkt war 1996 der Besuch von Michael Jackson: Begleitet von hysterischen Fans, weihte Jacko die Achterbahn Colorado-Adventure ein.
Die damals benachbarte Grand-Canyon-Bahn verbindet sich mit dem Tiefpunkt der 40-jährigen Geschichte: Am 1. Mai geriet die Bahn, ausgelöst durch einen Kurzschluss, in Brand. 15 000 Besucher befanden sich an dem Feiertag im Park, wie durch ein Wunder war kein Todesopfer zu beklagen, 63 Personen wurden überwiegend leicht verletzt. Von der Achterbahn blieb nur noch ein gespenstisches Gerippe zurück.
Nach diesem Rückschlag und einem vorübergehenden Einbruch der Besucherzahlen ging der Park in die Offensive: Neue Attraktionen wie der Indoor-Themenbereich „Wuze Town“ und die neue Rafting-Anlage „River Quest“ wurden gebaut. Mit dem „Wintertraum“ wurde erstmals auch in der Advents- und Weihnachtszeit geöffnet.
650 Betten
Im Jahr 2003 folgte der Einstieg in eine neue Dimension: „Phantasia“, das Vier-Sterne-Erlebnishotel im chinesischen Stil wurde eröffnet. Mit 650 Betten, anspruchsvoller Gastronomie und einem großen Wellness-Areal. Eine Erfolgsgeschichte. Das Hotel wurde sowohl von Brühlern als auch von Reisegruppen, Feiergesellschaften und Geschäftsreisenden gut angenommen. So gut, dass pünktlich zum Jubiläum mit einem Familien-Hotel und nochmals 500 Betten der nächste Coup verkündet wurde. Rund 390 ganzjährig beschäftigte Mitarbeiter und bis zu 700 Saisonkräfte arbeiten nach eigenen Angaben im und für den Park.
Dabei hängt die Zukunft aus Sicht der Betreiber maßgeblich davon ab, ob die beantragte Erweiterung um 30 Hektar in Richtung Westen in den geschlossenen Wald genehmigt wird. Nur wer weiter wächst und ständig neue Attraktionen bietet, kann im harten Wettbewerb der europäischen Freizeitparks bestehen. Anwohner und Umweltverbände kämpfen seit Jahren gegen diesen Expansionsbedarf des Parks. Auch dieser Dauerkonflikt gehört zur Geschichte von 40 Jahren Phantasialand.
Zum Geburtstag soll der allerdings keine Rolle spielen. Mit einer großen Celebration-Party feiert das Phantasialand morgen sein Jubiläum. Neben den Attraktionen und Shows warten ab 19 Uhr Live-Musik und kulinarische Genüsse auf die Besucher. Als treuer Wegbegleiter wird auch Heino im Wintergarten auftreten. Tickets gibt's an der Abendkasse für 26,50 Euro.
Quelle: KstA 14.06.07
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Patric
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