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Titel: "Crange-Nachruf 2009 / 575 Jahre CK 2010"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Beitrag Nr. 976
Cranga Jung
Gast
Crange-Nachruf 2009 / 575 Jahre CK 2010
09-Okt-09, 03:12 Uhr ()

Crange rief ... und viele kamen!

Das große Kirmesspektakel am Rhein-Herne-Kanal zog erneut die Massen an – Beschicker zeigten sich mit den Umsätzen zufrieden

Nächstes Jahr: 575 Jahre Cranger Kirmes

Nachbetrachtung von Rainer Schulz

Keine Frage – Crange zählte auch in dieser Saison für viele Beschicker zu den absoluten Höhepunkten der Reise, zumal es der Wettergott – mit einer Ausnahme – über die gesamte Distanz vom 7. bis 16. August gut meinte, was den über 500 Schaustellerbetrieben am Rhein-Herne-Kanal insgesamt relativ starke Besucherzahlen und Umsätze bescherte. Die Ausnahme war der total verregnete Familientag. Sonst ein Pfund, auf das man setzen kann, musste er diesmal weitestgehend „a fond perdu“ gebucht werden. Doch nach den zehn Spieltagen, von denen unter der Woche freilich auch einige etwas durchhingen, sah man allenthalben zufriedene Gesichter – Crange 2009 war unterm Strich eine gute Generalprobe für das Jubiläumsjahr 2010, in dem sich das Bestehen des bedeutendsten Ruhrgebietsvolksfestes zum 575. Male jähren wird.

Zwei belegte Jahreszahlen haben mit der Entstehungs-geschichte des heute größten Volksfestes weit und breit unmittelbar zu tun: der 1369 erstmals erwähnte Wildpferde-Auftrieb im Em-scherbruch und das seit 1449 aktenkundige Lauren-tiusfest. Als Geburtsstunde des Volksfest-Dauer-bren-ners, der auch in diesem Jahr wieder die Massen begeistern konnte, gilt jedoch seit 1935 unver-rückbar das Jahr 1435. Schon jetzt darf man sich auf das Jubiläum im nächsten Jahr freuen, auf das – wenn diese Zeilen gelesen werden – in der Cranger Ideen-schmiede sicher längst fieberhaft hingearbeitet wird.

Eröffnungsfeier mit Tradition und Pepp. Crange 2009 begann mit einer Eröffnungsfeier, die ganz nach dem Geschmack der „Ruhris“ war, wie der als Conférencier agierende Dr. Ludger Stratman, alias „Josef Kwiatowski, Präsident vonne Kleingartenanlage Bottrop-Süd“, gern seine Klientel nennt. Neben der Kunstfigur trat als unvorhergesehener Eröffnungsgast Jürgen Drews (der „König von Mallorca“) auf den Plan, der vor einem begeisterten Publikum nicht nur „sein Bett im Kornfeld“ aufschlug, sondern auch ein fetziges Medley seiner übrigen Gassenhauer zum Besten gab und damit die Stimmung kräftig anheizte. Des Weiteren mit von der Partie war in der restlos besetzten Bayernfesthalle die ausgezeichnete Showband „Two 4 FuN“. – Vor dem Vergnügen rangierte allerdings wie immer der offizielle Teil, der von den Verantwortlichen erfreulicherweise erneut nicht über Gebühr ausgedehnt wurde. Zu Beginn intonierte die unverzichtbare Bergmannskapelle die Ruhrgebietshymne „Glückauf, der Steiger kommt“ – darauf folgte der Einzug von Hernes Oberbürgermeister Horst Schiereck, der als besonderen Ehrengast Bundesfinanzminister Peer Steinbrück im Schlepptau hatte. Den Rahmen bildeten in lockerer Reihenfolge zahlreiche bunte Fahnenabordnungen diverser Schaustellervereine und -verbände, die DSB-Präsident Albert Ritter vorstellte. Bei der Begrüßung der Eröffnungsgäste hatte Horst Schiereck einmal mehr leichtes Spiel: „Heute beginnt hier auf Crange die schönste Zeit des Jahres“ sagte der OB und fügte hinzu: „Hier schlägt das Herz des Ruhrgebietes – zehn Tage pures Vergnügen zwischen Nostalgie und Hightech!“ Dann hieß Schiereck ganz besonders herzlich die 500 ausgelosten Bürgerinnen und Bürger willkommen, um schließlich den Bundesfinanzminister sowie NRW-Minister Dr. Ingo Wolf zu begrüßen, den er im Eifer des Gefechts zum Bundesinnenminister erhob. Rudi Assauer komme etwas später teilte Schiereck mit, begrüßte dann umso herzlicher die zierliche Boxweltmeisterin Nadja Raoui sowie im Bausch und Bogen die diversen Vertreter aus Politik und Verwaltung, seine Bürgermeister-Kolleginnen und -Kollegen aus den umliegenden Städten und die Abordnungen aus Gewerbe, Handel und von den Kirchen. Abschließend dankte der OB dem Crange-Team um Meinolf Nowak, Gerd Delistat und Sabine Marek für deren in den letzten Wochen und Monaten geleistete Arbeit und vergaß nicht einen Genesungsgruß ans Krankenbett des in der Nacht zuvor schwer verunglückten Hausherrn der Bayernfesthalle, Uwe Hölzgen, zu richten. Den nachfolgenden Fassanstich vollzog nach kurzen Grußworten in gekonnter Manier – mit einem einzigen präzisen Schlag – Peer Steinbrück. Darauf folgte das obligatorische „Piel op no Crange“ des OB, womit die Veranstaltung offiziell eröffnet war.

