Letzte Bearbeitung am 18-Sep-04 um 18:58 Uhr ()
Da werden wieder mal einige der altbekannten Denkfehler gemacht und Behauptungen aufgestellt, die irreführend sind (obwohl ich selbst ja auch kein Freund vom Vernichten von Grünflächen bin, aber man muss dennoch fair bleiben):"Wenn man sich die mangelnde Belegung der Parkplätze anschaut (...)":
Erstens muss man da zwischen Nebensaison, Hauptsaison, Werktage, Wochentage, etc. unterscheiden. Das Problem ist nunmal, dass ein Parkplatz nicht für die durchschnittliche Auslastung reichen muss, sondern für die maximale (oder zumindest für die maximale außer an SEHR wenigen Spitzentagen).
Zweitens darf man ja auch nicht zukünftigen Bedarf vergessen. Im Moment sind die Besucherzahlen nicht so hoch, wie sie mal waren, aber es gab mal Zeiten, wo die Parkplätze nicht immer ausreichten und wenn die wirtschaftliche Lage wieder besser wird und/oder neue Attraktionen dazukommen, kann das schnell wieder so werden (oder gar noch eklatanter). Und da ist es doch besser, sich heute darüber Gedanken zu machen, als erst mal abzuwarten und wenn sie nicht mehr reichen ist die Panik groß, weil überall (auch in Anwohnergebieten) wild geparkt wird.
(Man könnnte noch mehr dazu schreiben, aber diese zwei Punkte sind schon die wichtigsten Kriterien.)
"Pendelbusse":
Das ist sicher an solchen seltenen Extremtagen eine NOTlösung, aber dauerhaft ist das sicher nicht praktikabel. Und wie ist es mit den zusätzlichen Busabgasen?
"Aber eine bis zu 30 Meter hohe Achterbahn, wie an dieser Stelle angeblich geplant, ist doch etwas überdimensioniert."
1. Mit dem "angeblich" ist das so eine Sache. Gerüchte sind keine sinnvolle Grundlage für Entscheidungen.
2. Wenn ich in den Bauplan sehe, sehe ich dort, dass die 30m Maximalhöhe für max. 50% der Fläche vorgesehen sind. Für die restlichen mind. 50% gilt eine Maximalhöhe von 20m. Und dann ist da noch die Pufferzone an den Rändern...
3. Wieso überdimensioniert? Mal angenommen, es kommt eine Achterbahn mit einer Maximalhöhe von 30m. Wenn man dies mit den Angeboten bei der Konkurrenz vergleicht, ist das fast unterdimensioniert um mithalten zu können. Man kann sagen, dass das aus optischen oder verschiedenen anderen Gründen nicht gewünscht wird, aber überdimensioniert wäre es in diesem harten Markt sicher nicht.
"Grundsätzlich fehlt immer noch eine objektive Analyse zum konkreten Flächenbedarf für das Phantasialand."
Diese Analyse hat es gegeben, nur hat sie der Politik nicht geschmeckt, was das PL zu zahlreichen teuren Kompromissen gezwungen hat und dazu führt, dass man halt eben nicht das Beste für den Standort machen kann, sondern nur "zweite Wahl", was hoffentlich dennoch ausreicht um konkurrenzfähig zu bleiben.
So ist das oft in der Politik: Gutachten die einem nicht passen werden ignoriert oder abgewandelt, bis sie einem passen; und dann wundert man sich, wieso das Gutachten nicht "aufgeht".
"Erweiterung in Richtung Naturschutz und Landschaftsschutz":
Finde ich auch sehr schlecht, aber die bessere Lösung wurde ja von Anwohnern und allen Parteien verhindert und dann gibt es nur noch zwei andere Alternativen: Erweiterung in diese Richtung oder keine Erweiterung.
"Dabei wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass das Phantasialand weitere Flächen braucht, um bei der wachsenden Konkurrenz bestehen zu können."
Das hat nicht nur das von den Grünen ignorierte Gutachten gesagt, sondern das sagt einem eigentlich der gesunde Menschenverstand: Das PL ist eh schon einer der kleinsten (aber dennoch einer der bestbesuchten) Parks Europas und hat seit Chinatown keine Erweiterung mehr bekommen, obwohl die Besucherzahlen ständig stiegen. Wenn man sieht, wie eng der Park bebaut ist und wie schlecht man an vollen Tagen durchkommt, sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass der Park schnell mehr Fläche braucht (sowohl für weitere Attraktionen und zum Entzerren der Besuchermassen als auch für Werkstätten und immer mehr Personal).
Spezialisierung auf einzelne Zielgruppen:
Da soll man also mal eben das ganze Grundkonzept über Bord werfen (das seit über 30 Jahren erfolgreich war) um neue Ausrichtungen zu probieren. Ich weiß, dass die Politik gerne mal nach dem Trial-and-error-Prinzip arbeitet (ist ja auch nicht ihr eigenes Geld, das vertestet wird), aber ein Unternehmen kann sich solche Experimente nicht leisten.
