Letzte Bearbeitung am 24-Aug-10 um 12:11 Uhr ()
Eigentlich ist die Idee ziemlich bescheuert. Andalusien im Hochsommer bedeutet zB: an der Tankstelle beim Tanken heizt sich das gerade klimatisierte Auto von 23 auf problemlos 38°C in 8 Minuten auf. Ich hätte es mir eigentlich vorher denken können, aber als Ralph vorschlug: Tivoli World, Feria, Aquashow, Isla Magica und Stadtrundfahrt Sevilla, dachte ich nur: Schick! Schlußendlich bin ich trotz all des Schwitzens froh, dass ich mitgefahren bin. Interessanterweise war es dann der Programmpunkt Feria, von dem ich erst dachte: "Naja, Kirmes - aber wenigstens siehste mal was Neues" der mich am meisten beeindruckt hat. Die Atmosphäre und Stimmung, die Preise, der zweigeteilte Festplatz, die Öffnungszeiten, und ncith zu vergessen: Der Umstand, dass Feria bedeutet, das mittags schon die ganze Stadt voll ist mit Leuten, die sich treffen, singen, tanzen, ihrer Kultur frönen, essen, in Cafes sitzen, und all die ganzen andalusischen Dirndl. Das war schon: Wow, bzw Wow mit Sternchen.
Wir hatten am Samstag so geparkt, dass wir zum und vom eigentlichen Attraktionsplatz durch das Festzeltdorf mussten. Leider habe ich die ersten Fotos total verdaddelt, daher kann ich das nur beschreiben: Zwei extrem breite Gassen, jeweils einen halben Kilometer und länger, und dort ein Zelteingang neben dem anderen. Als wir ankamen war es noch hell, und wir waren mit einer handvoll Menschen so ziemlich die einzigen Gäste, so dass man den ganzen Weg einer Gasse sehen konnte. Wahnsinn. Und vorallem auch das Stadtreinigungballett war toll. Bei uns hier würde da die Müllabfuhr mit zwei Kehrmaschinen kommen und gut. In Malaga kam die kompletten Stadtwerke mit Wasserwerfer, chemischer Reinigung und fliegenden Männern mit der Scheuerbürste. Die haben die komplette Gasse mit Schaum(!) gereinigt.
Auf dem Platz selber dachte ich erst: Naja, irgendwie össelig. Ich meine das nicht abwertend, aber die Gastrostände und Ausspielungen sehen halt nicht aus wie die Backfischrutsche oder das Glückshaus, um mal zwei Beispiel zu nennen. Was mir aber später auffiel: Fast jede, noch so kleine Waffelbude hat ein LED-Display auf dem Dach, auf dem teilweise fast schon atemberaubende Lichtshows und Werbungen abgefeuert werden. Irre. Dazu kommen die bereits erwähnten, beinahe lächerlichen Preise für F&B.
Der Platz selber gewinnt vorallem ab Sonnenuntergang so gegen 21 Uhr. Ich habe selten eine so riesige Ansammlung von LEDs gesehen, wie hier in Malaga. Dafür gibts fast keine Rekommandierung, um nicht zu sagen, eigentlich gar keine. Scheint aber auch nicht nötig, denn als sich der Platz so ab 23 Uhr richtig füllte, waren die Achterbahnen und Kotzschleudern alle auf Maximaldurchsatz und VOLL! Voll waren teilweise auch die Wege, aber, und das hat mich richtig richtig beeindruckt: Keine Spur von Stress. Kein Geschiebe, kein Gedrängel, einfach nur gutgelaunte Menschen. Auch später, wieder im Festzeltdorf: Kein Schnappskis, kein Getorkel oder Gegröhle, keine Enthemmten oder Halbstarken. Nix, nada, niente. Alles friedlich-fröhlich, so dass ich vermutlich knapp 6 Stunden ein grenzdebiles Grinsen im Gesicht hatte.
Ebenfalls beeindruckt war ich vom Aufbau des Platzes. Als wir das erste Mal schon Freitagabend auf der Suche nach unserem Hotel vorbeifuhren, dachte ich noch: Naja. Jetzt nicht die größte Kirmes. Als wir auf dem Platz selber waren, dachte ich: Oh, hoppla, wir fallen von eine Attraktion in die nächste. Dazu kommt der eine Teil des Platzes, wo ein Kindergeschäft neben dem nächsten stand. Superpraktisch und: rappelvoll noch weit nach Mitternacht! Als wir dann (leider) irgendwann wieder ins Hotel mussten, sind wir wieder durchs Zeltdorf gegangen. Um es kurz zu machen: Verschwenderisch ist immer noch nicht der richtige Ausdruck für die LED-Displays in den beiden Gassen. 0,1 Cent pro verwendeter LED für mich, und ich lade jedes FPW-Mitglied nächstes Jahr nach Malaga nebst Firstclassflug und 5*-Hotel ein, und bin danach immer noch mehrfacher Millonär...
Alles in allem: Basses Staunen. Ich bin ja nicht soooo der Kirmesgänger, und ich kenn jetzt nicht jedes Karussell mit Vor- und Nachnamen nebst Baujahr wie manch anderer hier. Aber ich bilde mir ein, doch schon einiges gesehen zu haben. Doch ich glaube, erst seit Samstag weiß ich so wirklich, was Kirmes sein kann. Was der Begriff "Volksfest" eigentlich meint. Und, #####t der Hund drauf, egal wie heiß es war: Da will ich nochmal hin. Mindestens zwei Abende und Nächte hintereinander. Und ich befürchte, meine Wahrnehmung hat sich verschoben. Wenn das nächste mal jemand sagt: Komm, wir fahren nach Sterkrade/Düsseldorf/Crange/Hamburg/München auf die Kirmes, werde ich wohl denken: "Naja, Kirmes halt..."
Merkt man, dass ich verliebt bin?!
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, 24-Aug-10, 13:56 Uhr, (5)
