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Titel: "Fürs Pantoffelkino: Kin-dza-dza!"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Slidy

 
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Fürs Pantoffelkino: Kin-dza-dza!
27-Jan-09, 19:27 Uhr ()
OT: Кин-дза-дза!
UdSSR, 1986

Bei Kin-dza-dza! handelt es sich um einen relativ berühmten satirischen russischen Spielfilm, der im Sci-Fi-/Cyberpunk-Sektor anzusiedeln ist.

Er handelt von einem Vorarbeiter aus Moskau, "Onkel Wowa" (oder auch "Onkel Wowka"), der von seiner Frau nach Feierabend nochmal losgeschickt wird, vergessene Sachen einzukaufen. Auf dem Weg zum "Magazin" (Laden) wird er und die andere Hauptperson, ein georgischer Student mit leichtem Hang zur Kleptomanie, später "Der Geiger" genannt, von einem vermeintlichen Obdachlosen angesprochen. Dieser macht einen eher verwirrten Eindruck: Er behauptet, ein außerirdischer zu sein und sich auf den falschen Planeten teleportiert zu haben und spricht die beiden an, um ihm zu helfen, sich zurück zu teleportieren. Er zeigt ihnen ein kleines blinkendes Gerät, das einen Teleporter darstellen soll, was ihm die beiden nicht glauben. Also schlagen sie vor, es mit ihm zusammen zu benutzen, um ihn dann in die Irrenanstalt einweisen zu lassen.
Das Gerät funktioniert aber doch und Wowa und der Geiger finden sich in einer Wüste wieder, wie sie bald erfahren werden, auf dem Planeten Pljuk in der Kin-dza-dza-Galaxie. Dort machen sie bei ihren Versuchen, ein "Pepelaz" (Fluggerät) und ein "Gravizapa" (Erweiterung für das Pepelaz, um Weltraumflüge zu machen) zu ergattern und nach Hause zu fliegen, alsbald Bekanntschaft mit den dort lebenden humanoiden Einheimischen und ihrer eigenwilligen Kultur.

Auf Pljuk geht es barbarisch zu, aber trotzdem sind die Einwohner dazu fähig, in den Weltraum und zu fernen Galaxien zu reisen. Es gibt zwei "Rassen" von "Pljukanern": Die Pazaken und die Tschatlanen. Die Tschatlanen sind die Herrscher, während die Patsaken so gut wie keine Rechte haben, von den Tschatlanen als Besitz gehalten werden können und viele peinliche Rituale einhalten müssen, unter anderem einen ganz bestimmten Gruß ausführen oder ein Glückchen an der Nase, die Zak, tragen müssen.
Wer Tschatlane oder Pazake ist, bestimmen sie mit einer Art Scanner. Er wird auf die entsprechende Person gerichtet, und wenn er grün ist, handelt es sich um einen Pazaken, sonst ist es ein Tschatlane.
Die Sprache ist sehr einfach: Da sich die Einwohner des Pljuk über Telepathie unterhalten, besteht ihre gesprochene Sprche nur aus zwei Wörtern: "Ku" und "Kju". "Kju" ist ein staatlich anerkanntes und erlaubtes Schimpfwort, "Ku" steht für alle anderen Wörter. Andere Sprachen lernen sie aber schnell.
Ihre Kultur macht auch den Status selbst an Äußerlichkeiten fest: Für eine bestimmte Menge "Tschatl" (der lokalen Währung) oder eine bestimmte Anzahl Streichhölzer, die dort ein sehr wertvolles Gut ähnlich Diamanten bei uns darstellen, bekommt man verschiedenfarbige Hosen, die den Status in der Gesellschaft zeigen. Vor einem Träger gelber Hosen muss ein Pazake zum Beispiel zweimal grüßen und Rote Hosen machen ihren Träger immun vor den korrupten "Ezilop", der "Personalunion aus Polizei und Schnellgericht". Ansonsten kann man schneller in einem "Ezich" landen, als es einem lieb ist. Das "Ezich" ist die Pljuk'sche Form des Gefängnisses, ein einfacher Stahlsarg, in dem man eingesperrt wird. Besonders schwere Verbrecher kommen in ein "Ezich mit Nägeln", eine Art eiserne Jungfrau.
Es gibt auf Pluk kein Wasser mehr, sämtliche Ozeane wurden zur Gewinnung des "Luz", des Treibstoffs für die Pepelaze, ausgetrocknet. Trinkbares Nass muss teuer und aufwendig wieder aus Luz zurückgewonnen werden.

Kin-dza-dza! ist aus zweierlei Hinsicht ein interessanter Film. Zuerst einmal die Machart: Der Film wurde mit sehr einfachen Mitteln gedreht und sieht dementsprechend so "billig" aus wie die trashigsten Autokino-B-Movies aus den 1950ern oder 1960ern.
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Beispielsweise ist die "Sternenkarte" ein Blech mit spiralförmig eingestanzten Löchern, ein "Zapa" (ein Teil eines Antriebs für ein Pepelaz) ist eine rostige Schraube und der "Transkljukator", eine Art Laser-Kanone, ist nichts anderes als ein rostiges Rohr mit einer perforierten Scheibe am Ende.
Die auftretenden Gestalten und was sie tun, wirken so lächerlich, dass so manche Stelle vielleicht auch unfreiwillig komisch erscheint.

Andererseits übt der Film eine damals im "Ostblock" sehr gewagte Gesellschaftskritik. Als satirischer Film nimmt er die damaligen Missstände verschiedener Gesellschaftsformen gekonnt aufs Korn - die Sache mit den bunten Hosen z.B. als Kapitalismuskritik, Rassismus, aber auch die Korruption in den herrschenden Schichten, was nicht unbedingt ein erwünschtes Thema war. Die Filmemacher hatten aber Glück, da der Film zu Anfang der Gorbatschow-Ära ins Kino kam, der einige Dinge lockerte. Außerdem hatten sie genug "Vitamin B" in die entsprechenden Zensurabteilungen.

In Russland ist Kin-dza-dza! ein Kultfilm und einige Wörter aus dem Film, wie Ezilop, Pepelaz oder Kze, haben es schon bis in die russische Umgangssprache geschafft.

Den Film gibt es in diversen Online-Shops, die russische Musik und Filme verkaufen, in einer restaurierten Fassung auf DVD.

Englische Untertitel gibt es als srt hier:
http://www.opensubtitles.org/en/subtitles/3177483/kin-dza-dza-en

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