Eigentlich gehört dieser Thread in die Plauderecke, da er aber etwas länger geworden ist, habe ich ihn ins Tagesberichte-Forum gesetzt. Sollte jemand allzu sehr Anstoss daran nehmen, weil kein wirklicher Bezug zu einem Park oder einer Kirmes existiert ist es an den Admins den Bericht entsprechend zu verlagern.Da im Moment parktechnisch ein wenig Pause ist und sich das Leben nicht für jeden nur zwischen Lifthill und Schlussbremse abspielt, wollte ich mal erzählen, was für Thrills man auch bei anderen Hobbies erleben kann.
Sehr regelmäßig widme ich mich dem geocaching. Beim geocachen geht es letztlich um folgendes: irgendjemand versteckt irgendwo im Gelände einen Schatz (cache) und veröffentlicht die Koordinaten des Caches im Internet, oft kombiniert mit div. Rätseln, die man lösen muss, um zum finalen Punkt zu kommen, an dem der Cache versteckt ist. Bei den Caches handelt es sich in der Regel um Tupperdosen oder ähnliche witterungsdichte Behälter, die abseits des Weges versteckt, vergraben – was auch immer - und mit Kleinkram gefüllt sind. Darin befindet sich ein Logbuch, in dem sich jeder Finder eintragen kann und auf der entsprechenden Seite im Internet dann in einem weiteren Log seine Erlebnisse und die Verhältnisse um den Cache herum beschreibt. Jeder, der einen Cache findet, tut etwas hinein, und nimmt sich etwas heraus. Wer gut ist kann bewaffnet mit Landkarte, Kompass einem Taschenrechner und etwas Geduld J die Koordinaten ermitteln. Einfacher ist es da, wenn man ein GPS-Handgerät besitzt, das einem auf 3-4 Meter genau die aktuelle Position nennt, und in dem man ggf. zu errechnende Folgekoordinaten unproblematisch eingeben kann. Dieses kleine Gerät, etwa in Größe eines Handys, vereinfacht das Spiel ungemein, und bietet gleichzeitig tolle Möglichkeiten moderner Technik, für relativ kleines Geld.
Sicher ist es schwer zu vermitteln, wenn man jemanden erklärt, das man Sonntags früh aufsteht, um tief im Wald versteckte, mit Tinneff gefüllte Plastikdosen in alten hohlen Baumstämmen oder unter irgendwelchen Steinen zu suchen. Aber hier ist eindeutig der Weg das Ziel.
Ich hab’ irgendwann mal einen Bericht im Fernsehen darüber gesehen, und war entsetzt, wie sinnlos manche ‚Idioten’ ihre Zeit verballern.
Ein paar Wochen später bin ich dann mal auf die Seite gesurft, und war dann doch faszinierter, als ich zunächst dachte. Hab mir dann ein GPS zugelegt und vorsichtig angefangen, den ein oder anderen Cache in der Nähe zu heben. Das alleine ist aber nicht so besonders, das es lohnt einen längeren Bericht darüber zu schreiben.
Folgende Geschichte rechtfertigt es meiner Ansicht nach dann aber schon eher:
Am vergangenen Samstag habe ich mit 3 Freunden zusammen einen Cache gesucht, der wahrscheinlich so fast jedes Maze locker in den Schatten stellt.
In Frankreich, nicht weit weg von der Grenze ins Saarland, gibt es ein Geisterdorf. Ein paar Kilometer weg von der nächsten Behausung, mitten im Wald, existiert noch heute ein sagenumwobenes Dorf, was in den 30’er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut wurde, um französischen Soldaten als Unterkunft zu dienen. Es sind vielleicht 30 Häuser, für damalige Verhältnisse mondän, mehrgeschossig, aus solidem Stein gebaut, teilweise mit Garagen. Im zweiten Weltkrieg von Deutschen besetzt und dann vergessen. Seitdem verfällt es und die Vegetation erobert sich zurück, was ihr einst genommen wurde. Verfallene Häuser zwischen Bäumen und Gestrüpp, im Wind klappernde Rolladen, Dächer, die von Pflanzen verwuchert sind. Und das ganze mitten in einem Wald. Nachts hört man hier angeblich Schreie, von Neugierigen, die hier verschollen sein sollen und ihren eigenen Namen rufen. Und der Legende nach haben die Häuser auch noch Bewohner, die aber nicht von dieser Welt sein können. Man erfährt allerdings nicht viel darüber, manche Bewohner entfernterer Dörfer leugnen die Existenz des Geisterdorfes ganz und zucken, darauf angesprochen, nur mit den Schultern. Hin und wieder sind Irrlichter gesehen worden, weshalb von einem Besuch bei Neumond-Nächten dringend abgeraten wird. Soweit die Geschichte, die um dieses Dorf herum verbreitet wird.
