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"RE: Saison 2011 Phantasialand Preispolitik"
Geschrieben von MarcelR am 07-Apr-11 um 11:03 Uhr
Hallo Marco,

eigentlich bin ich gerade nicht hier - deswegen könntest du auch alles, was jetzt kommt, geflissentlich überlesen. Denn es wird dir nicht gefallen. Um genau zu sein, muss ich dich gleich zu Beginn erst einmal kräftig auslachen. Denn deine Art zu argumentieren, wenn man es denn dann so nennen möchte, ist an den meisten Stellen schlicht lachhaft bis lächerlich. Ich vermute sogar, ich weiss sogar woran es liegt. Familienvater geworden, hat sich dein Weltwild von heliozentrisch (wir akzeptieren, dass wir nicht Mittelpunkt der Welt sind) zu geozentrisch, (ich, meine Familie und meine Kinder *sind* der Mittelpunkt des Universums, und alle, die das anzweifeln sind Ketzer) geändert.

Wie du vielleicht weisst, bin ich selber kein Familienvater - was du aber wahrscheinlich nicht weisst, ist der Umstand, dass es mein ganzes Leben lang Kinder und Kleinkinder um mich herum gegeben hat. Erst war ich der große Bruder, der seine jüngeren Schwestern durchgeboxt hat; später der Onkel, der gerne als Babysitter herangezogen wurde. Und da wir eine Großfamilie sind, sie durch meine zweite Heirat noch größer wurde, und da all das jetzt schon viele Jahre so ist, kenne ich so ziemlich jede Altersphase, sowohl bei männlichen als auch bei der weiblichen Nachkommenschaft. Aber auch mir kannst du, ähnlich wie Mike vorwerfen, dass ich ja "Dinge und Verhaltensweisen" anspreche, "die ich teilweise überhaupt nicht nachvollziehen kann" - einzig, ich weiss, dass diese Vorhaltung nicht richtig ist.

Mit dem *was* ich weiss, kann ich aus voller Überzeung feststellen, dass es nie nie die Kinder schuld sind. Denn kein Kind schlüpft aus dem Mutterleib, und sagt sich: "Alder, jetzt werde ich aber die nächsten 12-18 Jahre mal so ein richtiges Rotzblag sein." Die bewusste Entscheidung zur Rotzlöffeligkeit tritt mit Anbeginn der Pubertät ein, bis dahin sind Kinder *ausschließlich* Spiegel ihrer Eltern! Denn, und das dürftest du doch selbst peinlich genau festgestellt haben, am Anfang ist ein Kind erstmal ein Bündel aus Bedürfnissen: Hunger, Durst, Absonderung von Verdauungsendprodukten, körperliche Nähe und Anleitung zu Try&Error. Später kommt noch der Bewegungsdrang hinzu.

Ein Bedürfnis, welches Kinder hingegen nicht mit Abschluss der Geburt gegeben wäre, sind Freizeitparks. Nicht mal der unstillbare Wunsch nach Mickey Maus oder Disney allgemein ist Kindern in die Wiege gelegt. Zu Beginn (Kind ist noch im Kinderwagen) ist es zu 100% ein Bedürfnis der Eltern! Entweder "hach, hätte es das früher schon gegeben", oder "hätten meine Eltern das mit mir mal gemacht" oder ne Mischung aus beidem. Das Kind im Kinderwagen könntest du genauso gut auch unter eine im Wind rauschende Tanne stellen - Hauptsache, Mama ist in der Nähe, es gibt Nahrung wenn sie gebraucht wird und die Sonne kitzelt schön an der Nase. Wenn dann noch nach jedem kräftigen Mit-Land-Pup die Windel gewechselt wird - perfekt!

Später sind die Kinder dann ausreichend konditioniert (Mama und Papa machen um diese Tage immer so einen Wind, das muss was besonderes sein) und treffen im Kindergarten und in der Schule auf genauso bedürfniskonditionierte Kinder - ergo: Freizeitparks! Mickey Maus! Haben, haben! Mama&Papa befinden sich jetzt in einer Schleife. Das man die eigenen Kinder an das Besondere gewöhnt hat, führt jetzt dazu, dass da ein Bedürfnis ist. Und das gehört sich für gehörige Eltern natürlich gestillt. Aber dummerweise würde das Kind doch lieber auf dem Spielplatz spielen, den es auch in der Nachbarschaft für lau umme Ecke gibt, deswegen wird Kind jetzt in alles reingeschleift, "was das Kind sehen muss". Nehmen wir mal Armaggeddon Special Effects in Disney. Es steht zwar dran: Achtung, und so weiter - aber hey, Papa weiss schon, was gut fürs Kind ist. Dummerweise ist es eng, laut, dunkel und es wird eine Katastrophe simuliert. Das Ergebnis sind "schreiende Blagen", für die natürlich Papa nix kann, sondern alle anderen. Böses Disney, böse Mitarbeiter, blablabla.

