Freizeitparkweb - Das Freizeitpark Forum

Titel: "Cataclysm - Ein kleines episches Zwischenfazit"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
Druckversion    
Foren-Gruppen Spieleforum Beitrag Nr. 114
Beitrag Nr. 114
peterbourbon


 
Mitglied seit 12-Aug-02
1203 Beiträge
 
eMail senden peterbourbon Private Nachricht senden an peterbourbon Freundesliste ICQ
Cataclysm - Ein kleines episches Zwischenfazit
06-Jan-11, 11:31 Uhr ()
Letzte Bearbeitung am 10-Jan-11 um 14:38 Uhr () durch Alex (admin)
Letzte Bearbeitung am 10-Jan-11 um 14:38 Uhr () durch Alex (admin)
Letzte Bearbeitung am 06-Jan-11 um 11:32 Uhr ()
Hi,

auch wenn vermutlich laut Marcel die Interessensgemeinschaft hier gegen null tendiert (*g*), möchte ich so nach ein paar Wochen für mich ein Zwischenfazit zum neuen Addon (und auch nach Jahren von WoW-Spielerei) zur Diskussion stellen. Nicht alle Punkte hier sind vermutlich zu Cataclysm neu hinzugekommen - für mich sind sie jedoch neu, da ich eine ewige Pause nach dem Lich King eingelegt habe. Dabei geht es nicht hauptsächlich um World Of Warcraft, sondern die Blizzard-Vorlage zu einem so-called "next-gen-MMORPG" - und was man denn überhaupt noch drauflegen könnte - und ob das alles auch ausreicht.

Phasing
Der böse Fachbegriff aus der Ludamus-Sendung ist für mich im Prinzip genau das, was Cataclysm auszeichnet. Hatten die Phasing-Ansätze beim Lich King noch reinen Entertainment-Charakter, sind sie bei Cataclysm zu einem mächtigen Instrument herangewachsen, zu dem man geteilter Meinung sein kann. Wenn ich unbedarften Leuten "Phasing" erklären müsste, würde ich gar nicht erst kompliziert anfangen. "Phasing" ist für mich persönlich ein Mittel, um die vierte Dimension erlebbar zu machen.
Was in Single-Player-Games im Prinzip zur Tagesordnung gehört (und auch nicht weiter auffällt), ist in einem Massive-Multiplayer-Spiel mit Lore (also konsistenter Gesamtstory) eine wahre Herausforderung. Ich war sehr lange skeptisch, ob dies mit den Grundzügen eines solches MMORPGs vereinbar wäre, da Phasing eine für alle erlebbare Story in der Gruppe kaputtmachen könnte (und Wow ist Masse, quasi gemeinsam an einer Sache arbeiten, um das so-called "epische Gefühl" zu erleben). Nun denn: Die vierte Dimension macht das Spiel plötzlich intelligent - vielleicht zu intelligent, um noch die Masse bedienen zu können. Wenn im Grunde genommen jeder seine eigene Timeline lebt, wie ist es dann noch möglich, in einer Gruppe gemeinsam zum gleichen Zeitpunkt eine Gesamtsituation konsistent zu erleben? Ich kann diese Frage immer noch nicht so richtig beantworten, da ich nie in solch eine Situation kam - und ich weiß nicht wirklich, warum. Aber da ich zu den erklärten Fans von "Back to the Future 2" gehöre, stehe ich auch auf das "falsche 1985". Ich hatte gestern eine etwas verwunderte Situation in Gilneas, wo ich mit meinem 85er-Charakter nicht ganz sicher war, ob das menschenleere Gilneas eigentlich ein Bug ist oder zur Phasing-Storyline gehört. Und tatsächlich nimmt das Phasing hier die ganze Perversion in Anspruch, da ich offenbar in der Timeline automatisch fortgeschritten bin. Vielleicht mag man es so erklären: Die Zeit in dem Worgen-Startgebiet ist nebenbei einfach fortgeschritten und ich habe diesen Fortschritt nie erlebt...Wie auch? Wenn ich sozusagen mit einem Level 1 - Worgen anfangen würde, könnte ich die Zeit vor meinem Hauptcharakter erleben und herausfinden, warum ich eigentlich mit dem 85er-Magier eine verlassene Gegend sehe. World Of Warcraft ist schizophren geworden.
Und wenn wir das Rollenspiel hier einblenden würden, erwartet Blizzard vermutlich haargenau, dass mir die dann 85 gewordenen Worgen in einer Taverne davon erzählen, was in Gilneas damals passiert ist, weil ich es nicht wissen kann und darf.
Hier werde ich kritisch - und genau hier gibt es ein schwarzes Loch, eine Inkonsistenz - und ich komme gerne nochmal darauf zurück, dass mit Cataclysm WoW intellektuell geworden ist. Es ist das Hawking-Addon der Addon-Reihe.