Die Aufgaben zum Cache und die Legende sind hier publiziert. Wir haben den Rat des Cache-Besitzers (also der, der einen Cache ausarbeitet) befolgt und den Cache nachts gemacht, und dachten uns, das Allerheiligen, also der Tag der Toten, ein Datum ist, welches den Gruseleffekt der Geschichte noch steigert, aber lest selbst:
Gegen 21:00 Uhr waren wir also laut GPS noch ungefähr 3km Luftlinie von der Startkoordinate entfernt. Wir hatten keine Karte mit brauchbarer Auflösung, so das wir es vorzogen, ein paar Jugendliche zu fragen, die uns, ganz entgegen unserer Erwartung, auch sofort Auskunft gaben. Wir wurden kurz gelotst bis ein Weg, ohne besondere Beschilderung, links in Richtung Wald abbog. Mit den Worten „...noch ein kleiner Kilometer...“ wurden wir entlassen. Wir fuhren den Feldweg entlang, der nach kurzer Zeit in einen Wald mündete, und dessen Randgestrüpp immer enger wurde. Irgendwann gelangten wir an eine Stelle, an der 2 alte französische Strassenlaternen im Abstand von 10m quer über den Waldweg lagen, so dass hier Schluß war.
Aber eigentlich sollte es ja jetzt erst anfangen.
Wir also raus aus der meinem Golf, Klamotten an, Lampen überprüft, GPS an und zu Fuß in Wald. Es war leicht neblig aber nach vielleicht 200m gelangten wir an eine große Lichtung, wo sich die ersten Häuser schemenhaft gegen den Nachthimmel abhoben. Die Koordinaten führten uns zu einem bestimmtes Haus. Die erste Aufgabe hatten wir gelöst und waren gerade wieder aus dem Haus raus, als sich durch den Wald ein Fahrzeug näherte, unmittelbar bei unserem Wagen hielt, mehrfach hupte und langsam wieder verschwand. Da uns das sehr mysteriös vorkam, sind wir zunächst zurück zum Wagen. Ratlosigkeit, ob nun Jugendliche oder Gendarmerie - was sollten wir tun? Den Hohlweg runter sahen wir weiter entfernt das Glühen von Zigaretten im Dunkeln, wir waren also nicht mehr alleine. Das war uns sehr suspekt, also raus aus dem Wald 20min gewartet, nichts tat sich, nirgends rührte sich etwas also wieder rein.
Die Koordinaten für die 2. Aufgabe hatten wir (ergaben sich durch die erste) und konnten so zügig hin. Es handelte sich um ein paar alte Garagen, an denen wir deren Anzahl und die Anzahl von Schädeln ermitteln sollten.
Unsere Nerven waren jetzt doch schon sehr angespannt, aber wir fanden uns zurecht. Als ob das aber nicht schon genug war, vernahmen wir ein Heulen irgendwo im Wald. Sicher ein paar Meter entfernt, aber unerklärlichen Ursprungs. Schweigen, angespanntes Lauschen, da war es wieder. Das konnte nicht sein! Unsere Nerven spielten uns wahrscheinlich einen Streich. Aber da war es wieder. Wind war in diesm Moment keiner. Die Ursache musste also eine andere sein. Raus! Obwohl wir jetzt bestimmt schon einen Kilometer vom Auto entfernt waren, zog es uns wieder raus aus dem Geisterdorf. So hektisch wie es eben in nebliger Dunkelheit zwischen alten, verfallenen Häusern geht sind wir da weg zum Auto und wieder raus aus dem Gebiet. Etwas weiter im nächsten Dorf angekommen hielten wir erst mal an, um uns dann zu überlegen, ob wir als Hasenfüße nach Hause fahren wollten, oder nicht. Wir entschieden uns nach längerem Überlegen, das wir nicht wollten, und entschieden uns, das wahrscheinlich albernde Jugendliche im Wald waren, die uns einen Schreck einjagen wollten. Der Wunsch war hier der Vater des Gedanken!
