Quelle: www.bz-online.de
Freude beim Europa-Park: Der Flughafen in Lahr erhält nach mehrjährigem Streit ab sofort eine eingeschränkte Passagierfluglizenz. Dies gab der südbadische Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg in Freiburg bekannt.
Die nun erteilte Genehmigung ist beschränkt auf Zubringerdienste für Passagiere vom und zum Europa-Park Rust. Von Ungern-Sternberg rechnet bereits in zwei bis drei Wochen mit den ersten Rust-Touristen, die auf der ehemaligen kanadischen Airbase landen werden.
Die Genehmigung eines Sonderflughafens mit einer derartigen Bestimmung ist laut Regierungspräsidium ein bundesweites Novum.
Die Gegner der Ausnahmegenehmigung sind tief verärgert über die Entscheidung für Lahr. Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein spricht von einer "grundsätzlich falschen Weichenstellung".
Die Lizenz programmiere einen "unsinnigen Verteilungskampf von jetzt vier Verkehrsflughäfen zwischen Karlsruhe und Basel", hieß es. Das Land erweise sich als "unverlässlicher Partner", heißt es in einer Erklärung.
Die Landesregierung wurde aufgefordert, so schnell wie möglich für eine "nachprüfbare Festlegung des Betriebsumfangs von Lahr im Landesentwicklungsplan zu sorgen". Außerdem gehe es um die Einbindung der Flughafenstruktur am Rhein in eine "zukunftsweisende Strategie".
Für den Freiburger Regierungspräsidenten ist die Schaffung von Arbeitsplätzen "ein entscheidendes Argument bei der Genehmigung gewesen". Gutachten gingen davon aus, dass mittelfristig in der strukturschwachen Region Lahr durch die Genehmigung bis zu 2600 neue Arbeitsplätze entstehen würden.
Entgegen der Befürchtungen der Gegner geht er nicht davon aus, dass ein nennenswertes Passagieraufkommen von anderen Flughäfen wie dem Baden-Airport in Rheinmünster-Söllingen (Kreis Rastatt) abgezogen wird. Der Baden- Airport liegt rund 60 Kilometer von Lahr entfernt.
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“Zentren Europas rücken nahe an den Park heran”
BZ-Interview mit Roland Mack, Chef des Europa-Parks: Was bringt ein Sonderflughafen Lahr für sein Unternehmen?
FREIBURG. Die Entscheidung, den Lahrer Flughafen als Sonderflughafen für Besucher des Europa-Parks zu genehmigen, ist offiziell noch nicht gefallen — aber absehbar. Was dies für den Freizeitpark in Rust bedeutet, darüber sprach Wulf Rüskamp mit dem Parkchef Roland Mack.
BZ: Was bringt der Flugplatz in Lahr für den Europa-Park?
Mack: Wir können neue Gäste für den Park auch in größerer Entfernung gewinnen. Denn dank des Flughafens ist eine Anreise binnen kurzer Zeit möglich. Wir hatten vor kurzem Gäste aus England, die binnen zwei Stunden nach dem Abflug in ihren Hotelzimmern hier in Rust waren. So etwas kann man sich aus vielen Staaten Europas vorstellen, auch aus dem Osten. Mit der Fluganbindung rücken plötzlich die dicht bewohnten Zentren Europas sehr nahe an den Europa-Park heran. Darin liegt für den Europa-Park eine Chance für seine weitere Entwicklung.
BZ: Haben Sie schon bestimmte Länder als neue Kunden ins Auge gefasst?
Mack: Wir konzentrieren uns zunächst auf London, Wien und Rotterdam. Babcock & Brown hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die alle in Frage kommenden Regionen untersucht und diese drei Standorte empfohlen hat. England, das weiß man vom Disneyland in Paris, ist ein großartiger Markt. Die Holländer sind intensive Nutzer ihrer heimischen Freizeitparks, und Österreich hat noch keinen einzigen Freizeitpark in dieser Dimension. Es kommt jetzt darauf an, dass wir für Lahr Reiseveranstalter finden und eine Fluglinie. Das liegt in erster Linie in der Verantwortung von Babcock & Brown.