Umzug mit 4.400 Teilnehmern. Nach zufriedenstellendem Auftakt und dem vorabendlichem Brillantfeuerwerk stand am frühen Samstagmorgen in Eickel das Sammeln der Fußgruppen, Musikkapellen und Wagen für den traditionellen Cranger Kirmesumzug an. Diesmal zählte das Lokalkolorit-betonte Kirmesattribut die Rekordteilnehmerzahl von rund 4.400 fröhlichen Menschen, die als Gute-Laune-Lindwurm über die Hauptstraße von Eickel bis hin zum Cranger Tor zogen. Dabei präsentierten sich insbesondere die vielen Kapellen und Fußgruppen als herausragende Farbtupfer, während der sonst übliche Prunkwagen der Cranger Kirmeskönigin, die diesmal in einer vergleichsweise nüchternen weißen Stretch-Limousine daherkam, vermisst wurde. Ebenfalls nicht dabei war diesmal der Flower-Power-Festwagen der Firma Steinmacher. Bei der Prämierung lag verdientermaßen die in klassische Gewänder gehüllte Jugendabteilung des Reitsportvereins Börnig-Sodingen vorne, deren Festwagen mit dem frei nach dem Trojanischen Pferd gestalteten „Börnianischem Pferd“ beim Publikum offensichtlich gut ankam. Den ersten Preis bei den Fußgruppen erhielten im Rahmen des Vereinsabends in der Bayernfesthalle die „Piratenbräute“ der AWO-Showtanzgruppe.

Abschieds- und Willkommensgrüße. Als weiterer Höhepunkt des offiziellen Rahmenprogramms der Cranger Kirmes gilt seit nunmehr 30 Jahren der Gottesdienst in der Bayernfesthalle am ersten Crange-Sonntag. Auch diesmal waren Mitte und Balkon des großen Zelts voll besetzt, als der Posaunenchor des Kirchenkreises Herne zur Begrüßung spielte. Im Rahmen des Gottesdienstes, der für viele Bürger und auch Beschicker längst zum Crange-Muss zählt, wurde der neue Leiter der Circus und Schaustellerseelsorge der EKD, Pfarrer Horst Heinrich, vorgestellt. Verabschiedet wurde gleichzeitig Schausteller-Seelsorgerin Regina Hallmann, deren Stelle Nord infolge Umstrukturierung der evangelischen Schaustellerseelsorge künftig wegfällt. Pfarrer Horst Heinrich, bisheriger lediglich Leiter der Süd-Region, wurde vom Oberkirchenrat Dr. Thies Gundlach in sein neues Amt eingeführt und hielt sodann einen durch und durch fröhliche, mit Heinz-Erhardt-Zitaten gespickte Antrittspredigt, die offensichtlich ganz nach dem Geschmack der Gläubigen war. Nach dem Gottesdienst, der vom beeindruckenden Gesang des St. Pauls Choir der evangelischen Pauluskirche Castrop-Rauxel umrahmt wurde, traf man sich – wie üblich – zum gemütlichen Frühschoppen. Diesen nutzte Pfarrer Heinrich unter anderem dazu, über seine künftige Aufgabenstellung und die neuen Organisationsform der EKD in Sachen Schaustellerseelsorge zu informieren (siehe „Drei Fragen“). Zum Abschluss stellten sich Offizielle und Gäste mit Pfarrer Heinrich zum Erinnerungsfoto. Gleichzeitig nutzte Wolfgang Lichte, seines Zeichens Vorsitzender der Schaustellervereinigung Herne, die Gelegenheit, sich bei der scheidenden Regina Hallmann sehr herzlich für deren langjähriges Crange-Engagement mit einem Miniatur-Karussell zu bedanken.