Wir fuhren wieder zurück, mit der festen Absicht jegliche Lautäußerungen, welchen Ursprungs auch immer, geflissentlich zu ignorieren und unsere ‚Expedition’ zu Ende zu bringen. Fahrzeug an besagter Stelle, bei den Laternen abgestellt, und wieder in den Wald. Jetzt galt es noch weiter in das Dorf vorzudringen und einen Turm zu suchen, aus dem uns, aus einer zu ermittelnden Anzahl von Öffnungen im Gemäuer Augen beobachteten.
Das Heulen war weg, und so entspannte sich unser Gemütszustand etwas. Den Turm fanden wir und nun sollte es zum eigentlichen Cache gehen. Und wie im Cache beschrieben, wenn Du es wirklich wissen willst, steig hinab in Dunkelheit sind wir in das entsprechende Haus, dessen Eingang fast gänzlich zugewachsen war, welches mit zu den größten, aber auch den am schlechtesten erhaltenen gehörte (soweit man das nachts beurteilen kann) hinab in den Keller, was in dieser Situation nicht wirklich erlösenden Charakter hatte. Der mit der stärksten Taschenlampe voraus, und ein hoffentlich letztes Mal, in dieses mal völlige Dunkelheit. Im Kellergewölbe, mit all seinen mehrbeinigen Bewohnern (Ratten,Spinnen usw.), mussten wir dann nur kurz suchen, bis wir am Ziel waren.
Wir waren gerade dabei die üblichen Formalitäten zu erledigen (Logbucheintrag, Tausch), als wir in einem Moment zufälliger Stille über uns ein Klopfen vernahmen. Ich grinste, weil ich dachte wir hören das Gras wachsen, aber wir schauten uns doch alle irritiert an. Wir verharrten in Bewegungslosigkeit aber schon wieder lauschten wir alle angespannt, was das sollte. Es verging vielleicht eine halbe Minute, in der ich so langsam nicht mehr wusste, ob ich lachen oder schreien sollte. Und dann wieder! Plopp.
Weglaufen ging nicht, also mussten wir uns wohl oder über dem stellen, was uns da erwartete. Da niemand vorgehen wollte, sind wir quasi parallel hoch, aber da war nichts. Und dann sahen wir es. Den Raum, in dem wir uns befanden hatten wir durch unsere Maglites ausreichend erhellt, um lachend feststellen zu müssen, das ein im Fußboden freiliegender Balken zum Ziel eines in regelmäßigen Abständen aus dem offenen Dach tropfenden Schwalles Wasser war. Puh!
Kurz vor Mitternacht waren wir wieder am Auto, niemand hatte uns das Leben schwer gemacht, wir konnten nun wieder durchatmen, ohne das Gefühl, wir hätten noch irgendwas zu bewältigen. Wir waren fertig, in mehrfacher Hinsicht. Das Heulen bleibt unidentifiziert und wir hatten auch kein allzu großes Interesse dem, genauer auf den Grund zu gehen.
Es war eine Nacht, wie man sie nicht allzu oft erlebt, deswegen fand ich es Wert sie hier zu erzählen. Denn Thrill hatte das ganze genug.
Die Geschichte, die um den Cache herum erzählt wird, ist natürlich vom Cache-Owner frei erfunden und dient nur dazu dem Cache eine gruselige Atmosphäre zu verpassen.
Die Geschichte, die ich mit meinen Freunden dort in dieser Nacht erlebt habe, entspricht allerdings der Wahrheit.
Ich habe zwar ein paar Bilder gemacht, aber mein billige Digicam hat es leider nicht gepackt.
Deshalb erst ein paar Bilder aus dem Internet dazu:
Das Geisterdorf bei Tag:
Einzelne Häuser ebenfalls bei Tag:
Und ein paar Bilder aus meiner Kamera (wie gesagt: hat nicht wirklich geklappt):
Wir, auf dem Rückweg
Meine drei Mitstreiter
Mein Wagen auf dem Waldweg. (Im Vordergrund könnt Ihr knapp eine der beiden quer liegenden Laternen erkennen)
Grüße,
Olli