Quote
Standortsicherung hat Vorrang
Von MARION PATTBERG
07:15 Uhr
BRÜHL. Baudezernent Wolfgang Mues sprach von einer „halben Diplomarbeit“ angesichts der 54-seitigen Beschlussvorlage der Verwaltung zu den Erweiterungsplänen des Phantasialandes. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung standen die beiden Bebauungspläne des Freizeitparks zur Errichtung einer Show- und Fahrattraktion am Haupteingang Berggeiststraße und zum Busparkplatz an der Kuhgasse auf der Tagesordnung. Nach der Offenlegung hatte es zahlreiche Bedenken von Bürgern, Naturschützern, Verbänden und Behörden gegeben, die von der Verwaltung geprüft und in den meisten Fällen abgelehnt wurden.
Viele Einwände - die Verwaltungsvorlage spricht von „Anregungen“ - richten sich gegen die Lärmbelastung für die angrenzenden Wohngebiete Badorf und Eckdorf sowie die Zerstörung des Landschaftsbildes durch die geplante „Show- und Fahrattraktion“.
Die Interessensgemeinschaften der Phantasialand-Anlieger Badorf-Eckdorf wandten sich beispielsweise mit 170 Unterschriften dagegen, dass 50 Prozent der neuen überbaubaren Grundstücksflächen bis auf eine Höhe von 30 Metern bebaut werden dürfen und forderten eine Höhenbegrenzung deutlich unter den im übrigen Gelände zulässigen 20 Metern. „Mit 30 Meter Höhe ist eine Unterordnung der Baukörper unter die vorhandene Horizontlinie der Villewälder, in denen nur wenige Bäume höher als 20 Meter sind, ausgeschlossen“, heißt es in ihrem Schreiben.
Der Gutachter der Stadt kommt dagegen zu der Erkenntnis, dass die „Eigenart und Naturnähe des Landschaftsbildes nicht grundlegend verändert wird, da die bestehenden Gebäude und Gehölzbestände im Phantasialand-Gelände den geplanten Neubau verdecken“.
Die Anlieger des Freizeitparks bezweifeln außerdem, dass die „tatsächlichen Geräuschimmissionen der Autobahn tagsüber in der gleichen Größenordnung liegen wie die maximal möglichen der neuen Fahrattraktionen“. Auch hier widersprechen die Gutachter. Die Immissionspegel würden deutlich unter den Richtwerten liegen und durch die vorhandene Lärmentwicklung der Autobahn überlagert.
Den Ausschussmitgliedern bereiteten die Ausgleichsmaßnahmen, die das Phantasialand für den Eingriff in die Landschaft schaffen muss, noch Kopfzerbrechen. Innerhalb des Brühler Stadtgebietes sind Aufforstungsflächen von 11 000 Quadratmetern und außerhalb des Stadtgebietes von 9000 Quadratmetern auf dem ehemaligen Munitionsdepot „Friesheimer Busch“ vorgesehen.
„Mit dem Friesheimer Busch können die Badorfer nichts anfangen“, hieß es. Schön wäre ein Grüngürtel um das Phantasialand. Auch der Baudezernent würde es aus stadtplanerischer Sicht begrüßen, wenn die Eingriffe in die Natur in unmittelbarer Nähe ausgeglichen würden. „Aber da das Phantasialand nicht Eigentümer der Flächen ist, kann man das nicht als Ausgleichsfläche nehmen.“ Ausschussvorsitzender Hans Theo Klug (CDU) machte den Vorschlag, bestehende rekultivierte Waldflächen in Brühl qualitativ zu verbessern. So könnten weitere Ausgleichsflächen in Brühl geschaffen werden.
Bis auf die Grünen signalisierten alle Fraktionen Zustimmung zu den Bebauungsplänen und damit zur Standortsicherung des Phantasialandes. Der Satzungsbeschluss zur Show- und Fahrattraktion wurde an den Rat verwiesen.
(KR)
Link zum Artikel