Ich kann das deshalb so trefflich analysieren, weil die sechs (6) Kinder meiner Schwägerin durch die Bank weg anders sind. Eben nicht auf Freizeitpark/Disney konditioniert. Klar, auch ein Besuch im Rastiland, Fort Fun, Toverland, usw ist was Tolles - aber viel wichtiger ist der Baum im Garten, auf den man klettern kann, besagter Spiel- und Bolzplatz umme Ecke, oder ein neues Fahrrad für den Radsportverein. Und was ich auch festhalten kann: *NIE* gab es eine Situation, wo eines der Kinder in einem Freizeitpark/anderer öffentlicher Ort hätte in die Blumen schiffen, oder hinter ne Mauer kacken müssen, weil keiner der anwesenden Erwachsenen es zugelassen hätte, dass überhaupt eine Situation aufkommt, in der es Oberkante Unterlippe steht. Denn man kann, wenn man genug Grips hat, darauf bestehen "das wir alle noch mal aufs Klo gehen", obwohl 12 Kinderaugen auf den Osterhasen schwören, dass sie nicht müssen müssen.

Eine Feststellung deinerseits hat mich allerdings besonders amüsiert. "Ich kann doch die Kinderwagenschieber nicht dafür verantwortlich machen, wenn es durch hohen Besucherandrang zu Platzmangel kommt." Da möchte ich eine Gegenfrage stellen: WEN denn dann? Da du ja für alles eine Erklärung findest, etwa "man möge bitte bei pissenden Kindern schmunzeln", "sich bei quengelnden Kindern fragen ob es nicht an einem selbst liegt", "Toleranz für Familien und Ferien", usw, möchte ich von dir hören, wer denn Schuld an Platzmangel hat, wenn nicht die ganzen Torben-und-Annkatrin-Verzieher, mit ihren Porsche-Cayenne-großen neumodischen Kinderwägen, die Kinder, die offensichtlich noch gar nicht selbst mobil sind an Orte schleppen, von denen sie ganz eindeutig noch gar nichts haben? Gäbe es an solchen Hochsaisontagen nämlich ein Kinderwagenverbot, wäre schlagartig mindestens 1/3 mehr Platz! Also, wer ist schuld?

Aber ich kann mir die Frage auch selbst beantworten - ich habe sie mir schon lange selbst beantwortet. Es sind Eltern, die sich keinen Furz darum scheren, dass es ausserhalb ihres geozentrischen Weltbildes auch noch andere Planeten gibt. Die es nicht schaffen, auch nur drei Augenblicke weiterzudenken, und deshalb lieber ihre Kinder in die Blumen pissen lassen, weil es ja ein Notfall ist, und dafür *muss* jeder Verständnis haben. Eltern, die nicht in der Lage sind, ihre Entscheidungen einen Moment lang darauf zu überprüfen, ob es jetzt wirklich genau das ist, was das Kind braucht oder will, oder ob es sich nicht um ein eigenes, transportiertes Bedürfnis handelt. Die nicht in der Lage sind, sich einen Babysitter zu suchen, wenn sie in ein romantisches Candlelight-Restaurant gehen, und ihre Blagen einfach um die Tische *anderer* Menschen rennen lassen. Eltern, die es schaffen, einen doppeltbreiten Kinderwagen in einen übervollen Stoßzeitbus zu drängen, und dann vorwurfsvoll schauen, weil sie nicht *sofort* an den Fahrkartenstempler kommen, und auf die Verkehrsbetriebe schimpfen. Eltern, die es nicht schaffen, eine vertrauensvolle Basis zu ihren Kindern aufzubauen, in der zwar im Zweifel diskussionslos das gemacht wird, was das älteste Tier der Sippe vorgibt, aber im Gegenzug dafür zu nichts gedrängt werden, was sie nicht wollen und zu gegebener Zeit Platz und Raum für ihre ureigensten Bedürfnisse bekommen.

Die Kinder sind es nicht - es sind Eltern wie DU, Marco!

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