Für jeden etwas ... Auch das sonstige Rahmenprogramm der Cranger Kirmes, das sich zu einem Großteil erneut in der Bayernfesthalle abspielte, war ganz nach dem Geschmack der Crange-Fans. Sowohl der Bürgerabend am Tag vor dem offiziellen Auftakt als auch der „Treff im Zelt“, eine wohldosierte Mischung aus Musik, Varieté und Ehrungen bei der sich am Montagabend zum 12. Mal die Vereine ein Stelldichein gaben, waren restlos ausverkauft. Am Crange-Dienstag hatten ab 15 Uhr wieder die jüngsten Kirmesbesucher das Sagen in der Bayernfesthalle, die sich übrigens in diesem Jahr besonders aufwendig dekoriert präsentierte. – Am Mittwoch, der als Familientag bei strömendem Regen geschäftlich nicht viel zu bieten hatte, wurde in Ritters Biergarten zum 14. Male die Wahl der Cranger „Kirmes-Königin“ durchgeführt, ein Ereignis, das mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist und stets viele Crange-Freunde auf den Plan ruft. Zur neuen „Queen“ erkor man die 19-jährige Rechtsanwaltsfachangestellte Janine Stemmler, die die Cranger Farben bis zum Jubiläumsjahr 2010 in ganz NRW (und darüber hinaus) vertreten wird. Nachdem die Gelsenkirchenerin eine Reihe von Kirmesfragen kompetent beantworten konnte und bei ihrer Tanzeinlage eine gute Figur machte, stand das Votum der Jury fest: Crange-Königin Janine, Fitnessstudio-gestählt und seit vielen Jahren im Karneval als Funkenmariechen unterwegs, hatte sich klar gegen ihre fünf Mitbewerberinnen durchgesetzt. Als Belohnung erhielt sie runde 1.200 Euro Handgeld.

Den Senioren gehörte einmal mehr der Donnerstagnachmittag auf Crange. Ab 13 Uhr trafen sich rund 1.200 ältere Kirmesfans zu Kaffee und Kuchen in der Bayernfesthalle. Die Eintrittskarten waren wie immer von den karitativen Verbänden verteilt worden, das Programm wurde von der örtlichen Verkehrswacht organisiert und die Betreuung erfolgte durch das DRK. Abends sollten dann die Schlagerfans zu ihrem Recht kommen. Bei ihrem „Festzelthammer“ präsentierte die „BILD-Zeitung“ schon zum fünften Male „Lassoschwinger“ Olaf Henning. Zusammen mit weiteren Stars und Sternchen brachte der Pop-Barde die mit rund 3.000 Fans besetzte Bayernfesthalle förmlich zum Kochen. – Zu guter Letzt: Wo eine Königin ist, da sollte es auch einen König geben – demzufolge präsentierten sich potenzielle Revierkönige an mehreren Abenden mit ihren Fertigkeiten im neuen Almhüttendorf. Man versuchte sich als Cheerleader, Würfelstapler, Sänger, Komiker oder Zauberer – am Ende stand der 17-jährige Mirko Bierstädt, der als „Human Beat Box“ gekonnt mit dem Körper Musik machte, als erster Revierkönig fest. Das Ganze geschah vor den Augen einer fachlich topp besetzten Promi-Jury. Um den Titel beworben hatten sich ursprünglich 123 Kandidaten. Mirko Bierstädts Können wurde mit 1.000 Euro belohnt, und bei der Eröffnung der Cranger Kirmes 2010 darf sich der Revierkönig vor großem Publikum präsentieren.