BZ: Mit welchen neuen Besuchermengen rechnen Sie?
Mack: Babcock & Brown rechnet schon in der Anfangsphase pro Jahr mit 50 000 bis 100 000 Fluggästen. Aber das ist ein ehrgeiziges Ziel, um das Angebot überhaupt ins Laufen zu bringen. Wir sind in diesem Jahr spät dran, so dass es 2006 schwierig wird, diese Zahlen zu erreichen. Babcock & Brown hat deshalb auf eine rasche Genehmigung gedrängt, denn ihm gehört ein Flughafen, der bisher nicht funktioniert — während unser Geschäft ja läuft und wir uns, was den Zeitpunkt der Genehmigung angeht, deshalb eher indifferent verhalten haben. Aber wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, dann wird sich das Produkt Europa-Park auf diesem internationalen Markt behaupten.
BZ: Welche Wachstumsraten sind vorstellbar?
Mack: Der Park kann problemlos 100 000 oder 150 000 Besucher mehr im Jahr verkraften. Das wären 500 bis 750 Besucher mehr am Tag. Ich strebe aber nicht Wachstum um seiner selbst willen an; ich bin mit den jetzigen Besucherzahlen zufrieden. Aber angesichts einer schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung müssen wir uns langfristig vor allem um Sicherung des Bestands kümmern. Über Lahr kommen wir mit dem Angebot Europa-Park in Regionen, in denen wir bislang überhaupt nicht bekannt sind.
BZ: Haben Sie sich in Ihrer Planung auf das neue Wachstum eingestellt?
Mack: Wir planen konkret einen Hotelanbau neben der bestehenden Hotelanlage, um die mit dem Flugzeug anreisenden Gäste aufnehmen zu können. Denn viele werden nicht nur für einen Tag kommen, sondern den Besuch im Park mit dem in der Region verbinden.
BZ: Wenn die Zahl der Mehrtagesbesucher zunimmt — ändert sich damit auch die Philosophie des Europa-Parks?
Mack: Das kann man jetzt noch nicht sagen. Man muss abwarten, wie sich die Gäste entscheiden. Wenn man nämlich nach einem nur ein- oder anderthalbstündigen Flug am Europa-Park ankommt, dann kann das auch für einen eintägigen Besuch reichen. Schließlich ist schon der heutige Tagesbesucher durchschnittlich zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Aber wir sehen unsere weitere Entwicklung nicht darin, die Besucherzahl zu erhöhen, sondern die Besuchszahl, indem ein Gast in einem Kurzurlaub zwei, drei Mal den Park besucht.
BZ: Wenn das neue Angebot am Markt einschlägt und bis zu einer halben Million Besucher mehr kommt — wie bewältigen Sie dann diesen Ansturm?
Mack: Auch das wäre für den Park kein Problem. Wir haben an einem Tag wie heute 7000 Besucher im Park, könnten aber 20 000 aufnehmen. Trotzdem werden wir weiter wachsen — schon allein um dem Wiederholungsbesucher Neues zu bieten.
BZ: Der Park ist eigentlich schon voll . . .
Mack: Wir haben ja im Osten des heutigen Parks noch 120 Hektar reserviert.
BZ: Aber dort wird es keine Wiederholung des heutigen Parks geben?
Mack: Nein. Wir denken an neue Hotels, ein thematisiertes Campresort. Und wir prüfen derzeit einen Wasserpark, wobei wir wegen des unbeständigen Klimas eine Kombination von Indoor und Outdoor brauchen — was das Projekt teurer und komplexer macht. Dafür gibt es aber ein Besucherpotenzial von zwei Millionen Menschen im Jahr. Wir prüfen zudem das Thema Science-Center.
Gruß Björn