Sie haben ein Fass aufgemacht und jetzt müssen sie es auch leertrinken
Ich will in World Of Warcraft älter werden. Man mag mich für verrückt erklären, aber bisher war World Of Warcraft "zeitlos". Es war egal, ob mich nach 3 Wochen powerlevelling ein 80er in einem Raid begleitet hat, habe ich doch schon vor einer halben Ewigkeit dieses Levelcap erreicht. Und vermutlich ist er auch noch besser als ich und kann mir noch erzählen, was ich nicht weiß. Damals war einem das egal - es war nur ein Spiel. Cataclysm hat WoW vom Spieledasein zu einer Ebene transportiert, für die ich nicht mehr so viele Begriffe finden kann. Soll nicht überschwenglich klingen, aber langsam wirds kompliziert. Die vierte Dimension ist nicht gegen die Lore, keineswegs. Nur die Möglichkeiten, sie in solch einem Game darzustellen, machen die Lore stellenweise seltsam.

Casuality
World Of Warcraft ist nun ein SinglePlayer-Game. Die These ist gar nicht so gewagt, wie ich finde. Sicher, es gibt noch Instanzen, Raids und Bosse, die man nur schwerlich alleine bezwingen kann, aber das Gruppengefühl ist down the drain. Wenn ich mich daran erinnere, wie damals noch ein ganzer Server fraktionsübergreifend Materialien epischen Ausmaßes sammeln musste, um die Tore zu Ahn'Qiraj zu öffnen und am Tage des Exodus alle Leute des Servers diesem Spektakel beiwohnen wollten und jeder Realm beinahe zusammengebrochen ist - wenn ich mich daran erinnere, wie da alle standen, um etwas Großem beizuwohnen, weil jeder einzelne dieser Spieler wusste, dass er seinen Beitrag für alle Avatare dieses Realms geleistet hat - sowas nennt man auch Independence Day. Was kriegt sowas hin? Jo, Blizzard. Weil die ihr Spiel geil finden. Das ist kaum wiederholbar, weil es für mich das Größte ist, was der Begriff "episch" hergibt. Das Blizzard-Marketing hat die Zeichen der Zeit leider erkannt. Nicht mehr die alten Hardcore-Gamer sind die zahlenden Kunden, weil sicherlich im Hartz4-Sektor manche Lastschriften zurückgegangen sind, sondern all die neuen "Casuals" (<-- das ist nicht negativ gemeint, bin ja auch ein Kacknoob), die so 1 x die Woche reinzappen wollen. Die Gier der Konsumenten ist unerschöpflich. Ich kann World Of Warcraft 1 mal im Monat einschalten - man muss nicht 24/7 spielen...wer hat das denn je gesagt? (Ich verstehe die ganzen Kritiker bis heute nicht). Aber dann bitte auch Abstriche machen und keine epischen Momente wollen. Wenn nun jeder seine Filmsequenzchen und Gefühle bekommt, etwas verdammt Großem beizuwohnen, und zwar nach 12 Quests in 3 Stunden - ja, dann läuft etwas falsch. Warum muss gleich jeder ein Held sein? Ich will gar keiner sein, ich will gar keine epischen Momente, ich will die Welt auch nicht retten. Ich will sie nur dann retten, wenn ich schwitze und langsam das Gefühl habe, ich will für die Früchte meiner Arbeit langsam aber sicher belohnt werden.

