Hallo zusammen,wir waren vorletzte Woche mit unserem Predigerseminar beim Wintertraum, und gestern war ich nochmal allein mit meiner Frau, und ich möchte mich gerne mal zu den Inhalten äußern, die im Park ans Publikum verkauft werden:
Ich verlange ja nicht, dass ein Freizeitpark anfängt, christliche Botschaft zu verkündigen, allerdings darf auch umgekehrt nicht vergessen werden, dass das PHL mit dem Thema Weihnachten nunmal ein biblisches Thema aufgreift. Und da ärgert mich maßlos diese kitschig-amerikanische Reduktion auf: Friede, Freude, Eierkuchen.
Die Pointe "Siehst du, man muss nur dran glauben!" aus "A Dream Comes True" halte ich persönlich für eine Hohlphrase. Ich weiß aber, dass sie durchaus Menschen als Motivation dienen kann; das macht sie nicht schöner, aber zumindest irgendwie verständlich. Will sagen: Da steckt wenigstens noch eine psychologische Wahrheit hinter.
Absolut nicht mehr im grünen Bereich finde ich jedoch die Aschenputtel-Tabaluga-Geist-der-Weihnacht-Symbiose von "Ein Herz aus Stein". Einem durch einen Sportunfall traumatisierten Großvater mag ja eine lange Therapie helfen; eine kurze Selbsterfahrungssequenz "Erinnerst du dich nicht mehr?" gepaart mit ein wenig Weihnachtsgefühlsduselei, die in der Bußformel "Warum war ich nur so verbittert gegenüber den anderen? Die können doch nichts dafür, am wenigsten meine kleine Enkelin. Ich werde ihr das schönste Kleid kaufen und mit ihr zum Ball der Schneeflocken gehen!" endet, ist aber absolut zu dick aufgetragen. Das nachgeschobene "Sicher wollt ihr wissen, was aus den anderen beiden Geschwistern geworden ist: Die waren von dem Tag an nur noch nett zu ihrer Stiefschwester." setzt dem weihnachtlichen Super-GAU dann noch das Sahnehäubchen auf. Selbst wenn ich meine theologische Hirnregion ausschalte (wozu ich bei Weihnachten allerdings immer weniger bereit bin!) und mir vorstelle, ich hätte Nachwuchs im Kindergartenalter dabei, kann ich dieser Botschaft nicht das Geringste abgewinnen. Das ist einfach viel zu flach, überhaupt nicht gewohntes PHL-Niveau (abgesehen von Ivo-Superstar, woran mich diese Eisshow komischerweise sehr erinnert).
Last but not least: Der (neue?) Dialog bei der Weihnachtsbaum-Erleuchtung am Brandenburger Tor. In-den-Arm-Nehmen, Augen-zu und feste-Wünschen ist schon hart an der Grenze, aber die Behauptung, irgendwie wünschen sich doch am Ende alle Glück, Gesundheit und Frieden, erinnert gerade in seiner Dreierstruktur total an die Persiflage "Friede, Freude, Eierkuchen". Hier ist dringend inhaltlicher Handlungsbedarf angesagt, liebes Phantasialand!
Wie gesagt: Ich erwarte keine Lukas 2 - Lesung, kein "Macht hoch die Tür" und keine Gebete am Weihnachtsbaum, aber wenn schon das Thema Weihnachten verwurstet wird (das nun mal ein religiöses Thema ist) dann darf es sich nicht bloß in Plattitüden ergießen! Der biblische Wunsch vom "Frieden auf Erden" ist zu ernst gemeint, um derartig reduziert zu werden. Da kann letztlich auch die lebendige Krippe nichts mehr reißen. Die effektivste Verbesserung der Lage ist IMHO mit der Symplify-Methode (Weniger ist mehr) zu erreichen: Streichen und Vereinfachen der zu dick aufgetragenen Texte, und schon ist es einfacher zu glauben (so wie z.B. "Ich begrüße Sie sehr herzlich!" freundlicher klingt als "Ich begrüße Sie ganz, ganz besonders herzlich!").
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Gruß, MARC
Wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier! ...