Geballte Attraktivität am Kanal. „Dem verwöhnten Publikum heutzutage noch Neues zu bieten ist gar nicht so einfach“, hieß es in unserer Crange-Vorschau. Im Nachhinein darf man dem Crange-Team – insbesondere der routinierten Platzgestalterin Sabine Marek – zur Auswahl der Attraktionen für den Crange-Jahrgang 2009 gratulieren. Eigentlich war alles da, was der eingefleischte Crange-Fan erwartet. Dabei ragten naturgemäß die Neuheiten aus der Menge des Gebotenen heraus. So Blumes neues Kirmesabenteuer „The Tower“, das zunächst noch Anlaufschwierigkeiten hatte, dann aber gut angenommen wurde. Oder das „Almhüttendorf“ von Renoldi, das den Platz des langjährigen Dauerbrenners „Europäisches Dorf“ einnahm und, im Gegensatz zum ersten Versuch von vor drei Jahren, diesmal in neuer Aufstellung beim Publikum auf Anhieb Gegenliebe erzeugte. Oder aber Webers optisch gut platzierte Überkopf-Attraktion „Flash“ und Alfons Kaisers „Cyber Space“. Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang auch die Rückkehr von Schneiders „Power Tower II“ an den Rhein-Herne-Kanal erwähnenswert. Der derzeit höchste Freifallturm erfreute sich ungebrochener Beliebtheit, wie unschwer erkennbar war, und dürfte daher in den letzten Jahren so manchem Crange-Fan gefehlt haben. Zu den besonderen Attraktionen dieses Jahres zählten natürlich auch der „Olympia-Looping“ von Barth oder Bruchs rasanter Achterbahn-Wirbelwind „Spinning Racer“, beide gastierten immerhin erst einmal in Crange. Wieder dabei war diesmal die gute alte Boxbude – darüber hinaus gab es auch in den Reihen Neues. Da sind zum Beispiel das außergewöhnlich interessant aufgemachte „Gastmahl des Meeres“ des Thüringer Kollegen René Otto in der Kanalreihe zu erwähnen oder aber die im Jugendstil daherkommende Mandelbrennerei der Familie Wynohradnyk, die allerdings relativ weit draußen auf der Hauptstraße debütierte. Apropos Hauptstraße: Auch ein Bummel über dieses Teilstück des Crange-Außenbereiches war erneut durchaus amüsant und sehr abwechslungsreich. Das Gleiche gilt für die kunterbunt gestaltete Dorstener Straße, an deren Beginn – aus Richtung Dorsten kommend – die Bebauung allerdings mit einer windschiefen Bretterbude begann, die ganz und gar nicht dem Anspruch der Cranger Kirmes entsprach. Das jedoch war die Ausnahme und deshalb bleibt festzuhalten, dass Crange nicht nur für jeden, sondern auch in allen Bereichen durchweg Interessantes und Attraktives zu bieten hatte.

Ohne die zehn Crange-Spieltage einer Einzelbewertung zu unterziehen – Crange war in Bezug auf die Umsätze für nahezu alle Beschicker eine rundum zufriedenstellende Veranstaltung. Nicht ins positive Bild passte lediglich der Familientag, an dem es – wie schon gesagt – unaufhörlich goss. Erfreulicherweise lief dafür der nachfolgende Donnerstag ungewöhnlich stark. Hier bewirkte offensichtlich der vom Wettergott erzwungene Konsumverzicht vom Vortag sowie die Schnibbelaktion zahlreicher Beschicker mit der „BILD-Zeitung“ Wunder. A propos „BILD“: Die enge Zusammenarbeit mit diesem Blatt löste viel zusätzliche Crange-PR aus. Die war sicher nicht immer nach jedermanns Geschmack, der Veranstaltung insgesamt aber zuträglich. Letztendlich darf Crange 2009 als erfreulicher Aufgalopp im Vorfeld des 575-jährigen Jubiläums 2010 gewertet werden.

Quelle: Der Komet

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