Heroische Instanzen
Blizzards allergrößer Fehler waren und sind die heroischen Instanzen. Das ist sowas von "lame". Ich bin hier nicht bei PacMan oder SexGames, wo ich nach 3 Mal Durchzocken wirklich Schwierigkeiten habe, noch nen Orgasmus zu kriegen, weil der Joystick langsam aber sicher kaputtgeht. Wer heroische Instanzen erfunden hat, sollte umgebracht werden. Warum soll ich in einem epischen Spiel die gleiche Instanz nochmal durchspielen müssen, nur damit ich die gleichen Gegner mit mehr Lebensenergie oder ein paar mehr Fähigkeiten bezwinge? Wie erkläre ich das meinem Gnom-Nachbarn?

"Werter Arteus, ich bin noch einmal in die Hallen hinabgestiegen und was ich sah,
möge sich aller Vorstellungen widersetzen, die ihr aus eurer Zeit noch in Erinnerung
haben werdet.

Alter, die Gegner waren sau-sick, aber da wir mittlerweile nen geiles Itemcap haben
und full epic sind, wurd die Instanz wenigstens anspruchsvoll. Und da droppt auch ne
geile Rüssi!!111elf"

Blizzard, ich hasse euch manchmal.


Realmpoolübergreifende Gelassenheit
Damit nicht der Eindruck entsteht, ich finde hier alles sche!ße, sollte noch erwähnt werden, dass durch das anfangs etwas nervig anmutende Dungeonfinder-System eine gute Lösung implementiert wurde, um mit unbekannten Chars eine schöne Instanzenzeit zu erleben.
Wenn man sich anfangs die Wartezeiten anguckt (In 45 Minuten biste soweit), denkt man sich manchmal schon "WTF" - aber es funktioniert unglaublich gut, man kann noch 1-2 Zigaretten rauchen und seine Eier massieren...und ist sich sicher: Wenn die Gruppe endlich zusammengestellt wird, geht man auch rein und zieht das durch. Nie wieder "Komm, noch 1 Tank, dann full". Dann erstmal 2 Stunden Ruhe, bis sich die Gruppe auflöst.
Lustig ist auch, dass ich mittlerweile das Gefühl habe, die Jungs und Mädels wirken gelassener. Nicht mehr viele Item- und Gearcheck-Nazis - trotzdem spielen sie gut.
Liegt aber sicher an der Müdigkeit und dem persönlichen Erfolg. Das sind wirklich lustige
Tendenzen - so psychologisch gesehen. Da die Leute nun viel mehr das Gefühl haben, im Spiel unglaublich viel geleistet zu haben, obwohl sie nix beigetragen haben, sind sie freundlich und geduldig. Frei nach dem Motto "Sagen Sie Herrn Müller nicht, dass er eigentlich nichts besonderes geleistet hat. Ich will meine Mitarbeiter nicht demotivieren. Aber wir beide wissen, dass er in Wirklichkeit unbrauchbar ist."
Das sind so die Fun-Momente im Spiel.

Eine Welt voller Schnörkel
Nun ja, das Design. Ich glaube, man muss dazu nichts mehr sagen.
Diese Filmsequenzen, Storylines, Grafiken, Details sind absolut traumhaft und meines Erachtens die Stärken des AddOns. Noch nie war World Of Warcraft optisch so anspruchsvoll und durchgestyled. Obwohl ich das Schattenhochland als eine absolut langweilige und blasse Fehlplanung betrachte, die mich negativ an Lich King erinnert (Warum muss alles immer so militärisch sein?) wirken Gebiete wie Uldum und Vash'jir eindrucksvoll und mystisch.

