Zu Beginn will ich gleich mal einen weitverbreiteten Mythos begraben, nämlich dass in Dubai alles gewaltig, superlativ, gigantisch, riesig und genial sei im Vergleich zu uns ärmlichen Europäern. Das ist völliger Quatsch und trifft auch auf das Freizeitangebot dort nicht zu. Manches ist dort echt Kreisklasse. Ich spreche von jetzt und nicht von
2010 oder später, wenn einmal das "Dubailand" und anderes fertig sein soll. Und was ich heute zeige, ist auch wirklich schön.Ich habe in Dubai keinen Baustellentourismus betrieben, sondern stelle einfach mal vor, was heute so da ist im Bereich Freizeitattraktionen, heute Punkt 1 von der Liste, die da wäre:
1. Wild Wadi Water Park
2. Dubai Wonderland
3. Magic Planet in der Deira City Centre Mall
4. Children City Dubai
5. Al Boom Tourist Village
6. Weitere touristische Angebote
Wild Wadi Water Park
Der Wild Wadi Water Park ist ein wirklich gelungen und aufwändig auf "Sindbad" thematisierter kleiner Wasserpark. Durch das Valley einer gewaltigen künstlichen
Felsenlandschaft betritt man den Park. Es ist beeindruckend, wie der Park auf "Höhe" gebaut ist und so auf einer relativ kleinen Grundfläche eine richtige dreidimensionale abwechslungsreiche und szenisch toll gestaltete Landschaft mit Fuß- und Wasserwegen, Hängebrücken, Wasserfällen, orientalischen Mauern und Felsen bietet. Im Eingangsvalley ergießt sich jede Stunde ein gewaltiger Wasserfall unter lautem Toben herab (erst nach den Umkleiden, die hier befindlich sind). Eine coole Dusche und angenehm bei 45 Grad.
Die Gestaltung ist wirklich top. Herausragend sind auch die Angestellten. Unglaublich freundlich, aufmerksam und hilfsbereit. Man merkt, dass darauf sehr viel Wert gelegt wird. Der Gäste-Evaluierungs-Fragebogen "Did you have a funday at Wild Wadi" fragt dann auch z.B. "Were you greeted with a smile every time a)we served you b) we assisted you c)you met an employee" oder "Did we ever say NO as a first response?". Die Arbeit schien den Angestellten auch wirklich Freude zu machen, sie waren zu allerhand Späßen aufgelegt und besonders gut gelaunt. Einer versteckte sich z.B. unter einem Wasserfall um von dort lachend die Gäste zu erschrecken (vermutlich fügte er diese Fun-Komponente freiwillig hinzu, obwohl seine eigentliche "Aufgabe" darin bestand, Leute in Schwimmreifen weiterzuschieben). Das macht man auch nur den ganzen Tag, wenn man top motiviert ist. Von so einer Mitarbeiterschulung und Mitarbeitermotivation sollten sich mancher deutsche Parks mal eine Scheibe abschneiden. Es war auch eine sehr große Anzahl von Lifeguards da, die sehr aufmerksam waren. Einmal schob ich meine Freundin auf einem Schwimmring liegend durchs Wasser, da fragte gleich einer nach, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Die Mitarbeiter sind sehr international, Afrikaner, Europäer, Araber, Männlein und Frauen, die offensichtlich auch untereinander auf als Einheit auf "Team" trainiert werden.
Top ist auch die Sauberkeit. Das Wasser ist total sauber, alle Wege und Anlagen hervorragend gepflegt, nirgends liegt Unrat oder Abfall herum. Sobald ein Mitarbeiter einen Schnipsel sieht, nimmt er ihn mit. Fast alle Wege werden nass besprenkelt, eine simple Idee bei ansonsten glühend heißen Oberflächen.
Die Attraktionen. Die Menge ist vielleicht der einzige Kritikpunkt. Das Angebot ist doch sehr überschaubar. Eigentlich gibt es nur 3 richtige "Rides".
Davon ist einer aber wirklich sehr lang und "interaktiv". Man fährt auf Einzel- oder Doppelreifen durch die Landschaft und wird immer wieder durch starken Wasserdruck nach oben transportiert. Dadurch geht die Fahrt auf verschiedenen Höhenebenen rund um den gesamten Park und dauert 20 Minuten. Der Prospekt nennt dies "an aquatic roller coaster ride". Immer wieder gelangt man an "Knotenpunkte", bei denen man sich den Weg aussuchen kann. Mitarbeiter (wie besagter Wasserfall-Erschrecker) stehen im Wasser und schieben einen in den gewünschten Streckenabschnitt. Man kann den Ride also mehrfach fahren und immer andere Streckenabschnitte aussuchen.
Als Streckenabschnitte gibt es solche durch Wasserdruck "gepowerte" Strecken, diese sind eigentlich mit einem Einzelring lustiger, da man sich dabei immer wild dreht, daneben klassische Röhrenrutschen, eine davon im Dunkel, und auch langsame Flussabschnitte zum treibenlassen. Das alles ist aber absolut familientauglich.
Härte Gangart verspricht der "Jumeirah Sceirah", einmal in drei Stufen runter und gerade auslaufen. Schnell, aber nicht sonderlich spektakulär (im Hintergrund auf dem nun folgenden Bild).
Die dritte Attraktion sind zwei Wellenreit-Simulatoren, ein einfacherer für Anfänger und ein schwierigerer. Im schwierigen wurden die Gäste auch immer sofort
weggehauen. Lustig zum Betrachten.
(Das ist der schwierigere der beiden).
Leider war ein Teil des ohnehin schon kleinen Parks auch noch wegen Renovierung geschlossen, nämlich das Wellenbad mit Strand und Kinderbereich und noch eine Familienrutsche. Irgendwie ungeschickt, wenn man sowieso nur 5 Attraktionen hat, gleichzeitig fast die Hälfte wegen Renovierung zu schließen. Man konnte deswegen auch nicht abliegen. Vor die Baustelle wurden ein paar Liegen gestellt, dahinter wurde mit schwerem Gerät laut gearbeitet.
Die Beschallung muss ich leider kritisieren. Da haben sie schon einen unglaublich aufwändig thematisierten Park und auch überall ist hochqualitatives BOSE parkweites Audioequippment installiert und man könnte durch entsprechende Beschallung toll die Thematisierung aufwerten und bereichern, und was machen sie daraus? Sie spielen "Radio". Irgendeinen lokalen Radiosender inklusive Nachrichten, Verkehrsfunk und irgendwelchem belanglosen 90-er-Pop-Gedudel gab's da. Das ist bestimmt nicht im Sinne der Parkdesigner.
Zusammenfassung: Hochqualitativer Wasserpark, leider etwas klein geraten, aber dafür stresst man sich nicht, irgendwas zu verpassen.
Gleich nebenan ist übrigens das bekannte "7-Sterne-Hotel" Burj Al Arab. Wenn man da wohnt, oder in den Hotels Mina A'Salam oder Jumeira Beach (das gewundene), darf man gratis ins Wild Wadi, ansonsten beträgt der Eintritt für Erwachsene ca. 32 Euro; Extrakosten z.B. Schließfach, Handtuchmiete je 3,50 Euro.
Druckversion