Außerdem heißt "Spezialisierung auf einzelne Zielgruppen" natürlich, dass man andere Kunden ausschließt. Entweder man findet eine Zielgruppe die den Park stärker besucht als es jetzt bei allgemeiner Ausrichtung der Fall ist oder man verliert Kunden und gefährdet damit Arbeitsplätze oder gar das ganze Unternehmen. Und da das wohl auch Änderungen am bestehenden Angebot erfordern würde, wäre der Erfolg ein großes Wagnis, das man sich nicht leisten kann. (Und wieso auch, so wie es bisher war, hat es gut funktioniert und allen gut gefallen, egal ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen, Thrillfans, Showfans, etc. Wieso soll man etwas, was seinen Erfolg seit so langer Zeit zeigt ändern, noch dazu, wenn die Änderung vermutlich viel kaputt machen würde.)
Planungssicherheit, aber nicht bereit "Karten auf den Tisch zu legen":
Also Planungssicherheit hat das PL schon ewig keine mehr, aber zum Thema "Karten auf den Tisch": Kein Mensch weiß, welche Neuheiten es in 10 oder 15 Jahren geben wird. Wie kann man dann heute schon wissen, welche Attraktion mit welchen Ausmaßen man dann dorthinbauen wird. Aber um die Flächen muss man sich natürlich dennoch zeitig kümmern, da ja die Politik gerne sehr langsam ist.
Und selbst wenn man das jetzt schon wüsste bzw. sich jetzt schon festlegen würde, wäre eine zeitige Veröffentlichung natürlich die beste Förderung der Konkurrenz. Dieses Geschäft lebt nun mal auch von der Überraschung.
"Die Situation ist natürlich verfahren. Ein Freizeitpark dieser Größe gehört nicht ans Wohngebiet."
Da hat die Kommunalpolitik, die die Siedlungsbebauungen der letzten 30 Jahre zu verantworten hat tatsächlich nicht an die Zukunft gedacht. Aber das kann man doch nicht dem PL zu Lasten legen. Diesen Punkt verstehe ich bei den wenigen Anwohnern, die vor dem PL oder zumindest in den ersten Jahren da waren. Aber viele sind erst später gekommen (und es entsteht immer noch in direkter Nachbarschaft neue Wohnbebauung).
"Nun ist es aber da und hat unbestritten seinen Wert für die Stadt Brühl."
Da bin ich aber froh, dass die das nach Jahren auch mal endlich kapieren, was das PL für Wirtschaft und Tourismus der Region bedeutet. Es gab ja Zeiten, wo manche grüne Politiker vorschlugen, das PL "umzusiedeln".
"Allen Interessen gerecht zu werden ist wahrscheinlich unmöglich."
Und wenn man sich ansieht, welche Kompromisse das PL schon beim jetzigen Park und bei zukünftigen Planungen gemacht hat, sollte man sich mal überlegen, ob die Kompromisse jetzt nicht bei Politik und Anwohnern auch mal angebracht sind, wenn man diesem so wichtigen Unternehmen nicht noch mehr schaden möchte.
"Die Grünen werden sich aber weiter dafür einsetzen, dass ein einigermaßen störungsfreies Nebeneinander (...)"
Würden sie das nur mal. Dieser Satz bedeutet für die Grünen nämlich, dass das PL am liebsten gar nicht verändern darf und am liebsten noch durch Selbstbeschränkung Kunden verliert. Wenn immer nur das PL den Kürzeren zieht, ist das kein Kompromiss mehr. Kompromisse leben von allen Seiten.
Wenn man keinen Kompromiss will, okay, aber dann soll man das auch deutlich sagen und sich damit dem demokratischen Prozess aussetzen und nicht immer solche irreführenden Halbwahrheiten verbreiten.
Marco
PS: Da mir das sehr wichtig ist, möchte ich nochmal betonen, dass auch ich gegen eine Ausdehnung in Grünflächen bin (noch dazu, wenn es Landschaftsschutz- oder gar Naturschutzflächen sind), aber man muss auch die Alternativen sehen. Ich wünschte, die bessere Lösung wäre realisiert worden (ökologisch kaum wertvolle Flächen bebauen), aber das wurde ja von Anwohnern und Politik verhindert... Und ich hätte halt auch gerne, dass dieser so schöne, besondere und gut besuchte Park, endlich mal flächenmäßig mit der Konkurrenz mithalten kann und neue tolle Dinge entstehen.
Ich will auch nicht das Fällen der Bäume sehen, aber das ist eines dieser ambivalenten Dinge, wo es für mich kein wirkliches Richtig oder Falsch geben kann.
Aber egal, wie man zu welchen Zukunftsplänen steht, man sollte dennoch fair und bei der Wahrheit bleiben und die Brühler Grünen behaupten im Zusammanhang mit dem PL immer Dinge, die man so nicht stehen lassen kann und auch wenn man gegen das Zerstören von Grünflächen ist (so wie ich es definitiv bin), muss man dennoch glaubwürdig bleiben...