History repeating
Classic
Tja, WoW classic. War noch die Zeit, wo Non-casuals in der Beta waren, aber vermutlich nach dem 5. Raid irgendwann aufgehört haben, da sie sich dann doch lieber Unreal Tournament widmen wollten. Zu wenig PvP und so.

Burning Crusade
Das bewusstseinserweiternde Addon. Noch nie war Science Fiction greifbarer. Ein Schlag in die Fresse der Schwertkämpfer und Fantasy-Metal-Hörer. "Boah, das ist ja gar kein WoW mehr, ich will meine ledernenen Schlitzunterhosen zurück". Mein absoluter Favourite, weil ich wirklich das Gefühl hatte, ich bin bei Flash Gordon gelandet.

Lich King
Ich glaube, meine einzig positive Erinnerung waren die beiden Startgebiete - dieses fjordische und Tundra-artige. Sehr schön in Szene gesetzt. Aber irgendwann wurd mir der ganze Driss zu kalt. Überall Schnee, Eis, Krieg, Waffen. Keine Mystik, nix Fantastisches, immer nur Hau drauf und Schlacht und so extrem konservativ. Ohne mich.

Cataclysm
Bestes Design und beste Levelgebiete ever. Blizzard rising from the Grave und zum ersten Mal ernstzunehmendes Phasing. Hat was - aber was genau, kann ich noch nicht beurteilen. Ich weiß nicht, ob ich mich über die Entwicklung freuen soll. Aber eines ist sicher: Noch nie waren die NPCs lebhafter. Jeder hat was zu sagen und jeder ist so derbe plastisch / hat seine Macken, dass man das Gefühl hat, etwas ist passiert.

Okay, Fazit:
Was man sieht: Das Spiel lebt und pulsiert, ändert sich ständig - da geht noch was.
World Of Warcraft ist nicht tot, aber wird sich nun komplizierteren Aufgaben stellen müssen. Ob die Entscheidung so positiv für Blizzard war, wage ich zu bezweifeln. Ich schätze, die Mitarbeiter werden bald noch weniger Zeit für ihre Familien haben.
Ich möchte:

- change the history. Raids, wo alle Mitstreiter etwas in der Vergangenheit verändern müssen, um ein Gebiet außerhalb der Raidinstanz peu a peu komplett zu modifizieren. Dann tauchen neuen Phasing-NPCs auf, die erst durch Questreihen Zugänge zu anderen Instanzen aufbauen. Was ich mir vorstellen kann: Eine Höhle ist verschlossen und kann erst durch dieses ganze Moloch geöffnet werden. Aber UNGEPHASED. D.h. es muss ein Realm mehrfach dieses Zwischenphasing aufbauen, um für alle Leute auf dem realm einen Zugang zu öffnen (Ahn'Qiraj-Prinzip, aber mit den neuen Phasing-Elementen vermischt).

- altern. Ich will älter werden. Um dem Tod vorzubeugen, wäre es schön, wenn man irgendwann über einen speziellen Schamanen seine alte Hülle verlässt und als Geistgestalt wiedergeboren wird. In-Char-Phasing!

- Zelda-Prinzip: Irgendwo nur hinkommen, wenn man in der Vergangenheit irgendwo durchgeht, wo die Mauer noch nicht stand, um dann wieder zurückzuteleportieren, quasi hinter der Mauer. Gerne auch exzessiv in Instanzen.

- Sowas wie Oculus, nur mit Phasing. Also das alles noch komplizierter machen.

Und jetzt bin ich im Arsch. Danke fürs Lesen.

LG
Turgut

EDIT: Sorry für das horizontale Scrollen. Damals war das Forum etwas anders oder so.
Vielleicht kann Alex da was formatieren.

Was ist ein Zug?

Moderatoren benachrichtigen Druck-Version | Bearbeiten | Antworten | Mit Zitat antworten | nach oben


Foren-Gruppen | Beiträge | Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag

(c) Freizeitparkweb.de (Alexander Jeschke)
Für alle Beiträge sind die jeweiligen Autoren selbst verantwortlich.
Es gelten die allgemeinen Nutzungsbedingungen aus dem Impressum